Familie Stadtmüller: O’sitzen mit Wolfsbarsch

München - Gleich nach dem Haupteingang mischt sich in den Geruch gebrannter Mandeln das rauchige Aroma saftiger Makrelen, Saiblinge, Lachsforellen und Wolfsbarschen, die vor der Fischer-Vroni auf ihren Spießen braten. Hier draußen, beim Fisch, hat Hans Stadtmüller einst seinen Wiesn-Einstand gegeben. „Furchtbar war’s: Da gab’s noch keine Waage, der Fisch ist gehoben und geschätzt worden“, sagt der Wiesnwirt. „7 bis 16 Mark hat eine Makrele gekostet. Wenn ich gesagt hab’: 12 Mark – dann sagten die Leut’ spinnst, ich geb dir an Zehner.“
Also nahm der 16-Jährige Hans den Zehner. Was wiederum seine Mutter nicht begeistert hat. Und nächstes Jahr ging der junge Stadtmüller lieber rein ins Zelt, zum Bier. Heute ist er selbst der Wirt, offiziell mit Frau Monika und Schwester Silvia. Bei Stadtmüllers aber hilft die ganze Familie zusammen, auch die 24-jährige Tochter Melanie, und Sohn Hans, 17 Jahre, steht dieses Jahr zum ersten Mal in der Küche. Stadtmüller’s Opa Karl Winter war es, der zum ersten Mal auf der Wiesn Steckerlfisch anbot – Karl Winter, Münchens erster Fischgroßhändler.
Seine Töchter Evi Stadtmüller und Anita Schmidt übernahmen das Zelt; nach 53 Jahren als Fischer Vroni starb Hans Stadtmüllers Mutter vor zehn Jahren, mit 67, an Krebs. Übers Jahr verteilt bringt der Fischer-Vroni-Clan sein Meergetier in den Biergärten – Hirschau, Augustinerkeller – an den Mann. Und natürlich auf der Auer Dult. „Da sind wir alle zusammen. Und ich liebe diese Zeit, weil man da näher dran ist an den Leuten. Und am Fisch. Da brate und salze ich noch selbst“. Hans Stadtmüller ist keiner mit Allüren. In seinem Neuhauser Jagdschlössl steht er selbst an der Schenke. Hier gibt’s samstags Steckerlfisch, und zwar gebraten von seinem Onkel Helmut Scheffler, 75 Jahre, seit 1951 bei der Fischer-Vroni dabei. „Da hat er seine eigenen Stammgäste, die jeden Samstag ihren Fisch bei ihm kaufen.“
Anfangs war die Familien-Spezialität eher hinderlich auf der Wiesn: „Die Leute haben gedacht, bei uns gibt’s nur Fisch.“ Dabei macht er nur die Hälfte der Karte aus, Hendl und Schweinsbraten gibt’s hier ebenso. Stadtmüller schwärmt vom Wolfsbarsch, der seit drei Jahren auf den Spießen landet: „Ganz mageres Fleisch, wenig Gräten.“ Sein liebster Tag auf der Wiesn ist streng genommen noch gar keiner: Freitagabend vor dem Anstich kommt das ganze Fischer-Vroni-Team zusammen. „O’sitzen nennen wir das – da ist die Vorfreude riesig, alles ist fertig – und die Wiesn sieht noch so neu aus. Das ist schon besonders schön.“
Am nächsten Tag rollt der Kahn los, mit dem Stadtmüllers einziehen. Der Wiesnwirt selbst wartet im Zelt. Er lässt Frauen und Kindern den Vortritt beim Winken: „Das ist bei uns immer so gewesen.“