Fall Aline (30): Wo hat der Täter ihre Leiche versteckt?

München - Das Türschloss ist ausgewechselt. In der Wohnung, in der Aline Körner und ihr Freund Michael Probst mit ihrem Hund lebten, ist es totenstill. Dienstagfrüh klingelte die Mordkommission an dieser Tür im 5. Stock eines Hauses in der Kafkastraße und nahm Michael Probst zum Verhör mit.
Die Ermittler hatten einen Haftbefehl wegen Mordverdachts dabei. Sie gehen davon aus, dass der 29-jährige Werkschutz-Arbeiter seine Lebensgefährtin Aline Körner (30) heimtückisch im Schlaf erdrosselt oder erwürgt hat – weil sie sich von ihm trennen wollte. Wo er seine tote Freundin versteckt hat, sagt er bislang nicht.
Nach einem Streit setzt er sich auf seine Freundin, packt sie
Seit drei Wochen ist Aline Körner verschwunden. „Wir gehen davon aus, dass sie nicht mehr am Leben ist“, sagte Oberstaatsanwalt Peter Preuß am Mittwoch. Die Mordkommission vermutet Eifersucht als Motiv. Aline Körner hatte sich in einen Arbeitskollegen verliebt. Michael Probst war offenbar extrem eifersüchtig. Er soll seine Freundin ständig kontrolliert haben. Dafür hatte er ihr sogar eine Software aufs Handy geladen, mit der er ständig überprüfen konnte, wo sie sich gerade aufhielt.
In seinem ersten Verhör am Dienstag hat Michael Probst zugegeben, dass er sich am 8. Oktober nach einem Streit auf seine Freundin gekniet habe, während sie im Wohnzimmer auf einem Sofa schlief. Er habe sich über sie gebeugt und an den Schultern gepackt. Was danach geschah, wisse er nicht mehr, sagt er.
Diese Indizien sprechen für Mord: Aline Körner verschwand in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, 8./9. Oktober. Danach war die 30-Jährige, die in einer Elektronikfirma angestellt war, für ihren Geliebten, ihre Freunde und Kollegen nicht mehr erreichbar. Allerdings wurden von ihrem Handy noch SMS verschickt. „Wir gehen davon aus, dass sie der Beschuldigte selbst verschickt hat, um von sich selbst als Täter abzulenken“, so Preuß. Die SMS erwecken den Anschein, dass sich Aline Körner abgesetzt habe. Oder auch, dass sie suizidgefährdet sei. Um 3.29 Uhr ging auf seinem Handy eine Nachricht von ihr ein: „Es tut mir so unendlich leid“, hieß es. Und: „Ich werde gehen. Mach’s gut“.
Doch mit dieser falschen Spur stellte sich Michael Probst selbst eine Falle: Die Nachricht wurde aus der Wohnung in der Kafkastraße verschickt. Die Auswertung der Handydaten („Funkzellenauswertung“) bringt den Durchbruch für die Ermittler: Demnach verlässt Michael Probst kurz vor Mitternacht die Wohnung in der Kafkastraße und fährt zu einem Freund nach Gröbenzell. Er hat sowohl sein Handy als auch das seiner Freundin dabei. In Gröbenzell verbringt er etwa eine Stunde. Danach fährt er zu einem Weiher im Münchner Westen an der A 8.
Die Mordkommission vermutet, dass er irgendwo in dieser Gegend seine tote Freundin abgeladen hat – doch wo genau? Eine Absuche mit einem Polizeihubschrauber in der vergangenen Woche verlief ergebnislos.
Als Probst wieder in Neuperlach ist, lädt er nach Erkenntnissen der Kripo das Handy seiner Freundin auf, verschickt noch mehrere SMS sowie Whatsapp-Nachrichten – auch an Aline Körners Geliebten. Am Freitag bringt er Aline Körners Handtasche mit dem aufgeladenen Handy, ihrem Geldbeutel und Papieren nach Freising auf den Kundenparkplatz des Einkaufszentrums „Schlüter Hallen“ an der Münchner Straße. Die Tasche wird wenig später von einem Passanten gefunden. Was in der Handtasche fehlt, ist ihre neue EC-Karte.
Markus Kraus, Chef der Mordkommission: „Mit dieser EC-Karte wurde nach ihrem Verschwinden noch versucht, an einem Bankautomaten in Neuperlach Kontoauszüge herauszulassen.“ Erst vier Tage nachdem die Frau, mit der er über zehn Jahre liiert war, verschwunden ist, geht Michael Probst zur Polizei. Alines beste Freundin hat ihn dazu gedrängt, sie endlich als vermisst zu melden.
Als er am Dienstag von der Mordkommission zu Hause abgeholt wird, finden die Beamten ein weiteres belastendes Indiz bei ihm: In seinem Rucksack ist Aline Körners neue EC-Karte...
Polizei sucht Zeugen
Für die weiteren Ermittlungen bittet die Polizei die Bevölkerung um Mithilfe. Die Fahnder wollen wissen
- ob und wo Aline Körner seit Donnerstag, 08.10.2015, abends noch gesehen wurde
- ob und wo Michael Probst und/oder sein Fahrzeug, ein silberner Ford Mondeo Kombi mit dem amtlichen Kennzeichen M-MA 8685 in der Zeit von Donnerstag, 08.10.2015 bis Freitag, 09.10.2015 nachmittags gesehen wurden, insbesondere im Zusammenhang mit der Leichenablage sowie im Bereich des Parkplatzes des Freisinger Einkaufzentrums ''Schlüter Hallen''
- wer sonstige sachdienliche Angaben zu den beiden Personen und zum Sachverhalt machen kann
Personen, die sachdienliche Hinweise geben können, werden gebeten, sich mit dem Polizeipräsidium München, Kommissariat 11, Tel. 089/2910-0, oder jeder anderen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen.