Ex-Rolls-Royce-Designchef Giles Taylor will mit Hongqi auf den Weltmarkt
München - Der chinesische Staatskonzern First Automotive Works (FAW) hat Großes vor – und dafür einen der bekanntesten Autodesigner der Welt verpflichtet: Giles Taylor, der bereits 13 Jahre lang für Jaguar tätig war, bevor er 2011 zu Rolls-Royce wechselte.
Ex-Rolls-Royce-Designchef baut jetzt Hongqi auf
Der in Haimhausen bei München lebende Brite soll die neue Designstrategie der FAW-Luxusmarke Hongqi aufbauen – von der bayerischen Landeshauptstadt aus. "Ich bin jetzt 50 Jahre alt und wollte noch einmal eine neue Herausforderung", sagte Taylor dem Magazin "Automobil Produktion“.
Was zunächst eher nach beruflichem Abstieg klingt – Taylor war unter anderem für das Design des aktuellen Phantom und des neuen Cullinan von Rolls-Royce zuständig, mehr geht eigentlich nicht –, dürfte aber tatsächlich eine Herausforderung werden: Denn nicht nur die Luxusmarke Hongqi, die vor allem als Dienstwagen der chinesischen Regierung bekannt ist, soll Taylor jetzt ausbauen. Der Brite wird zudem die "Einführung internationalisierter Designphilosophien“ in die gesamte Palette der FAW-Produkte übernehmen, teilte der Konzern jüngst mit.
Ein wohl nötiger Schachzug. Denn die asiatischen Nobelautos kommen bei den wohlhabenderen Chinesen nicht so recht an – sie fahren lieber die deutschen Marken BMW, Mercedes und Co. Laut der Nachrichtenseite "Business Insider“ verzeichnen diese in China monatliche Verkaufszahlen im fünfstelligen Bereich, während von den Hongqi-Modellen pro Jahr weniger als 10.000 Fahrzeuge zugelassen werden.
50 Mitarbeiter am Oskar-von-Miller-Ring
Das soll sich jetzt mit dem "Advanced Design Center“ – dem ersten außerhalb Chinas – am Oskar-von-Miller-Ring mit zunächst 50 Mitarbeitern ändern. FAW wolle die jährlichen Hongqi-Verkäufe bis 2020 auf 100.000 und bis 2025 auf 300.000 Fahrzeuge nach oben bringen, sagte der FAW-Vorsitzende Xu Liuping jüngst bei der Studioeröffnung in München. Gab es neben der Regierungs-Limousine "L 5“ bislang nur das Modell "H 7“ in der Luxusklasse, sollen es künftig 17 Modelle sein. "Herr Taylor kennt Hongqi und die chinesische Kultur. Er verfügt über ein tiefes Verständnis“, so Xu Liuping. In der Tat hat sich der Brite stark mit den chinesischen Bedürfnissen beschäftigt – so ist Taylors neues Rolls-Royce-Modell "Wraith Black Badge“ insbesondere für den asiatischen Markt entworfen worden. FAW-Chef Xu schwärmt zudem von Taylors 103ex-Konzeptfahrzeug von Rolls-Royce: als "außergewöhnliche Vision für autonome Luxusautos“.
Giles Taylor: Frustriert bei Rolls-Royce?
Was die Zukunftsvisionen angeht, soll es zwischen Rolls-Royce und Taylor zunehmend Unstimmigkeiten gegeben haben: Laut "Automobilwoche“ war Taylor der Ansicht, Rolls-Royce müsse sein traditionelles Design aufgrund des Umstiegs auf die Elektromobilität radikal ändern. Er soll frustriert gewesen sein über die andersdenkenden Vorstände – und trat von seinem Posten zurück.
Jetzt will Taylor den chinesischen Staatskonzern von München aus auf Vordermann bringen. Im Fokus stehen Autos mit Elektromotor sowie selbstfahrende Fahrzeuge – zunächst für den chinesischen, später für den globalen Markt. "Für einen Designer gibt es nichts Spannenderes, als eine ganze Marke neu aufzustellen und für die Zukunft zu formen“, sagte Taylor kürzlich der "Welt“.
Doch nicht nur FAW – schon längst haben auch andere chinesische Autohersteller ihre Design-Zentren bei uns angesiedelt. Wie beispielsweise die elektrischen Newcomer-Marken Nio und Byton, deren Fahrzeuge auf dem deutschen Markt bislang gar nicht angeboten werden.
Chinas größter Pkw-Exporteur Chery hat seine Europa-Zentrale in Frankfurt sogar zum Dienstsitz seines weltweiten Kreativchefs, Kevin Rice, erklärt: Das Label "Made in Germany“ sei für Asiaten nach wie vor viel wert, erklärte dieser der "Welt“. Ein weiterer Grund für die deutschen Kreativlabore dürfte sein, dass deren Leiter so nicht nach China umziehen müssen.
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