Falsche Bettelmönche zocken Passanten in Münchens Innenstadt ab

Arm durch die Welt ziehen, dass gehört für bestimmte buddhistische Orden zum Glauben – doch in der Innenstadt hauen derzeit Betrüger hilfsbereite Münchner übers Ohr.
Ralph Hub |
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Ein Bettelmönch in der Münchner Innenstadt. Links: Die billigen Amulette, die die falschen Buddhisten verteilen.
job, anf Ein Bettelmönch in der Münchner Innenstadt. Links: Die billigen Amulette, die die falschen Buddhisten verteilen.

München - Sie ziehen in Mönchsgewändern und mit dem Bild ihres Tempels durch die Stadt und bitten um Almosen. Viele Passanten geben ein paar Münzen – im Glauben, etwas Gutes für einen buddhistischen Orden zu tun. Doch weder die Mönche noch der Tempel sollen echt sein, warnt die Polizei.

In der erdfarbenen, knöchellangen Kutte sieht der Mann tatsächlich aus wie ein buddhistischer Mönch. Er geht durch die Isarauen an der Reichenbachbrücke. Manchmal spricht er Leute an, bittet auf Englisch um eine Spende für sein Kloster.

Durch die Finger seiner linken Hand gleiten dabei die Perlen einer Holzkette, in der anderen Hand hält er eine goldglänzende Plakette. Sie zeigt eine fernöstliche Gottheit und einige asiatische Schriftzeichen. Wer ein paar Münzen gibt, erhält als Dankeschön eine Kette oder eine Plakette. Und dazu das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben, fernöstlicher Gelassenheit und Weisheit zumindest ein kleines Stück näher gekommen zu sein.

Verboten ist das alles nicht. Weder das Betteln und auch nicht das Sammeln von Spenden. Doch bei der Münchner Polizei hat man erhebliche Zweifel, ob die Mönche, die momentan in ganz München unterwegs sind, tatsächlich alle echt sind. Die Männer stammen überwiegend aus China, sie sprechen meist nur wenige Brocken Englisch.

"Es sind keine echten Mönche", sagt Polizeisprecher Werner Kraus, "aber sie sind zumindest friedlich." 38 Personen habe man dieses Jahr bereits überprüft, bei keinem stimmten die Angaben.

Fernöstliches öffnet bei vielen den Weg zum Herzen – und zum Geld

Die Polizei hat im März und April in der Stadt jeweils einen Bettelmönch kontrolliert. Im Mai stieg die Zahl plötzlich sprunghaft auf 36 Personen an.

Auch in der Fußgängerzone trifft man inzwischen die Bettelmönche. Sie sitzen friedlich am Boden, um sie herum ausgebreitet bunte Bänder mit asiatischen Schriftzeichen. Die Männer beten in aller Stille. "Es ist schwierig, zu trennen, ob die Männer tatsächlich beten oder in Wirklichkeit betteln", sagt Polizeisprecher Thomas Baumann. Letzteres ist zumindest in der Fußgängerzone verboten. Nach der Altstadtsatzung ist aggressives Betteln dort ebenso untersagt wie das sogenannte stille Betteln oder Demutsbetteln, was man oft im Bahnhofsviertel beobachten kann. Dort sind es vor allem Menschen aus Osteuropa, die auf der Straße hocken und um ein Almosen bitten.

Jeder, der in der Fußgängerzone von der Polizei erwischt wird, riskiert eine Anzeige und ein Bußgeld. Was manche geschickt zu umgehen versuchen, in dem sie beten oder meditieren.

Die Anhänger der Hare-Krishna-Sekte probieren es mit einer völlig anderen Masche. Sie sprechen in der Fußgängerzone Passanten an, verwickeln sie in ein Gespräch. Dabei bieten sie zunächst ein Buch an, dann ein zweites und ein drittes. Alles Werke ihres Guru und natürlich ein Geschenk des großen Meisters. Am Ende soll dann aber doch eine zumindest kleine Spende für den Jünger stehen. Was allerdings deutlich seltener funktioniert als der Trick mit den Goldplaketten und den Perlenketten.

Die falschen Mönche, die die Polizei bisher in München erwischt hat, bekamen allesamt eine Anzeige. Auch das gesamte Bargeld, das die Mönche bei sich trugen, behielten die Beamten als Sicherheitsleistung ein. Eine Gefahr, so ein Polizeisprecher, gehe von den Männern allerdings nicht aus.

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