Falscher Arzt vor Gericht

Um Frauenherzen zu erobern, gab sich der gelernte Kaufmann Florian M. (29) als Arzt „Dr. Florian von Popil“ aus. Die Rolle als Gott in Weiß zog er so lange durch, bis Ex-Freundin Lena B. (24, Name geändert) seinen richtigen Personalausweis fand...
von  Abendzeitung
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MÜNCHEN - Um Frauenherzen zu erobern, gab sich der gelernte Kaufmann Florian M. (29) als Arzt „Dr. Florian von Popil“ aus. Die Rolle als Gott in Weiß zog er so lange durch, bis Ex-Freundin Lena B. (24, Name geändert) seinen richtigen Personalausweis fand...

Daraufhin verschwand sie ohne ein Wort zu sagen. Aus Verzweiflung setzte der falsche Mediziner vermeintliche Hilferufe bei der Polizei ab – und löste damit einen größeren Polizeieinsatz aus.

Gestern stand der Münchhausen wegen Betruges und Missbrauchs von Notrufen vor dem Münchner Amtsgericht. „Ich weiß nicht mehr, warum ich die Notrufe getätigt habe. Aber ich war so sauer, als meine Freundin plötzlich weg und die Wohnung leer war. Da habe ich einfach die Notrufe abgesetzt“, sagt der Angeklagte.

Dabei hatte die Beziehung mit Lena B. harmonisch angefangen. Sie war glücklich, dass sie endlich einen Assistenz-Arzt aus dem Schwabinger Krankenhaus zum Freund hatte. „Dr. von Popil“ – Popil ist der Inspektor, der in einem Roman den Serienkiller „Hannibal Lecter“ jagt – war im wahren Leben arbeitslos und pumpte ständig seine Eltern an.

Dies hielt ihn aber nicht davon ab, eine Wohnung im vornehmen Bogenhausen für über 1000 Euro anzumieten. Er gab an, dass er als Arzt 2300 Euro netto verdiene und die Miete übernehmen werde. Einzug war am 1. Juni 2007.

Die Freundin wusste von nichts

Die Richterin fragte: „Ist ihre Freundin nicht stutzig geworden, weil Sie immer daheim waren und nicht im Krankenhaus?“ Denn schließlich sei der Angeklagte bereits seit März 07 ohne Job. „Nein. Sie hat nichts gemerkt“, so der Angeklagte, der dem Vermieter eigentlich seine wahre Identität verraten wollte.

Dazu kam es nicht mehr. Lena B. hatte Mitte Juli 2007 den Pass von Florian M. gefunden. Keine letzte Aussprache. „Ich kam heim, da war sie weg“, so Florian M. Am Morgen des 14. Juni schrieb er dann fünf SMS an die PI 22: „Es ist kein Spaß. Ich kann nicht reden. Er schlägt mich. Mühlbaurstraße...“

Zur Zeit sitzt Florian M. in anderer Sache in Haft. Deshalb fiel das Urteil mild aus: sieben Monate auf Bewährung. Sein Anwalt Roland Autenrieth meint: „Er ist ein chronischer Angeber. Er braucht unbedingt eine Therapie.“

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