Falschparker auf Radwegen: Münchner Betroffene wehren sich im Internet

Immer mehr Radler ärgern sich über falsch abgestellte Fahrzeuge in München – im Internet machen sie ihrer Wut Luft. Die Polizei kontrolliert zwar, kommt aber nicht hinterher.
von  Von Annika Schall
Autos und Lieferwagen, die auf dem Radweg parken und so zur Gefahr für Radler und Fußgänger werden können. Solche Situationen sind in ganz München zu beobachten.
Autos und Lieferwagen, die auf dem Radweg parken und so zur Gefahr für Radler und Fußgänger werden können. Solche Situationen sind in ganz München zu beobachten. © Isargirl

München - Manchmal sind es nur ein paar Zentimeter, manchmal finden gleich alle vier Reifen Platz und in einigen Fällen wird auch noch gleich ein Anhänger sauber auf den eigentlich verbotenen Abstellplatz bugsiert: Autos, die auf Fahrradwegen halten, sind vielen Radlern ein Dorn im Auge.

In dem sozialen Netzwerk Twitter machen nun einige von ihnen ihrem Ärger Luft. Unter dem Hashtag #runtervomradweg laden sie Fotos der dreistesten Falschparker und ihrer Manöver hoch. Hinter dem Schlagwort steckt die Münchner Twitter-Nutzerin Sandra J. Jeden Tag fährt sie mit dem Rad.

Genervt haben sie die Falschparker schon lange. Im Juli fing sie dann unter dem Namen Isargirl an, auf Twitter das zu zeigen, was ihr täglich in die Quere kam. Auslöser war ein Schreckmoment: "Ich musste um einen Falschparker herumfahren und kam dabei recht nah an einen Fußgänger heran, der aus einer Einfahrt kam", erzählt sie. "Da ist mir bewusst geworden, wie gefährlich das ist."

"Bilde mir das Problem nicht nur ein"

Auf Isargirls Fotos sieht man besonders häufig Lieferwagen und Paketzusteller. Ob das an der Uhrzeit liegt, zu der sie meist mit dem Rad unterwegs ist, oder daran, dass Lieferanten unter Zeitdruck besonders häufig die Verkehrsregeln brechen, das weiß auch sie nicht. Bestätigen kann sie inzwischen allerdings, dass viele Münchner von dem Thema genervt sind: "Ich bekomme sehr viele Rückmeldungen von Leuten, die sich auch ärgern. Ich bilde mir das Problem nicht nur ein."

Einer, der sich auch ärgert, ist Student Philipp G. Er postet auf Twitter unter dem Namen GreenVeloCity Fotos von Falschparkern. Anders als Isargirl hat es ihm dabei aber eine Stelle besonders angetan: Der Fußgängerüberweg an der Reichenbachstraße Ecke Fraunhoferstraße sei fast täglich von Autos blockiert, sagt Philipp.

"Das ist nicht nur für die Fußgänger ärgerlich, auch für Radfahrer entsteht so eine gefährliche Engstelle." Seit einem Jahr fotografiert er die Stelle, inzwischen ist eine beeindruckende Kollektion von Falschparker-Fotos zustande gekommen.

Bevor er sein Problem öffentlich machte, hatte der Student sich auch mit der Stadt in Verbindung gesetzt: "Man hat sich auch zurückgemeldet, aber passiert ist nichts", berichtet er. Sandra J. unterdessen hatte auch versucht, die Falschparker auf ihr Verhalten anzusprechen, mit ähnlich unbefriedigenden Ergebnissen: "Die Antwort ist, es sei ja nur kurz, oder es wäre doch noch genug Platz", erzählt sie. Beides spielt rein rechtlich betrachtet aber keine Rolle. Sowohl Halten als auch Parken sind auf Radwegen nicht erlaubt. Wer erwischt wird, zahlt ein Bußgeld.

Polizei kontrolliert regelmäßig

Bei der Münchner Polizei kennt man das Problem mit den Falschparkern auf Radwegen. Man kontrolliere diese Bereiche deshalb auch mit Fahrradstreifen regelmäßig, heißt es. Zudem gibt jedes Jahr im Frühling die Aktion "Gscheid Radln" eine Art Schwerpunkt-Einsatz, bei der auch Falschparker verstärkt in den Fokus rücken.

Jedoch, so eine Sprecherin auf AZ-Anfrage, sei das Einsatzaufkommen in München auch in anderen Bereichen meist recht hoch, so "kommt es natürlich vor, dass Überwachungen im ruhenden Verkehr hinter Einsätzen höherer Priorität zurückgestellt werden. Häufig werden den Radfahrern entsprechende Falschparker natürlich früher auffallen als Polizeistreifen". Die Polizei bittet in solchen Fällen die Radler ausdrücklich darum, der Polizei die Falschparker zu melden.

Für den Allgemeinen Deutsche Fahrradclub München (ADFC) ist das eine nur bedingt praktikable Lösung: "Dafür braucht man schon sehr viel Zeit", so Martin Glas, der Vorsitzende des Verbandes. Der ADFC kritisiert die Bußgelder als zu niedrig und die Kontrollen als nicht effizient genug. "Da würden wir uns von der Politik mehr Unterstützung wünschen", so Glas.


Begegnen Sie auch oft Falschparkern? Schreiben Sie uns: leserforum@az-muenchen.de

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