Falsches Impressum: Polizei konfisziert Protest-Flyer

Die Polizei konfiszierte am Donnerstagabend Flyer des Zentrums für politische Schönheit. Der Grund soll ein fehlerhaftes Impressum sein. Die Aktivisten halten dagegen.
München - "Verteile dein Flugblatt in der Diktatur!“ – ein Protestaufruf, wie ihn Sophie und Hans Scholl starteten. Und eine Kunstaktion des Zentrums fur politische Schönheit. Schauplatz ist die Kaufinger Straße, auf der sie mit einem Infostand für den Widerstand werben.
Die Münchner Polizei kann mit dieser Art von Kunst wenig anfangen. Sie beschlagnahmte am Donnerstagabend einige der Flyer. Der Grund: "Das Impressum auf den Flyern ist fehlerhaft", schildert Markus Ellmeier vom Münchner Polizeipräsidium. Wer Flyer veröffentlicht, müsse gewisse Vorschriften einhalten.
Die Organisation selbst sieht das anders: Auf ihrer Facebook-Seite behauptet das Zentrum für politische Schönheit, die Polizei ginge von einer "üblen Gefahr" aus. "Das ist ein ganz klarer Eingriff in die Kunstfreiheit!", glaubt Pressesprecherin Thilda Rosenfeld. Diesem Vorwurf widerspricht die Polizei vehement. "Diese Info ist definitiv nicht von uns!", sagt Ellmeier.
Spontanversammlung angemeldet und abgesagt
Laut Rosenfeld hätte die Polizei abgewartet und diskutiert, ob die Flyer rechtmäßig wären. Während das Zentrum für politische Schönheit bis heute glaubt, sich vorschriftsmäßig verhalten zu haben, lautet Ellmeiers Kommentar: "Die Kollegen vor Ort haben das anders gesehen."
Die Reaktion der Aktivisten: Sie wollten eine Spontanversammlung anmelden, die Polizei schickte zwei weitere Streifen in die Kaufinger Straße. Während die Verantwortlichen die notwendigen Formulare ausfüllten, entschieden sie sich doch dagegen. Ganz schön viel Wirbel - eigentlich wollte das Zentrum für politische Schönheit einmal keinen Widerstand leisten, sondern feiern.
Beste Flugblätter prämiert
In den Kammerspielen fand die Preisverleihung der zehn besten Flugblätter statt. Jene Aktion, deren Flyer die Polizei in der Innenstadt sicherstellte. Prämiert wurden die zehn besten Flugblätter, die den Protest gegen eine Diktatur darstellen - und in ihr verteilt werden sollen. Das Siegerflugblatt trägt den Titel "An alle Türken".
Wie auf allen anderen Flugblättern wird darin behauptet, die Aktion würde aus Mitteln des Freistaates Bayern und der Bundesregierung finanziert.
60 Interessierte hätten sich darüber hinaus bereits gemeldet, um in ein entsprechendes Land zu fliegen.
Ob man das Vorgehen des Zentrums für politische Schönheit für Satire oder eine Frechheit hält: Sophie und Hans Scholl hatten sicher kein vorschriftsmäßiges Impressum auf ihren Flyern.