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Feier-Beamtin aus Aachen möchte nach München: Wer wusste von ihrem Skandal?

Nach Recherchen der AZ zur Vorgeschichte einer Bewerberin wird die Stellenbesetzung nun erneut offiziell Thema im Rathaus in München.
von  Felix Müller
Freizeitspaß im Phantasialand - rechnet man in Aachen schon auch mal auf Steuerzahlerkosten ab.
Freizeitspaß im Phantasialand - rechnet man in Aachen schon auch mal auf Steuerzahlerkosten ab. © Archiv/picture alliance / dpa

München - Mal wurde ein eigener Strand mit Bar gemietet, mal ging es einfach nur zum Klettern. Die "Teamtage-Affäre" hält seit Monaten die Aachener Kommunalpolitik in Atem. Der Grund: Die Ausflüge von Teams der Stadtverwaltung wurden über den städtischen Haushalt abgerechnet, etwa aus den Budgets für Fortbildungen oder Dienstreisen. Und: Die Rechnungsprüfer der Stadt halten für nicht korrekt, dass sie auf diese Weise auf Steuerzahlerkosten beglichen wurden. Im Rathaus der nordrhein-westfälischen Stadt ist das Thema noch nicht abgeschlossen, in dieser Woche steht es erneut im dortigen Stadtrat auf der Tagesordnung. Und auch die Staatsanwaltschaft Aachen ermittelt weiter.

Und in München? Hierher war die Debatte übergeschwappt, weil die AZ berichtete, dass die ersten Fälle, die öffentlich wurden, allesamt in den Verantwortungsbereich einer Spitzenbeamtin fielen, die sich im Herbst in München um einen wichtigen Posten im Mobilitätsreferat von Georg Dunkel (parteilos) beworben hatte. Und das mit Erfolg. In Aachen jubelte sie schon öffentlich über den "Karrieresprung", nachdem der Stadtrat sich in nicht-öffentlicher Sitzung für sie ausgesprochen hatte. Die Frage ist: Spielte sie mit offenen Karten? Wer wusste in München von der Aachener Debatte? Der Stadtrat auf jeden Fall nicht, er wurde nicht informiert.

Feier-Beamtin will nach München: Viele Fragen im Rathaus offen

Ob die Frau wirklich wie geplant pünktlich zum 1. April im Mobilitätsreferat anfängt? Auf den Rathaus-Fluren klingt es nicht so, als hielten das noch viele für realistisch. Zum Thema wird die Stellenbesetzung - und die Frage, welche Konsequenzen für ähnliche Fälle in der Zukunft daraus zu ziehen sind - nun aber auf jeden Fall noch einmal. Die CSU bringt am Mittwoch eine offizielle Anfrage an OB Dieter Reiter (SPD) ein, die der AZ vorliegt.

CSU-Stadtrat Leo Agerer bringt das Thema auf die Tagesordnung. Er sagte der AZ: "Wir möchten dringend erfahren, wann die Verwaltung von den Vorwürfen gegen die Bewerberin gewusst hat."

Entscheidend sei nun, ob das Personalreferat die Vorfälle im Bewerbungsprozess verschwiegen hat. "Bislang wollte das Personalreferat diese Frage offenbar nicht beantworten. Daher fordern wir jetzt den Oberbürgermeister auf, hier für volle Transparenz zu sorgen."

Feier-Beamtin nach München: CSU will mehr Hintergründe erfahren

Reiters Verwaltung muss nun etwa konkret beantworten, seit wann man von den Aachener Vorwürfen wusste, wie Bewerber abgecheckt werden, ob gewährleistet ist, dass mediale Berichterstattung über Bewerber in Auswahlverfahren berücksichtigt wird.

Die CSU will auch wissen, ob Bewerbern für Führungsfunktionen Fragen zu Compliance und Werten gestellt werden - und wenn nein, warum nicht.

"Wie kann zukünftig Vorsorge getroffen werden, dass entscheidungsrelevante Problematiken - wie laufende Ermittlungen bei einem ehemaligen Arbeitgeber - schon im Auswahlgespräch angesprochen werden können?", fragt Stadtrat Leo Agerer in der Anfrage. Und: "Warum wurden weder die Teilnehmer am Auswahlgespräch noch der Stadtratsausschuss vor seiner Entscheidung im November über die Vorwürfe informiert?"

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