Experten-Tipps: So können Sie ihren Stadt-Balkon farbenfroh bepflanzen

München – Die Kirschblüten im Münchner Olympiapark leuchten rosafarben, bunte Tulpen sprießen auf den Wiesen der Stadt und auch die Baumkronen werden immer grüner. Wenn auf Ihrem Balkon jetzt noch Tristesse herrscht, dann ist der richtige Moment für eine Blütenoffensive.
Blütenpracht auf dem Balkon: "Bunt ist in"
Der Kreativität in der Balkongestaltung sind keine Grenzen gesetzt. "Ich mag es farblich lieber monoton", sagt Gärtner Jürgen Singer, während er die AZ zwischen die farbenprächtigen Verkaufstische von Pflanzen Kölle in Unterhaching führt. Dabei schwimmt der 45-Jährige etwas gegen den Strom. Denn: "Bunt ist in", sagt er. Am Ende aber gilt: Jeder solle seinen Balkon so gestalten, wie es ihm gefällt.
An Auswahl mangelt es ohnehin nicht: In allen Farben – von zartem Rosa über leuchtendes Blau bis hin zu sonnigem Gelb – wetteifern die Blüten im Gartencenter um die Aufmerksamkeit der Besucher.
Das Wichtigste bei der Auswahl der passenden Balkonpflanzen sei letztlich, dass sie zueinander passen: "Wichtig ist der Standort und der benötigte Feuchtigkeitshaushalt", sagt Singer. Fuchsien würden etwa nicht gut mit Geranien harmonieren, da sie halbschattige bis schattige Standorte bevorzugen.
Das ist die Trendpflanze des Jahres
Wenn es nach Gärtner Jürgen Singer geht, führt in diesem Sommer kein Weg an ihnen vorbei: Geranien sind für ihn die unangefochtene Trendpflanze. Pflegeleicht, robust – und vor allem echte Dauerblüher.
Auch die Farbauswahl ist bei dem Balkonklassiker groß. Beliebt seien die rosaroten Varianten, aber auch weiße, lila oder zweifarbig blühende Sorten gebe es, sagt der Experte.
Geranien würden sich perfekt für Balkonkästen eignen. Ein sonniger Standort sei für die Pflanzen ideal – je mehr Sonne, desto mehr Blüten.
Damit sie lange durchhalten, brauchen Geranien regelmäßig Nährstoffe. "Ideal ist Flüssigdünger bei jedem Gießen", rät er. Wer's bequemer mag, mischt Langzeitdünger in die Erde – der hält den ganzen Sommer.
Blumenmix für den Frühling
Wer so richtig den Frühling auf dem Balkon einläuten will, greift zu einem bunten Mix: Osterglocken, Tulpen, Stiefmütterchen, Bellis, Primeln und Ranunkeln sorgen für leuchtende Farben und gute Laune. Die robusten Frühblüher kämen auch mit kühleren Tagen gut zurecht, sagt Singer.
Nach den Eisheiligen Mitte Mai könnten auch Sommerblüher wie Gazanien, Solanum oder Margeriten auf den Balkon gesetzt werden.

