Fast reine Männerwelten

An diesem Donnerstag ist Girl's Day: Schülerinnen schnuppern in Männerberufe. Die AZ hat sich bereits im Vorfeld umgesehen: Drei Frauen über ihre Arbeit mit Bikes, Formeln und Kaminen.
von  Abendzeitung

MÜNCHEN - An diesem Donnerstag ist Girl's Day: Schülerinnen schnuppern in Männerberufe. Die AZ hat sich bereits im Vorfeld umgesehen: Drei Frauen über ihre Arbeit mit Bikes, Formeln und Kaminen.

Mädchen an die Maschinen: Am „Girls’ Day“ sind über 2700 Münchner Schülerinnen unterwegs, um sich männerdominierte Berufsbereiche anzusehen. Mit dem bundesweiten Aktionstag, der auch vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, sollen Mädchen für technische und techniknahe Berufe begeistert werden.

Positives in dieser Richtung zeigt sich schon: So studierten im Wintersemester 2006/2007 fast doppelt so viele Mädchen das ingenieurswissenschaftliche Fach Mechatronik wie noch ein Jahr zuvor. Dennoch sind Frauen in technischen und naturwissenschaftlichen Studiengängen unterrepräsentiert. Auch in klassischen, männlichen Ausbildungsberufen wie KfZ-Mechaniker oder Fleischer waren im Jahr 2007 nur etwa neun Prozent der Azubis weiblich. Doch der Trend ist klar, Geschlechterklischees lösen sich auf.

Die AZ sprach mit drei Münchnerinnen, die den beruflichen Schritt in die Männerwelt gewagt haben - und es jederzeit wieder tun würden.

Schrauberin in der Rockerbox

Irmgard Kronester hat oft dreckige Fingernägel. Seit 15 Jahren repariert und restauriert die 50-jährige Münchnerin in liebevoller Kleinarbeit in ihrer Deisenhofener Werkstatt „Rockerbox“ Motorräder von Triumph bis Moto Guzzi.

Zu ihrem Beruf kam sie auf Umwegen, nachdem sie ihr Job als Medizinisch- Technische Assistentin mehr und mehr langweilte. „Da habe ich einfach mein Hobby zum Beruf gemacht“ - ein Entschluss, den sie bis heute nicht bereut. Und das, obwohl ihr der Einstieg nicht leicht gemacht wurde: „Vor allem von den Kunden kam erst einmal Skepsis, weil ich ja ’nur’ eine Frau bin.“

Mittlerweile bildet Irmgard Kronester selbst junge Mädchen zu Zweirad-Mechanikerinnen aus und merkt dabei immer wieder, wie groß die Ablehnung gegenüber ihrem Beruf weiterhin ist: Mehrfach verboten Eltern ihren Töchtern, eine Ausbildung zum „schmutzigen“ Motorrad- Mechaniker zu machen. „Das liegt wohl leider am fälschlicherweise negativen Image der Biker-Szene.“

Die Kaminkehrerin

In Harlaching ist der Schwarze Mann eine Frau: Manuela Bautz (38) ist eine von drei Bezirkskaminkehrermeisterinnen in München - 79 Bezirke gibt es. Ihre ersten Berufs-Eindrücke sammelte sie als Teenager an der Seite ihres damaligen Freundes: ein Kaminkehrer. Die Liebe ging, der Berufswunsch blieb.

Auch, wenn die Eltern ihre Tochter lieber als Studentin gesehen hätten. Dass sie ein Mädchen ist, ließ man Manuela Bautz in der Lehrzeit nicht spüren - sie musste einfach ihren Mann stehen: „Wie alle anderen musste ich schwere Leitern schleppen. Niemand hat gesagt ’Ich mache das für Dich.’“

Auch heute würde sie sich jederzeit wieder für ihren Traumberuf entscheiden: „Ob Mann oder Frau ist in diesem Beruf egal. Hauptsache,man ist schwindelfrei.“

Computer-Crack

„Ich war immer ich - ungeachtet meines Geschlechts.“ Deshalb war es für Gudrun Klinker (50) auch nie eine Frage, ob eine Karriere im Bereich Informatik realistisch ist. Heute lehrt und forscht sie als Professorin an der TU München im Bereich Mensch-Maschine-Kommunikation.

„Bei uns geht es auch darum, wie Menschen mit neuen Techniken zum Beispiel bei Computerspielen, beim Autofahren oder in der Medizin intuitiv zurecht kommen. Und das ist sehr spannend!“ Mit Vorurteilen wurde sie nie konfrontiert: „Ich fühle mich sehr bestätigt und auch das Studium hat viel Spaß gemacht.“

Interessierten Mädchen empfiehlt Gudrun Klinker, sich Informationen aus erster Hand zu holen. „An der TU bieten wir für Mädchen Ferienkurse an. Die dauern eine Woche.“

Barbara Grimm

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