FDP-Politiker fordert: Flughafen "Franz Josef Strauß" umbenennen!
Schmiergeld-Vorwürfe gegen den ehemaligen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß: Die Hintergründe und was prominente Politiker zur FDP-Forderung sagen.
München - Sehr gebräuchlich ist der Name „Franz Josef Strauß“ für den Münchner Flughafen ohnehin nicht. In der Folge der gegen den Namensgeber neu erhobenen Korruptionsvorwürfe des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ hat jetzt der bayerische FDP-Vorsitzende Albert Duin gefordert, den zweitgrößten deutschen Flughafen offiziell umzubenennen.
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„Seine Verfehlungen und Vergehen sind mindestens so zahlreich wie seine Verdienste“, sagt Duin am Wochenende. „Unser Flughafen soll nicht den Namen eines machtarroganten Gauners tragen.“ Duin hat gleich noch einen Vorschlag parat, wie Münchens Tor zur Welt dann heißen sollte: „Ich schlage vor, ihn in ,Luise-Kiesselbach-Flughafen‘ umzubenennen. Im Gegensatz zu Strauß war Kiesselbach ein Vorbild und eine integere Persönlichkeit.“
In vier Jahren soll Strauß 490.892 Mark erhalten haben
Es sind schwere Vorwürfe, die der „Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe gegenüber Bayerns Ex-Ministerpräsidenten und CSU-Ikone Franz Josef Strauß erhebt: Der 1988 verstorbene ehemalige Verteidigungs- und Finanzminister soll über mehrere Jahre hinweg mittels einer Briefkastenfirma hohe Geldbeträge von Unternehmen erhalten haben. Das sollen laut „Spiegel“ bis dato unbekannte Unterlagen der Wirtschaftsberatungsfirma „Eureco“ belegen.
Bei seinen Recherchen für seine Strauß-Biografie ist Politikwissenschaftler Peter Siebenmorgen auf diese Akten gestoßen. Doch was wirft der „Spiegel“ dem ehemaligen bayerischen Landesvater genau vor? Das „Eureco Büro für Wirtschaftsforschung“ war von Strauß, seiner Gattin Marianne und Rechtsanwalt Reinhold Kreile 1964 gegründet worden. Letzterer sorgte dafür, dass der Name Franz Josef Strauß nirgendwo im Zusammenhang mit „Eureco“ auftauchte.
Über eben dieses Wirtschaftsforschungsbüro zahlten diverse Firmen den Recherchen zufolge Geld an Strauß – von BMW und Bertelsmann über Daimler bis hin zu Firmen aus dem Flick-Imperium. Die Gelder sollen bis in die 1980er-Jahre geflossen sein. Alleine zwischen den Jahren 1964 und 1968 soll sich so laut „Spiegel“ ein Betrag von 490.892 D-Mark summiert haben. Als Bundesminister hatte Strauß damals „nur“ 90.000 Mark jährlich verdient.
Gegenleistungen sollen die Firmen den Unterlagen zufolge offenbar nicht erhalten haben. Die Verträge waren eher vage gefasst, zumeist ging es um volks- und betriebswirtschaftliche Beratungen.
Rechtsanwalt Kreile lehnt im Hinblick auf seine anwaltliche Schweigepflicht jede Stellungnahme ab. Er lege aber Wert auf die Tatsache, dass die „an ,Eureco‘ geleisteten Beratungshonorare ohne jegliche Beanstandung seitens der Finanzämter blieben“.
„Die haben gut daran getan, seinen Rat zu holen“, sagt Gauweiler
Der frühere Weggefährte von Strauß, Peter Gauweiler (CSU), weist die Vorwürfe gegen den Ex-Landesvater zurück. „Strauß hat nach seinem Ausscheiden aus der Bundesregierung Industrieunternehmen beraten. Die haben gut daran getan, seinen Rat zu holen. Solche Beratungen haben viele Mitglieder früherer und späterer Regierungen getan“, sagt Gauweiler dem Bayerischen Rundfunk.
Die Generalsekretärin der Bayern-SPD, Natascha Kohnen, verlangt in der AZ vor dem Hintergrund der Rechercheergebnisse „einen aufklärerischen Umgang der CSU gegenüber Strauß und seinem vermeintlichen Erbe“. „Sollte sich der Verdacht der Korruption gegen ihn bestätigen, gehört die Überprüfung als Namenspatron des Münchner Flughafens auf die Tagesordnung“, fordert Kohnen.