Diese Pflanzen vertreiben Schädlinge
Als Lückenfüller würde sich etwa Weihrauch eignen. Der habe obendrein den Vorteil, durch seinen Duft Mücken fernzuhalten.
Lavendel hingegen würde sich nicht so gut als Begleitpflanze eignen. Im Gegensatz zu den meisten Blühern braucht er nicht viel Wasser und bevorzugt einen nährstoffarmen, lockeren Boden.
Vernachlässigtes Thema, aber essenziell: Düngen
Düngen sei ein sehr vernachlässigtes Thema, glaubt der Gärtner. "Das ist aber ein wichtiger Aspekt." Gerade stark blühende Pflanzen seien oftmals sogenannte Starkzehrer.
In den ersten sechs Wochen würden die Nährstoffe der Blumenerde noch ausreichen, dann braucht es Nachschub durch Dünger.
Hier gilt es darauf zu achten, dass weder zu viel noch zu sparsam gedüngt werde, erklärt Singer. Für die unterschiedlichen Bedürfnisse der Pflanzen gibt es zahlreiche Dünger-Varianten – etwa Rosen- oder Geraniendünger.
Es geht aber auch unkompliziert: "Einfacher Balkondünger lässt sich ebenso für die meisten Pflanzen anwenden", sagt Singer.
Beliebte Kletterpflanzen für den Balkon
Neben den klassischen Topfpflanzen eignen sich auch Kletterpflanzen gut für den Balkon und können ein echter Hingucker sein.
Die Bougainvillea sei eine sehr beliebte Pflanze, sagt Singer. Die Blüten kommen in verschiedenen Farben vor, zum Beispiel rot oder lila. Sie bildet lange Ranken, die sich an Haltepunkten festhalten, und bevorzugt einen warmen, geschützten Standort.
Auch die Passionsblume zeichnet sich durch besonders schöne Blüten aus. Sie sollen zudem an die Wundmale Jesu erinnern, erklärt der Experte.

Die Blume, deren Farben je nach Sorte von Weiß über Rot bis hin zu Violett reichen, kann an Pflanzgittern auf dem Balkon ziemlich hoch wachsen. Einige Sorten tragen auch Früchte: die Passionsfrucht.
Standort ist wichtig bei der Balkonbepflanzung
Neben der falschen Düngung gehöre zu den häufigsten Fehlern bei der Balkonbepflanzung der falsche Standort, sagt der 45-Jährige.
Für den schattigen Nordbalkon seien etwa sonnenliebende Kapkörbchen oder Oleander eher nichts, sagt Singer. "Dafür bieten sich hier Begonien oder Fuchsien gut an." Die würden trotz Schatten sehr schön blühen.
Münchner mit Südbalkon haben trotzdem mehr Auswahl: Geranien, Petunien oder Dahlien würden sich unter anderem gut für einen sonnigen Standort eignen, sagt Singer. Auch mediterrane Olivenbäumchen oder Zitruspflanzen fühlen sich in der Sonne wohl.
Beim Westbalkon, der öfter Wind und Wetter ausgesetzt ist, sollte man auf unempfindlichere Pflanzen setzen. Hängende Geranien seien robuster und kämen daher gut mit windigen Standorten zurecht, sagt der Pflanzen-Experte.
Bewässerung: Auf keinen Fall diesen Fehler begehen
Beim Gießen könne man viel falsch machen, sagt der Gärtner. Auch das sei einer der häufigsten Fehler der Kunden. Gerade zu viel Wasser bedeute oft den Tod der Pflanze. "Es macht nichts, wenn eine Pflanze mal welkt", sagt Singer. Trockene Wurzeln könnten sich oft gut wieder erholen.
Anders sehe es aus bei zu feuchten Wurzeln, denn die neigen dazu, zu faulen, was oft das Ende der Pflanze bedeutet. Menschen, die das Gießen öfter mal vernachlässigen, sind mit Stauden wie Bitterwurz gut bedient.
Singer erklärt, dass diese sehr trockenheitsresistent und robust seien. Trotzdem hätten sie schöne bunte Blüten. "Stauden verzeihen das, wenn man viel unterwegs ist."
Bewässerung trotz Urlaub – der Experten-Tipp
Jürgen Singer rät immer zu Wasserspeicherkästen. Die seien gerade für den Sommer ideal. Sie verfügen, wie der Name schon sagt, über ein Wasserreservoir. Das könne regelmäßig befüllt werden, und die Pflanze zieht sich dann nach und nach so viel Wasser, wie sie braucht.

