Fast zu Tode getreten: Opfer leidet bis heute
MÜNCHEN - Es war das erste Wiedersehen mit seinen Peinigern: Jürgen W. wurde vor elf Monaten von vier Männern verprügelt. Im Gerichtssaal würdigte er die Täter keines Blickes: „Ich will davon nichts wissen.“
Jürgen J. (28) leidet bis heute. Der Heizungsbauer wurde vor elf Monaten von vier jungen Männern nach einem Streit bei einer Schaumparty in Wielenbach am Ammersee brutal zusammen geschlagen und getreten. Das Schläger-Quartett (20 bis 30 Jahre alt) sitzt seit einem Monat wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung auf der Anklagebank des Landgerichts München II. Am Freitag kam es zum Wiedersehen mit dem Opfer. Doch der im August 2009 lebensgefährlich verletzte Mann würdigte seine Peiniger keines Blickes.
Angstzustände habe er nicht, aber „ich fühle mich nicht wohl“. Sein Kurzzeitgedächtnis habe stark gelitten, berichtet der 28-Jährige. So komme es vor, „dass ich mit der Kaffeetasse in der Küche stehe und nicht mehr weiß, was ich wollte“. Seine alten Verletzungen - er hatte Hirnblutungen erlitten, die linke obere Augenhöhle sowie die Kiefernhöhlenhinterwand waren von den Schlägern gebrochen worden - spürt er jedes Mal schmerzhaft, wenn das Wetter wechselt.
Drei Briefe kamen von den Angeklagten. „Die habe ich ungeöffnet in einen Karton gesteckt.“ Warum, fragt der Richter nach. „Ich will davon nichts wissen.“ Auch am Freitag schaut er demonstrativ in eine andere Richtung, als sich die Angeklagten bei ihm entschuldigen. Der Prozess wird fortgesetzt. Ein Urteil soll am 18. August fallen. jot
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