Falscher Polizist gesteht vor Gericht: Prozess geht weiter
München - Wieder muss sich das Landgericht mit dem Fall eines falschen Polizisten befassen. Auf der Anklagebank sitzt ein 21-Jähriger.
Anklage: Täter gab vor, das Vermögen sei in Gefahr
Ben T. (Name geändert) war laut Anklage Abholer und Logistiker innerhalb der inzwischen bekannten Bandenstrukturen. Das heißt, er holte das Geld bei den Opfern ab, denen durch die Anrufer, den sogenannten Keilern, weisgemacht worden war, dass ihr Vermögen in Gefahr sei und bei der Polizei abgegeben werden müsse.
Der Mandant der beiden Strafverteidigerinnen Birgit Schwerdt und Verena Kessinger ist im Wesentlichen geständig. Nur in Detailfragen gibt es Abweichungen zur Anklageschrift.
Angeklagter gab Geld an Hintermann weiter
Er selber gab demnach das Geld dann an einen Hintermann weiter, der in ständigem Kontakt mit den Keilern stand, die von der Türkei aus bei ihren Opfern anriefen.
Während das Keilerteam auf die meist älteren Opfer einwirkte, um diese mit Lügengeschichten zu einer Geldübergabe zu bewegen, hielt sich Ben T. laut Anklage bereits unmittelbar vor Ort bereit, um das Geld abzuholen,
Goldmünzen seien im Schließfach nicht mehr sicher
Die Masche ist offenbar immer noch sehr erfolgreich, wie jetzt auch der Fall von Ben T. unter Beweis stellt. Am schlimmsten erwischte es in seinem Fall eine 72-Jährige aus Bad Mergentheim (Baden-Württemberg). Am 29. Oktober 2020 erhielt die Frau, der tags zuvor weisgemacht worden war, dass ihre Goldmünzen im Schließfach ihrer Sparkasse nicht mehr sicher seien, in den Morgenstunden einen Anruf eines Keilers. Sie wurde angewiesen, unmittelbar nach der Öffnung zur Sparkasse zu gehen und hierbei die Verbindung zu ihm über ihr Mobiltelefon aufrecht zu erhalten.
Frau holte Münzen im Wert von über 100.000 Euro ab
Die nichts ahnende Frau holte tatsächlich Goldmünzen im Gesamtwert von über 102.000 Euro von ihrer Bank ab und packte sie in einen Rucksack. Der Anrufer forderte sie auf, den Rucksack mit den Münzen an zwei gelben Tonnen in Höhe einer Gaststätte in Bad Mergentheim abzulegen. Erst war die 72-Jährige skeptisch, befolgte schließlich aber doch die Anweisungen des Keilers.
Ben T. holte dort die wertvollen Goldmünzen ab und übergab die Beute an ein unbekanntes Bandenmitglied, das diese dann an die Hintermänner in der Türkei weiterleitete.
Die Anklage zählt vier geglückte Betrügereien auf. Die Beute betrug zwischen 16 000 und 102 000 Euro. Beim fünften Mal wurde Ben T. von der Polizei in München festgenommen. Ihm wird außerdem Bandenbetrug, unter anderem ein Einbruch und eine gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Der Prozess wird fortgesetzt.
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