Fast 2.000 Störungen! Münchner S-Bahn-Weichen sind marode

Das hat die Bahn in den letzten zehn Jahren im Münchner Netz gezählt. Von 328 Weichen werden nur 38 erneuert. SPD schäumt: "Das reicht nicht!"
Irene Kleber |
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Eine S-Bahn fährt in München aus einem Tunnel.
Eine S-Bahn fährt in München aus einem Tunnel. © Frank Leonhardt/dpa

München - Mit dem ersten Nachtfrost, der für München angekündigt ist am Wochenende, dürfte es wieder bitter werden für die S-Bahnpendler. Winterliche Zugverspätungen und -ausfälle sind erwartbar, wie alle Jahre wieder, in denen Bürger sich fragen: Warum bekommt die Bahn den Winter auf der Schiene nicht in den Griff?

3,8 Störungen jede Woche im Münchner Netz

Der SPD-Landtagsabgeordnete Markus Rinderspacher hat Ursachenforschung betrieben - und bei der Bahn erfragt, wie viele Weichenstörungen sie im Münchner S-Bahnnetz in den letzten zehn Jahren eigentlich gezählt hat. Die Zahl, die ihm genannt wurde, ist schon happig: Fast 2.000 Weichenstörungen (genau: 1.960) waren es im Zeitraum 2010 bis 2019. Runtergerechnet waren das im Schnitt 3,8 Störungen jede Woche - und jedes Jahr im Schnitt an die 100 Stunden Zugausfälle.

Landtagsvizepräsident Markus Rinderspacher (SPD).
Landtagsvizepräsident Markus Rinderspacher (SPD). © Stroike

"Das liegt vor allem daran, dass die Weichen längst alt und rostig geworden sind", sagt Rinderspacher, der auch Landtagsvizepräsident ist, zur AZ. "Die Schienenweichen sind im Schnitt 18 Jahre alt" - und das, obwohl mehr als ein Drittel der Münchner Weichen seit 2011 für 30 Millionen Euro schon ausgetauscht worden ist.

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S-Bahn-Weichen: Jede Zehnte soll erneuert werden

Durchschnittlich ist eine Weiche 20 bis 35 Jahre in Betrieb - je nach Weichentyp und Belastung, hat Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) dem SPDler auf dessen Anfrage hin geschrieben.

Knapp jede zehnte Schienenweiche im Münchner Netz soll nun bis 2025 erneuert werden. Rinderspacher rechnet vor: "Von 328 Weichen im Münchner Gesamtnetz sind das 38 Stück - mit Kosten von rund 8,7 Millionen Euro." Heuer sind gerade mal zwei Weichen erneuert worden, in Pasing, für 200.000 Euro. "Das reicht nicht", so der SPD-Politiker, "wir müssen intensiv in die Schienen-Infrastruktur investieren. Der Schienenverkehr muss Priorität haben, bei jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter!"

Rindersbacher will beheizbare Weichen

"Es gibt längst moderne Weichen, die im Winter beheizbar sind, sodass sie nicht so leicht einfrieren", sagt der SPD-Mann. Die Ministerin habe auch geschrieben, dass das neue Weichen-Diagnose-System Diana durch Sensoren und eine digitale Plattform Weichenstörungen und Verschleiß auch früher erkenne. Dort, wo die neue Technik schon im Einsatz sei, sei die Zahl der Störungen um rund zehn Prozent gesunken.

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) hatte bereits im Winter 2018 den Zustand der S-Bahn-Infrastruktur in München kritisiert und gefordert, die Störungen "auf ein Minimum zu reduzieren".

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17 Kommentare
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  • Mobilitätsfreund am 22.11.2020 17:45 Uhr / Bewertung:

    " .... In der Tat konzentriert sich der Bund seit Langem auf die Zukunft des Straßenverkehrs, anstatt die Aufholjagd für das System Schiene zu eröffnen. Von 2007 bis 2017 etwa unterstützte der Bund Forschung und Entwicklung in der Automobilindustrie mit gut einer Milliarde Euro, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Fraktion der Linken hervorgeht. Gut 200 Millionen Euro davon flossen direkt aus dem Etat des Verkehrsministers. Hersteller und Zulieferbetriebe für Schienenfahrzeuge erhielten in der gleichen Zeit aus dem Verkehrsetat 16,4 Millionen Euro. ..."
    Quelle: Handelsblatt vom 21.11.2020 - "Bundeshaushalt „Digitalisierung der Bahn findet noch nicht statt“ – Experten kritisieren mangelnde Forschungsförderung
    Der Bund setzt zwar auf die Bahn als umweltfreundliches Verkehrsmittel. Doch mit dem nächsten Etat fördert er vor allem die Zukunft von Auto und Lkw"

    Fazit: Es ändert sich nichts an der "Auto first" in der bayerischen und deutschen Verkehrspolitik.

  • Superturner am 22.11.2020 19:55 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Mobilitätsfreund

    Schon mal gelesen, wie viel der Staat in die Migrantenpolitik investiert und die über die Fehlleitung der KFZ- Steuer....

  • akiboi am 20.11.2020 18:39 Uhr / Bewertung:

    Die meisten Weichen sind schon lange beheitzt, und das schon lange.
    Die gibt es schon seit den 60er Jahren. Die neueren Weichenheizungen mussten ja unbedingt
    energiesparend sein. Nun habt Ihr den Salat. Die Leistung ist viel geringer , als bei den alten
    Heizungen und sind auch viel öfter defekt.

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