"Falsche Polizisten" in München: So dreist gehen die Betrüger vor

Zwei junge Männer stehen wegen Betrugs vor Gericht. Sie sollen als Teil einer Bande auf perfide Weise ältere Menschen um ihr Erspartes gebracht haben. Die Masche „Falscher Polizeibeamter“ schockiert – nicht nur durch das hohe ergaunerte Vermögen.
von  John Schneider
Zwei falsche Polizisten stehen vor Gericht. (Symbolbild)
Zwei falsche Polizisten stehen vor Gericht. (Symbolbild) © Imago

München - Immerhin: Beide Angeklagte sind weitgehend geständig und kooperieren mit dem Gericht. Den beiden jungen Männern wird Betrug vorgeworfen. Sie sollen als Teil einer Bande, die nach dem Modus Operandi „Falscher Polizeibeamter/Bankmitarbeiter“ arbeitete, die jeweilige Beute bei den Opfern abgeholt haben. Beide arbeiteten laut Anklage dabei mit nicht näher bekannten Komplizen zusammen.

Schwere Vorwürfe und die Wahl der Opfer

Zum Prozessauftakt übernimmt einer der beiden sogar die Formulierung der Staatsanwaltschaft, bezichtigt sich selbst „einer besonders verwerflichen Tat“, weil die Bande ältere Menschen als Opfer ausgesucht habe. Menschen, die in ihrer Kritikfähigkeit eingeschränkt sind, heißt es dazu in der Anklage und die teilweise ihr gesamtes Vermögen durch die Betrugsmasche verlieren.

Die Vorgehensweise der Betrüger

So funktioniert die Masche: Den Opfern wird am Telefon von vermeintlichen Bankmitarbeitern beziehungsweise Polizisten weisgemacht, dass ihr Geld auf der Bank nicht mehr sicher sei, sie es abheben und der Polizei übergeben müssten, um es zu retten.

Ein Beispiel ist eine 88-jährige Münchnerin, die am 26. Februar von den Betrügern kontaktiert wurde. Der Anrufer gab sich als Mitarbeiter einer Bank aus und erklärte, dass ihr Reisebüro Geld abgebucht habe. Das war gelogen.

Ein Fall, der betroffen macht

Die Frau wurde aber nun von einem Polizisten sowie weiteren Bankmitarbeitern angerufen. Am Ende riet man ihr, ihr gesamtes Geld abzuheben. Kurz darauf ein erneuter Anruf: Es sei viel Falschgeld im Umlauf. Die Frau möge doch bitte überprüfen, ob ihre Scheine echt sind.

Den beiden Angeklagten oblag es, währenddessen die Frau zu beobachten und zu fotografieren, um sie weiter unter Druck zu setzen. Das Geld sollte sie dann in einem Kuvert vor ihrem Haus deponieren. Was sie auch tat.

Die Frau verlor aber nicht nur das Geld, sondern hatte zudem mit psychischen Problemen zu kämpfen. Sie warf sich Dummheit vor und traute sich nicht mehr aus ihrer Wohnung.

Weitere Fälle und hohe Schadenssumme

Die Anklage listet fünf weitere Fälle auf. Insgesamt sollen die Betrüger 19.700 Euro erbeutet haben. In einigen Fällen konnte die Polizei aber noch vor der Übergabe des Geldes einschreiten.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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