Fehde im Rockermilieu: Münchner Polizei durchsucht fünf Wohnungen

Die Rocker-Attacke auf offener Straße in München: Die Polizei durchsucht fünf Wohnungen, drei der flüchtigen Täter sind ihr namentlich bekannt. 
von  AZ, dpa
Marcus da Gloria Martins wechselt vorübergehend vom Münchner Polizeipräsidium ins bayerische Gesundheitsministerium.
Marcus da Gloria Martins wechselt vorübergehend vom Münchner Polizeipräsidium ins bayerische Gesundheitsministerium. © Sven Hoppe/dpa

München - Der Fall zieht weite Kreise, und die Polizei verfolgt viele Spuren: Nach der Auto-Attacke auf der Ungererstraße von Mitgliedern einer Rockergang auf einen Mann haben Polizeibeamte fünf Häuser in München durchsucht.

"Wir haben konkrete Tatverdächtige, nach denen wir suchen", sagte der Sprecher des Münchner Polizeipräsidiums, Marcus da Gloria Martins, am Freitag. Wie berichtet, schwelt die Fehde zwischen den "Hells Angels" und den "Black Jackets" seit langem, nun wird der blutige Rockerkrieg ganz offen auf Münchens Straßen ausgetragen.

Polizei bestätigt Ermittlungen im Rockermilieu

Ein schwarzer Van war in Freimann am Mittwochnachmittag in eine Menschengruppe gerast. Danach prügelten die Insassen des Wagens auf die Opfer ein und verschwanden. Bei dem Überfall ganz in der Nähe eines Edeka-Markts am Nordfriedhof wurden drei Rocker im Alter von 42, 45 und 56 Jahren zum Teil schwer verletzt.

Die Polizei bestätigte, dass sich die Ermittlungen auf das Rockermilieu konzentrieren, die Abteilung für Organisiertes Verbrechen ermittelt. Mindestens drei der nach derzeitigem Stand fünf Angreifer seien namentlich bekannt.

Fünf zunächst festgenommene Männer seien inzwischen wieder auf freiem Fuß, sagte da Gloria Martins. Am Mittwoch hatten die bislang nicht gefassten Täter den 45-Jährigen in der Nähe des Münchner Nordfriedhofs angegriffen - unter anderem mit einer zunächst nicht näher identifizierten Stichwaffe.

Polizeisprecher da Gloria Martins: "Mehrere Delikte im Raum"

Die Polizei zieht wohl auch in Betracht, dass sich die Verdächtigen ins Ausland absetzen - sie kontrolliert daher verstärkt die Grenzen. Was genau den Tatverdächtigen vorgeworfen wird und ob auch ein versuchtes Tötungsdelikt unter den Vorwürfen ist, kann da Gloria Martins nicht sagen. "Es stehen mehrere Delikte im Raum", darunter gefährliche Körperverletzung und gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr. 

Als zwei Bekannte dem 45-Jährigen am Mittwoch zur Hilfe kommen wollten, näherte sich ein schwarzer Van, der in die Gruppe und auf den am Boden liegenden 45-Jährigen zufuhr und mindestens einen der drei Männer berührte und verletzte.

Drei angegriffene Männer nicht mehr im Krankenhaus

Danach stiegen die Insassen aus und gingen - gemeinsam mit den Tätern, die vorher schon den 45-Jährigen angegriffen hatten - erneut auf die Gruppe los. Die drei angegriffenen Männer kamen ins Krankenhaus, sind dort inzwischen aber nicht mehr, wie da Gloria Martins sagte. Mindestens einer von ihnen habe sich selbst "auf eigenes Risiko" entlassen.

Wie berichtet, läuft seit November 2019 läuft am Landgericht München I der Prozess gegen einen Mann aus dem Umfeld der "Hells Angels". Er ist wegen versuchten Mordes angeklagt - an dem Mann, der nun auch am Mittwoch Opfer der Auto-Attacke wurde, und an dessen Bruder.

Folgt ein neuer Racheakt? "Wir sind sehr wachsam"

Der Angeklagte soll den Brüdern 2015 in einem Münchner Club während einer Veranstaltung mit dem Titel "Istanbul Night" nacheinander ein Messer in den Bauch gerammt haben. In diesem Prozess tritt der nun am Mittwoch wieder attackierte 45-Jährige als Nebenkläger auf. Nach Medienberichten provozierte er die "Hells Angels" dort immer wieder heftig.

Die "Hells Angels wiederum reisen zu nahezu jedem Prozesstermin in so großer Zahl an, dass das Gericht jedes Mal Verstärkung von der Polizei anfordern muss. Konkrete Hinweise darauf, dass nun von der gegnerischen Seite mit einem Racheakt gerechnet werden muss, hat die Polizei nach Angaben von da Gloria Martins zwar nicht. Aber: "Dass da womöglich Wechselwirkungen zu erwarten sind, ist nicht ausgeschlossen. Wir haben keine konkreten Hinweise, sind aber sehr wachsam."

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