Falscher Polizist erbeutet fast eine Viertelmillion Euro

Der Münchner Polizei ist es gelungen, drei Männer festzunehmen, die sich am Telefon als Polizisten ausgegeben und eine 88-jährige Münchnerin betrogen haben.
von  AZ/aw/rah

Immer wieder geben sich Kriminelle als Polizisten aus und beklauen auf diese Weise leichtgläubige Menschen, oftmals Senioren. Nun ist der Münchner Polizei ein Schlag gegen diese Verbrecher gelungen. Die Bande soll eine Rentnerin aus Sendling um eine Viertelmillion Euro betrogen haben. Alle drei Täter sitzen in Untersuchungshaft.

München - Der Trickbetrug läuft immer ähnlich ab: Betrüger geben sich am Telefon als Polizist aus und fordern von ihren Opfern, ihre Wertsachen wie Bargeld oder Schmuck vor die Tür zu legen, damit ein vermeintlicher Kollege diese in Sicherheit bringen kann.

So geschehen auch bei einer 88-jährigen Rentnerin aus Sendling. Sie bekam bereits am 8. April 2019 einen Anruf eines angeblichen Polizisten namens "Bernhard Diehl". Der Gauner erzählte der Seniorin von einem Einbrecher, der ganz in der Nähe festgenommen worden wäre und das auch ihre Wertsachen in Gefahr seien, wie die echte Polizei am Mittwoch mitteilte.

Gauner gibt sich am Telefon als Polizist aus

Im Laufe des Gesprächs konnte der angebliche Polizist die Rentnerin davon überzeugen, das Bargeld in ihrer Wohnung in einen Umschlag zu stecken und diesen vor die Tür zu legen, damit ein "Polizist" es sichern könne.

Doch mit dem Geld wollten sich die Täter nicht zufrieden geben. Schon am nächsten Tag rief der vermeintliche Gesetzeshüter erneut bei der 88-Jährigen an. Diesmal sprach er von einer kriminellen Verschwörung, an der auch die Hausbank der Rentnerin beteiligt sei. Auf Anweisung des Betrügers leerte die Seniorin ihr Bankschließfach und postierte das Geld, Gold und Schmuck erneut, wie aufgetragen, im Treppenhaus ab, wo es von unbekannten Tätern abgeholt wurde.

Gauner werden gierig – Bank wird hellhörig

Doch dann wurden die Gauner zu gierig. In einem dritten Anruf forderten die Täter die 88-Jährige auf, mehrere zehntausend Euro von ihrem Bankkonto abzuheben.

Da die Auszahlungen der Bank auf ein zuvor festgelegtes Limit festgelegt war, zahlte der Kassierer nur einen Teil der Summe aus. Zudem wurden die Bankangestellten hellhörig und alarmierten die Polizei und der Vorfall wurde zur Anzeige gebracht. Insgesamt betrogen die Gauner die Rentnerin um fast eine Viertelmillion Euro.

Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen ergaben, dass sich nur vier Tagen nach dem ersten Anruf bei der Rentnerin, zwei unbekannte Männer in München treffen wollen, wobei der vermeintliche Abholer einem Kurier eine nicht unerhebliche Menge Bargeld übergeben sollte. Das Geld stammt offensichtlich aus den Gaunereien mit den falschen Polizisten.

Am 12. April 2019 konnte die Münchner Polizei in Sendling einen 23-jährigen Fleischlieferant aus dem Kreis Recklinghausen (NRW) und einen 45-jährigen Taxifahrer aus München festnehmen. Der Kurierfahrer aus NRW, der normalerweise Dönerspieße ausliefert, nahm vom Taxler ein Kuvert mit einem Haufen Geldscheinen in Empfang. Das war der Moment, in dem die Fahnder in der Nähe des Westparks zuschlugen. Die Kripo war ihnen bereits länger auf der Spur.

Münchner Polizei nimmt falsche Polizisten fest

Im Rahmen der weiteren Ermittlungen konnte zudem ein 28-jähriger Münchner Kaufmann identifiziert werden, der ebenfalls an den Straftaten beteiligt war und  in München festgenommen werden konnte. "Er gilt als Organisator", sagt Andreas Huber, Chef des zuständigen Kriminalfachdezernats 4.

Es ist bereits die sechste Festnahme von falschen Polizisten in diesem Jahr in München.

Bei einer anschließenden Wohnungsdurchsuchung fand die Polizei zudem Schmuck, der, wie das Bargeld, der betrogenen 88-jährigen Münchnerin zugeordnet werden konnte.

Gegen die drei Festgenommen erließ das Amtsgericht München Haftbefehl. Die Ermittlungen in dem Fall laufen derzeit noch, es wird unter anderem geprüft, ob es Zusammenhänge mit anderen Taten gibt.

Das Gangster-Trio sitzt nun in der JVA in Stadelheim. Ihnen droht eine mehrjährige Haftstrafe wegen Betrugs.

München: 2.465 Meldungen von falschen Polizisten in 2018

2.465 Münchner haben sich 2018 gemeldet, weil sie von falschen Polizisten angerufen worden waren. Die Drahtzieher sitzen oft in der Türkei. Lediglich in 35 Fällen waren die Betrüger erfolgreich. Trotzdem betrug der Gesamtschaden 2018 in München 2,65 Millionen Euro.

Die Masche der falschen Polizisten ist alt, funktioniert aber leider noch immer viel zu oft. Andreas Huber: "Reden Sie mit Eltern, Nachbarn und Bekannten darüber, klären Sie sie über die Betrugsmasche auf."


Präventionshinweis der Münchner Polizei

Die Münchner Polizei möchte im Zusammenhang mit den falschen Polizisten auf Folgendes hinweisen:

  • Die Polizei wird Sie niemals um Geld oder Wertsachen bitten!
  • Lassen Sie keine Unbekannten in Ihre Wohnung.
  • Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen und übergeben Sie grundsätzlich niemals Geld an fremde Personen und stellen Sie keine Wertgegenstände zur Abholung vor die Tür

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