Experten: München fehlen bis zu 100.000 Wohnungen

Ein Münchner Bauträger warnt: Der Wohnraum in der Stadt wird immer knapper. Selbst durch geplante Neubauten im Umland wird der Bedarf nicht gedeckt
von  Christian Pfaffinger
Neubauten wie hier am Arnulfpark in Neuhausen gibt es in München laut einer neuen Studie viel zu wenige.
Neubauten wie hier am Arnulfpark in Neuhausen gibt es in München laut einer neuen Studie viel zu wenige. © Lukas Barth/dpa

München - Für alle, die in Immobilien fürs Wohnen in München investiert haben, ist es eine gute Nachricht. Sie klingt so: „Die Nachfrage übersteigt in den nächsten 15 Jahren das Angebot deutlich – und sichert die Preise auf dem Immobilienmarkt nach unten ab.“

Was Investoren beruhigen mag, ist für Mieter aber eine Warnung: Es wird noch knapper auf dem Wohnungsmarkt. Insgesamt sollen in München bis 2030 rund 100.000 Wohnungen fehlen. Selbst wenn die Münchner aufs Umland ausweichen, fehlten noch rund 50.000 Wohnungen.

Das ist das Ergebnis einer Studie des des Bauträgers Concept Bau. Wie diese Zahlen zustandekommen, rechnet Andrea Herzer von Concept Bau vor: „Zunächst haben wir den Bedarf: Bis 2030 wird Münchens Bevölkerung um knapp 214.000 Menschen zunehmen, wir brauchen dafür etwa 150.000 neue Wohnungen.“

Geplant seien weitaus weniger. „In den nächsten Jahren werden in München rund 26.000 Wohnungen entstehen.“ Die größten Projekte sind die Bebauung der ehemaligen Bayernkaserne (4000 Wohnungen), das Quartier Pasing Nord (2300 Wohnungen) und die Bebauung der Prinz-Eugen-Park (1800 Wohnungen).

Nach dem aktuellen Flächennutzungsplan könnten nochmal so viele Wohnungen dazu kommen, etwa in den Planungsgebieten Freiham Nord, München Ost, Feldmoching, Mittelfeld oder Lochhausen.

Und auch im Umland kann gebaut werden. Andrea Herzer sagt: „Von Germering über Karlsfeld und Dachau oder Markt Schwaben bis Kirchheim gibt es in der Münchner Umgebung rund 25 relevante Entwicklungsgebiete.“ Hier könnten rund 54.000 Wohnungen entstehen, so das Ergebnis der Studie.

Zu wenig, sagen ihre Macher. „Selbst in Summe von München und Umgebung werden bis 2030 bis zu 50.000 Wohnungen fehlen“, sagt Andrea Herzer von Concept Bau.

Wer nachrechnet, merkt, dass bei der Studie gern mal an den richtigen Stellen auf- oder abgerundet wurde, schließlich stehen nach der Berechnung immerhin 106.000 potenzielle Wohnungen zu Buche. Und beim Wohnungsbedarf wurden auch 30.000 Objekte eingerechnet, die altersbedingt ersetzt werden müssen – für die gibt es aber immerhin schon Platz und Baurecht.

Trotzdem, wegrechnen kann man die Lücke zwischen Bedarf und geplanten Bauprojekten nicht. Es muss mehr geplant, genehmigt und gebaut werden, das will der Bauträger sagen und das zeigen – einige Tausend hin oder her – auch die Zahlen der Studie.

Vor allem fehle es an bezahlbarem Wohnraum, weil Grundstücke extrem teuer seien und die Baukosten immer weiter steigen würden. Die Politik sei gefragt, sich Lösungen für das Problem auszudenken.

Concept Bau selbst ist nicht gerade der Bauträger fürs Allererschwinglichste. Die aktuellen Projekte: vor allem Eigentumswohnungen von edel bis luxuriös. Etwa die Glockenbachsuiten an der Kreuzung Erhard-/Fraunhoferstraße, die schon seit der Planung immer wieder kritisiert werden. Zu protzig, hieß es etwa.

Für den Bauträger ist es ein Prestigeprojekt. Gerade sind die Erdbauarbeiten abgeschlossen, der Rohbau beginnt. Anfang 2016 soll alles fertig sein. Drei Viertel der 25 Wohnungen sind bereits verkauft.

Trotz hoher Preise reißt die Nachfrage am Münchner Immobilienmarkt nicht ab. Das weiß man auch bei Concept Bau: „Nachdem die Preise in den vergangenen fünf Jahren um rund 60 Prozent zugelegt haben, verlangsamt sich der Anstieg zwar jetzt“, sagt Andrea Herzer. „Aber die Nachfrage bleibt, sie verschiebt sich nur hin zu kleineren Objekten.“ Viele Kunden könnten oder wollten sich große Wohnungen nicht mehr leisten. Deshalb würden vor allem Zwei- bis Dreizimmerwohnungen gekauft. „Bei kleineren Objekten lassen sich auch bessere Mietrenditen erzielen.“ Das „Betongold“ habe aber auf jeden Fall weiterhin eine hohe „Wertstabilität“.

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