Experten verraten: Diese Fehler machen Münchner bei ihren Fahrrädern am häufigsten

München – Die Sonne scheint und es hat knapp 20 Grad. Beste Voraussetzungen, um das Radl aus dem Keller zu holen. Ob ein Ausflug mit den Liebsten in den Biergarten oder ein Picknick an der Isar: Mit dem Fahrtwind im Gesicht lässt sich der Frühling so richtig genießen. Und wer durch die Stadt radelt, kommt oft sogar schneller ans Ziel als mit dem Auto oder den Öffentlichen – das spart Zeit, schont die Nerven und macht Spaß.
München organisiert kostenlose Fahrrad-Checks – 10 Termine stehen an
Damit die Münchner möglichst sicher durch den Verkehr kommen, veranstaltet das städtische Mobilitätsreferat kostenlose Radl-Checks. Dafür beauftragt die Stadt die Agentur VKS (Verkehr Kommunikation Sicherheit) für Verkehrssicherheit. Zuletzt Anfang April bauten sie ihren Stand am Schweizer Platz in Fürstenried West auf. Vier Experten prüften von 10 bis 16 Uhr die Fahrräder der Besucher – und das umsonst!

Ein AZ-Besuch vor Ort zeigt: Der Service wird gut angenommen. Schon allein deswegen: "Mittlerweile kostet eine Fahrradreparatur doch schon so viel wie die eines Autos", sagt Hans Bub. Der Rentner hat von dem kostenlosen Radl-Check aus der Zeitung erfahren. Er wohnt in der Nähe und hat die Gelegenheit genutzt. "Ich fahre das Fahrrad seit über 20 Jahren und bin recht zufrieden." Doch seit Kurzem macht ihm die Schaltung Probleme. Als er da ist, geht auch sein Licht plötzlich nicht mehr. Wenn es einen guten Zeitpunkt für ein kaputtes Fahrradlicht gibt, dann ist es wohl dieser: Ein Profi schaut sich das Licht direkt an.

Schwieriger Fall beim Fahrradlicht: "Ich muss leider in den Fahrradladen"
Auch bei Susanne Leichert ist das Fahrradlicht kaputt. "Ich fahre jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit. Auch im Winter. Das sind knapp 3000 Kilometer im Jahr." Umso wichtiger, dass das Radl einwandfrei funktioniert. Ein Experte prüft die Verkabelung am Dynamo. Hin und wieder steht er auf und holt ein neues Werkzeug. Es scheint mehr kaputt zu sein. "Ich muss leider in den Fahrradladen", sagt Leichert.
Doch die 56-Jährige nimmt es gelassen und zuckt mit den Schultern: "Einen Versuch war es wert." Die Mühen des Experten möchte sie dennoch entlohnen. Sie kramt in ihrer Tasche nach Kleingeld für das rosa Kaffee-Schweinderl, das auf einem Stehtisch neben ein paar Flyern steht. Infomaterial zu einem Fahrradworkshop für Familien. Der ist ebenfalls kostenlos. Der Workshop dauert etwa zwei Stunden. Im Theorieteil geht es um den Radlalltag als Familie in der Stadt. Wo gibt es mögliche Sicherheitsbedenken und wie beugt man Gefahren vor? Die Radprofis geben Tipps und stehen für Fragen bereit.
Eigentlich wollte Yusif seinem Sohn ein neues Radl kaufen, dann entdeckte seine Frau den Radl-Check
Im Praxisteil testen die Experten mit den Eltern und Kindern zusammen die Verkehrssicherheit ihrer Fahrräder und nehmen kleinere Reparaturen vor. Anmelden kann man sich mit einer Mail an radtraining@muenchenunterwegs.de. Auch Ibrahim Yusif ist wichtig, dass sein Sohn sicher auf dem Fahrrad unterwegs ist. Der fünfjährige Khalil fährt seit wenigen Tagen ohne Stützräder. Leider springt die Kette immer wieder raus. "Eigentlich wollte ich meinem Sohn deshalb ein neues Fahrrad kaufen. Aber meine Frau hat heute den Stand entdeckt und mir gleich davon erzählt", sagt der 38-Jährige.

Die Familie wohnt in der Nähe. Yusif ist sofort mit seinem Sohn und dem Fahrrad hergekommen. Jetzt ist das kleine schwarze Radl mit den silbernen Blitzen am Rahmen im Montageständer eingespannt. Marco Junghans von VKS prüft das Fahrrad mit geschultem Blick. Eigentlich arbeitet Junghans in der IT. "Aber nur Teilzeit, damit ich noch genügend Zeit für Radl-Checks habe", sagt der 51-Jährige: "Das macht mir einfach Spaß." Und der Bedarf ist da. Er und seine drei Kollegen haben heute alle Hände voll zu tun. "Hier war fast durchgehend eine Schlange. Ich denke, dass heute mindestens 60 oder 70 Leute da waren", sagt Junghans.
Was sind die häufigsten Mängel bei den Fahrrädern der Münchner? Profi weiß es

Als die AZ zu Besuch ist, geht alles ganz schnell, niemand muss länger als fünf Minuten warten. Etwas Zeit für den kostenlosen Service sollte man sicherheitshalber trotzdem mitbringen. Was sind die häufigsten Mängel bei den Fahrrädern der Münchner? Junghans weiß es: "Jeder kommt im Grunde mit zu wenig Luft. Die Kette braucht ein bisschen Öl und die Bremsen müssen nachgestellt werden." Hin und wieder bringen die Leute auch Fahrräder mit Schäden, die die Profis vor Ort nicht reparieren können – wie im Falle von Susanne Leichert. Junghans sagt: "Wir hatten heute noch ein weiteres Fahrrad, das wir in den Fahrradladen schicken mussten. Da war die Kette leider komplett verrostet. Die kann man zwar noch retten mit einem Ölbad, aber das können wir hier nicht machen."
So etwas komme aber eher selten vor, sagt er. Meist kriegen die Radl-Experten die Fahrräder fit. Damit sie nichts vergessen, haben er und sein Team eine Checkliste. Auf einem DIN-A4-Blatt stehen von den Bremsbelägen über den Dynamo bis hin zum Tretlager alle Punkte drauf, die am Fahrrad gecheckt werden müssen. Junghans weiß zwar mittlerweile alles auswendig, aber gerade für neue Kollegen und Kolleginnen ist die Liste eine Hilfe. Die Agentur VKS freut sich übrigens über Radl-Interessierte, die Lust haben, das Team zu unterstützen.
Wann und wo zum Radl-Check?
Hier finden die nächsten Termine statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
• Mittwoch, 16. April: Thalkirchner Platz/Zoo von 10 bis 16 Uhr
• Freitag, 25. April: Partnachplatz von 10 bis 16 Uhr
• Samstag, 3. Mai: Marienplatz von 10 bis 16 Uhr
• Samstag, 10. Mai: Professor-Huber-Platz von 10 bis 16 Uhr
• Dienstag, 20. Mai: Josephsplatz 12 bis 18 Uhr
• Sonntag, 1. Juni: Mariahilfplatz von 10 bis 18 Uhr
• Donnerstag, 5. Juni: Silberhornstraße/Ecke Ichostraße von 12 bis 18 Uhr
• Dienstag, 17. Juni: Rotkreuzplatz von 12 bis 18 Uhr
• Mittwoch, 25. Juni: Bunzlauer Platz von 12 bis 18 Uhr
• Donnerstag, 26. Juni: Auguste-Kent-Platz von 12 bis 18 Uhr