Falscher Polizist soll Kinder missbraucht haben: Angeklagter bestreitet Vorwürfe

Prozess am Landgericht: Ein 52-jährger, psychisch kranker Mann bestreitet den Vorwurf.
von  AZ/dpa
Der Angeklagte wird zum Prozessauftakt von einem Justizbeamten an seinem Platz im Gerichtssaal gebracht. Der Mann soll sich in Weilheim als Polizist ausgegeben und Kinder missbraucht haben.
Der Angeklagte wird zum Prozessauftakt von einem Justizbeamten an seinem Platz im Gerichtssaal gebracht. Der Mann soll sich in Weilheim als Polizist ausgegeben und Kinder missbraucht haben. © Peter Kneffel/dpa

München/Weilheim - Gegenüber einem Gutachter hat Hermann T. (52, Name geändert) erklärt, dass er keinerlei sexuelles Interesse an Kindern oder Jugendlichen habe. Und dennoch sitzt der psychisch kranke Mann am Dienstag auf der Anklagebank, weil er sich im Herbst 2021 in Weilheim und Schongau gegenüber drei Buben (elf bis 13 Jahre) als Polizist ausgegeben und zwei von ihnen missbraucht haben soll.

Täter psychisch krank und nicht schuldfähig

Die Staatsanwaltschaft will ihn dauerhaft in der Psychiatrie unterbringen. Hermann T. leidet laut Antragsschrift an einer psychischen Krankheit und sei bei den Taten nicht schuldfähig gewesen.

Hermann T. hat zur Überzeugung der Ermittler zwei der Buben missbraucht. Doch der streitet das ab. „Ich war das nicht“, sagt der 52-Jährige zum Prozessauftakt. Weiter wolle er sich aber nicht äußern. Weder zu den Taten, noch zu seiner persönlichen Vita.

Staatsanwaltschaft ist sich mit Vorwürfen sicher

Sein Verteidiger Jürgen Hadinger erklärt, dass die Vorwürfe für seinen Mandanten „eine Katastrophe“ seien. Damit müsse er „jetzt erstmal zurechtkommen“.

Doch die Staatsanwaltschaft ist sich sicher, dass der 52-Jährige unter dem Vorwand, er fahnde wegen einer Sachbeschädigung nach jugendlichen Tätern, einen Zwölfjährigen im September 2021 in ein Gebüsch in Weilheim gelockt habe, um ihn dort zu durchsuchen. Dabei soll er dem Buben eine falsche Polizeimarke gezeigt und ihn bei der angeblichen Durchsuchung intim angefasst haben.

Missbrauch in zwei Fällen

Ganz ähnlich das mutmaßliche Vorgehen bei einem Elfjährigen einige Tage später: Hier soll sich Hermann T. mit den Worten „Stopp, Polizei“ an den Buben gewandt haben. Der 52-Jährige behauptete, ihn durchsuchen zu müssen, weil einige Jugendliche zuvor Pflanzen aus einem Maisfeld ausgerissen hätten und er ausschließen müsse, dass der Elfjährige zu dieser Gruppe gehöre.

Außer diesen Amtsanmaßungen wird Hermann T. vorgeworfen, bei zahlreichen Gelegenheiten in Tankstellen und Supermärkten Ware gestohlen zu haben. Die Rede ist von Champagner und Whiskey, aber auch kistenweise Bier und Wasser nahm er mit, ohne zu bezahlen. Die Antragsschrift listet zahlreiche Ladendiebstähle auf. Mehrmals soll Hermann T. zudem getankt haben, ohne die Rechnung zu begleichen. Auch einen Taxifahrer, der ihn von Landsberg nach Weilheim brachte, prellte er um den Fahrpreis.

Ladendiebstahl, Betrug, Missbrauch

Dazu kommen weitere Betrugsfälle, weil er unter anderem zwei Autos gekauft habe, ohne die Mittel zu haben, die Raten zu bedienen. Der Schaden belaufe sich insgesamt auf über 50.000 Euro.

Diese Fälle räumte er im Gegensatz zu den Missbrauchsvorwürfen über seinen Verteidiger weitgehend ein. Hadinger: „Er hält es für durchaus möglich, dass das alles so passiert ist.“

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