Falsche Polizisten bringen Münchnerin dazu, ihr Haus zu verkaufen
München - Es war eine hanebüchene Geschichte, die die Bande einer 70-jährigen Münchnerin erzählt hatte - und zwar über ein halbes Jahr lang. Ein Beteiligter der falschen Polizisten muss sich nun vor Gericht verantworten: Die Staatsanwaltschaft München I hat Anklage wegen versuchten gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs in Tateinheit mit Amtsanmaßung erhoben.
Zum ersten Mal hatte die Bande die 70-Jährige Anfang März 2019 kontaktiert. Ihr wurde erzählt, dass ihre Personalien auf der Liste einer Verbrecherbande mit potenziellen Einbruchsopfern stehen würden. So weit, so bekannt. Die falschen Polizisten gaben zudem an, dass die vermeintlichen Einbrecher mit Mitarbeitern der Bank der Seniorin zusammenarbeiten würden. In der Folge übergab die Geschädigte bereits im März und April 2019 Gold und Uhren im Wert von ca. 305.000 Euro an die Täter.
Bande nimmt Münchnerin (70) aus
Das aber reichte der Bande nicht. In der Folge bearbeitete einer der Täter, der im Fachjargon "Keiler" genannt wird, die Frau fast jeden (!) Tag. Auf seinen "Rat" hin meldete die 70-Jährige sogar ihr Festnetztelefon ab und legte sich ein Mobiltelefon zu, mit dem sie dann ausschließlich Kontakt zu dem "Keiler" hielt. Dieser nach wie vor unbekannte Täter spiegelte der Geschädigten im weiteren Verlauf vor, dass ein Polizeibeamter des Polizeipräsidiums München von der rumänischen Mafia gefangengehalten und bedroht werde. Man benötige die finanzielle Unterstützung der Geschädigten, um den als Geisel genommenen Polizeibeamten freikaufen zu können. Die 70-Jährige dürfe außerdem niemandem etwas erzählen, da sie Teil einer geheimen Polizeioperation sei.
Falsche Polizisten: Münchnerin verkauft Haus für 2,5 Millionen Euro
In dem irrigen Glauben, dass sie aufgrund der verdeckten polizeilichen Operation hierzu verpflichtet sei und ihre Wertsachen auch wieder erhalten werde, verkaufte die Münchnerin dann sogar ihr Haus über eine Maklerfirma zum Preis von rund 2,9 Millionen Euro und wohnte in der Folge seit Mitte August 2019 in einem Hotelzimmer in München. Nach Erhalt des Verkaufspreises erwarb die Geschädigte auf Anweisung des "Keilers" Diamanten im Wert von rund 2,5 Millionen Euro und eine Herrenarmbanduhr einer Schweizer Uhrenmarke im Wert von rund 175.000 Euro. Diamanten und Uhr solllte sie dann einem Polizisten übergeben.
Abholer von echter Polizei festgenommen
Hier kam der nun angeklagte ins Spiel: Am 3. September 2019 fuhr der 31-Jährige zum Aufenthaltsort der 70-Jährigen und nahm dort von ihr einen Koffer entgegen, in dem sich die Diamanten und die Uhr befanden. In der Zwischenzeit war aber die echte Polizei auf den Fall aufmerksam geworden. Sie nahm den Abholer noch vor Ort fest. Diamanten und Uhr wurden sichergestellt.
Der 31-Jährige hat den Tatvorwurf laut Staatsanwaltschaft zunächst bestritten und macht nunmehr von seinem Schweigerecht Gebrauch. Auch zu seinen Komplizen macht der Mann bislang keine Angaben.
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