Fall Dominik Brunner: Prozess um S-Bahn-Mord beginnt
MÜNCHEN - Denn Dominik Brunner gilt als Held. Er ist einer, der sterben musste, weil er helfen wollte. Auf der Anklagebank sitzen Markus Sch. und Sebastian L. – beide erst 18 Jahre alt.
Wenn am Dienstag (13. Juli) vor der Jugendkammer des Landgerichts München der Prozess gegen die mutmaßlichen Mörder von Dominik Brunner beginnt, dürfte das öffentliche Interesse daran groß sein. Denn Dominik Brunner gilt als Held. Er ist einer, der sterben musste, weil er helfen wollte. Auf der Anklagebank sitzen Markus Sch. und Sebastian L. – beide erst 18 Jahre alt.
„Ich erwarte eine faire Bestrafung der Täter“, sagte der erste Bürgermeister von Ergoldsbach, Ludwig Robold, auf ddp-Anfrage. Brunner hatte seinen ersten Wohnsitz in der niederbayerischen Gemeinde. „Ich hoffe aber auch, dass die beiden Jugendlichen mit diesem Prozess eine neue Chance bekommen. Kein Urteil kann Dominik Brunner wieder lebendig machen.“ Die Ergoldsbacher wollen, dass Brunner zu einem Symbol für Zivilcourage wird. An seinem Todestag im September werden Hort und Kinderkrippe der Gemeinde in „Dominik Brunner Haus“ umbenannt. Davor soll eine über zwei Meter hohe Skulptur stehen: Ein Mann, der ein kleines Kind beschützt.
Der 50 Jahre alte Manager hatte sich am 12. September 2009 schützend vor eine Gruppe von vier Kindern gestellt, denen Markus Sch., Sebastian L. und ihr Freund Christoph T. – zur Tatzeit 17 und 18 Jahre alt – laut den Ermittlungen 15 Euro abnehmen wollten. Die Jugendlichen schlugen am Bahnsteig Donnersbergerbrücke auf die Kinder ein, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen. In der S 7 Richtung Wolfratshausen, in die Sch. und L. den Kindern folgten, sollen sie damit geprahlt haben, dass sie die Gruppe überfallen wollen. Brunner beobachtete den Vorfall und bot den Kindern an, mit ihnen gemeinsam an deren Zielstation Solln auszusteigen, um sie zu beschützen.
Die Anklageschrift wird noch unter Verschluss gehalten, weil das Gericht im letzten Moment noch entscheiden könnte, dass das Verfahren nichtöffentlich stattfindet. Bekannt aber ist, dass die Staatsanwaltschaft den beiden Jugendlichen Mord vorwirft und das Mordmotiv der „niederen Beweggründe“ annimmt. Nach Angaben des Gerichts, gehen die Ankläger davon aus, dass Markus Sch. und Sebastian S. beschlossen, sich an Brunner zu rächen und ihm und den Kindern folgten, als diese ausstiegen. Sie hätten Brunner mit Faustschlägen und Fußtritten traktiert. Als dieser bereits am Boden lag, sollen die Beschuldigten auf Kopf und Oberkörper ihres Opfers eingetreten haben. Zeugen beobachteten, das Sch. einen Schlüsselbund in der Hand hielt und L. mit einem Feuerzeug zuschlug.
Brunner erlag seinen Verletzungen kurze Zeit nach dem Überfall. Die Obduktion ergab, dass er mit insgesamt 22 Faustschlägen und Tritten auf den Oberkörper malträtiert worden war. Die beiden mutmaßlichen Täter wurden noch am Tatort festgenommen.
Da L. zum Tatzeitpunkt erst 17 Jahre alt war, findet das Verfahren vor der Jugendkammer des Landgerichts München statt. Ob auch im Fall des ein Jahr älteren Markus Sch. Jugendstrafrecht angewendet wird, ist noch offen. „Das wird erst ganz am Ende der Verhandlung entschieden, wenn alle Gutachten gehört wurden“, erläuterte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Barbara Stockinger. Nach dem Jugendstrafrecht drohen beiden Beschuldigten bis zu zehn Jahre Haft. Wird bei Sch. Erwachsenenstrafrecht angewendet, lautet das höchstmögliche Strafmaß auf eine lebenslange Freiheitsstrafe. Der Verteidiger von Markus Sch. lehnte auf Anfrage von ddp im Vorfeld des Prozesses jegliche Auskünfte ab.
Christoph T., der mit den Vorgängen am Bahnhof Solln nichts mehr zu tun hatte, wurde bereits im April zu einer Freiheitsstrafe von 19 Monaten verurteilt. Die Strafe ist zur Bewährung ausgesetzt, solange T. nicht gegen die Auflagen verstößt und seine Drogentherapie fortsetzt.
Für den Prozess gegen die mutmaßlichen Mörder sind bis Ende Juli neun Termine anberaumt. Insgesamt wurden 53 Zeugen und vier Sachverständige geladen.
ddp
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