Florian Post: "Die SPD ist froh, mich loszuhaben. Und ich auch"

Polit-Rebell Florian Post ist jetzt aus der SPD ausgetreten. Er verabschiedet sich mit einer Abrechnung – und die Münchner Parteispitze kontert.
von  Christina Hertel
Florian Post im Bundestag.
Florian Post im Bundestag. © Jörg Carstensen/dpa/Archivbild

München - Die SPD hat einen Rebellen weniger: Florian Post ist aus der Partei ausgetreten. Acht Jahre lang saß er für die SPD im Bundestag, nach der Wahl vergangenen Herbst schied er aus. Er hatte damals allein um das Direktmandat im Münchner Norden gekämpft – ohne Rückhalt seiner Partei. Jetzt verabschiedet er sich von der SPD mit einer Abrechnung.

„Der Umgang mit mir damals war verletzend“, sagt er. „Aber das allein war kein Austrittsgrund.“ Dafür sei er zu sehr in der SPD verwurzelt: Seine Mutter war SPD-Bürgermeisterin in einem Dorf in der Oberpfalz. Er selbst trat vor knapp 18 Jahren ein – und machte Karriere. 2013 zog er für die SPD in den Bundestag ein. „Das Mandat war nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung“, sagt Post.

Post mahnt "Entfremdung" zwischen Mitgliedern und Parteifunktionären an

Was ihn nun zum Austritt bewog? Post erklärt dies in einem zwei Seiten langen Brief an den Münchner SPD-Chef Christian Köning. Darin heißt es: Es sei „in der SPD allgemein und in der Münchner SPD im Besonderen eine Entfremdung“ entstanden. Und zwar zwischen der „Funktionärsschicht“ und den Mitgliedern, Wählern und Ex-Wählern, die die SPD (so sieht es zumindest Post) gar nicht mehr zurückholen will.

 

Post schreibt: „Früher setzte sich die SPD selbstverständlich für Handwerker, Gewerbetreibende und Gastronomen ein. Heute feiert man stolz, dass sie für diese Gruppe die Parkgebühren um mehrere hundert Prozent verteuert hat.“ Und weiter: „Eine riesige Mehrheit (...) befremdet, dass Gender-Sternchen (...) plötzlich das Wichtigste sein sollen.“ Zur AZ sagt Post noch: „Die SPD kreist viel zu sehr um sich.“ Statt um Inhalte gehe es bloß darum, die immer kleiner werdende Anzahl an Posten zu verteilen.

Der Münchner SPD-Chef Christian Köning kann das alles nicht nachvollziehen. Post habe sich schon seit fast eineinhalb Jahren nicht mehr an den Debatten der Münchner SPD beteiligt.

Post ist inzwischen mehrfacher Immobilieneigentümer

Zuletzt habe sich die Münchner SPD klar für Mehrentlastungen angesichts der hohen Energiekosten ausgesprochen. „Uns geht es sehr wohl um die ‚normalen‘ Münchnerinnen und Münchner“, sagt Köning. Ob Post zu diesen Leuten gehört? In seinem Brief warnt er, Menschen, die es „durch jahrelange Anstrengung“ zu Wohneigentum gebracht haben, als Millionäre zu diffamieren – und mit einer Vermögenssteuer um ihr Eigentum zu bringen. Gleiches gelte für Erben von Immobilien.

 

Zu dieser Gruppe gehört Post übrigens selbst: Er verwaltet inzwischen Gewerbeimmobilien in München und Frankfurt, die er von seinem Onkel geerbt hat, erzählt er. „Mir geht es rund um gut. Die SPD ist wahrscheinlich froh, mich los zu haben. Und ich bin es auch.“ Und was seine SPD-Mama zu dem Austritt sagt? „Sie kann es verstehen.“

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