Über einen integrierten Wasserstandsmesser lässt sich prüfen, wie voll der Wasserspeicher noch ist. "Gerade für den Urlaub ist das perfekt", sagt Singer. Je nach Pflanze könne ein Wasserspeicherkasten die Wurzeln für gut zwei Wochen mit Wasser versorgen.
Derartige Blumenkästen kosten zwischen 20 und 60 Euro. Eine Investition in ein gutes Pflanzgefäß würde sich aber allemal lohnen, sagt Singer.
Grundsätzlich sei bei Blühern wichtig, die trockenen Blüten zu entfernen, um Platz für neue zu schaffen. Außerdem würden die verblühten Blüten die Energie aus der Pflanze ziehen.
Nicht nur Blumen, auch Obst und Gemüse gelingen gut
Es gibt selbstverständlich auch zahlreiche Möglichkeiten für all jene, die nicht nur das Auge, sondern auch den Gaumen erfreuen möchten. Gärtner Jürgen Singer hat für die AZ ein Beispielbeet gestaltet, welches genau das bietet. "Snackgemüse für den Balkon ist sehr beliebt", erklärt der Experte.
Besonders Kinder können sich daran erfreuen, denn die kleinen, köstlichen Früchte laden zum Naschen ein. Singer zeigt, wie so ein "Naschkasten" aussehen könnte: Chilis, kleine Auberginen, Snacktomaten und Snackpaprika lassen sich unkompliziert und harmonisch zusammen pflanzen.

Sogar in unserem milden Klima gedeihen viele Sorten gut und tragen reichlich Früchte. Zahlreiche Obst- und Gemüsepflanzen sind zudem speziell auf die Bedingungen in Balkonkästen abgestimmt.
Doch egal, ob Obst oder Gemüse – beide benötigen reichlich Wasser und eine regelmäßige Düngung. Ein spezieller Gemüsedünger eignet sich hier besonders gut.
Perfekter Obst-Snack für den Balkon: Erdbeeren
Auch Erdbeeren sind ein perfekter Obst-Snack für den Balkon. "Die kann ich einfach aufhängen und nach Belieben naschen", so Singer. Besonders empfehlenswert sind immertragende Sorten, die den gesamten Sommer über Früchte liefern. Dafür sollten die Erdbeeren im Frühjahr gepflanzt werden.
Sie lieben Sonne und benötigen regelmäßig Wasser, um den Boden feucht zu halten. Und nicht zu vergessen: Ein spezieller Beerendünger sorgt für eine reiche Ernte.
So gelingt der insektenfreundliche Balkon
Die Nachfrage nach besonders insektenfreundlichen Blühern ziehe immer mehr an, sagt Gärtner Jürgen Singer. "Das wird wichtiger und das Bewusstsein ist inzwischen größer."
Besonders würden sich Insekten über sogenannte ungefüllte Blüten freuen, sagt der Experte. Anders als ihre gefüllten Verwandten besitzen sie einen offenen Blütenkelch – das bedeutet: Nektar und Pollen sind für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge leicht zugänglich.

Gut geeignet für einen insektenfreundlichen Balkon seien daher Pflanzen wie einfachblühende Dahlien oder Bidens. Rosen und Lavendel würden Wildbienen stark anziehen, sagt Singer. Den Duftvorteil bekäme man direkt dazu.
Auch kleine Obstbäume sind auf dem Balkon möglich
Auf seinem Balkon hat Singer kleine Apfelbäumchen, erzählt er. Auch die würden schön blühen und Insekten locken. Werden die Bäumchen regelmäßig gedüngt, können Balkonbesitzer obendrein die eigenen Äpfel naschen.
Singer hat zwei Balkone, sagt er der AZ. "Auf dem Balkon geht fast alles – bis auf hohe Bäume." Der Fantasie könne also freier Lauf gelassen werden. Singer ist seit fast 30 Jahren Gärtner.
Er hat damit seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. "Ohne Blumen wäre die Welt viel zu langweilig", sagt Singer. Recht hat er.
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