Ex-Polizist verschickt Gift-Mails an Grüne

Josef Wilfling, früherer Chef der Mordkommission, ist bei der Aufarbeitung der NSU-Morde mit einer Grünen aneinander geraten. Weil die den Einzug in den Landtag verpasst, sendet er hämische Post.
Natalie Kettinger |
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Josef Wilfling, ehemaliger Chef der Münchner Mordkommission, liegt im Clinch mit der Grünen-Politikerin Susanna Tausendfreund.
Gregor Feindt, dpa Josef Wilfling, ehemaliger Chef der Münchner Mordkommission, liegt im Clinch mit der Grünen-Politikerin Susanna Tausendfreund.

München - Schadenfreude ist die schönste Freude, sagt man ja. Josef Wilfling, Ex-Chef der Münchner Mordkommission, ist in seiner Euphorie über das Ziel hinausgeschossen. „Ich wollte Ihnen nur mitteilen, wie erfreut ich und vermutlich 99,99 Prozent der bayerischen Polizisten sind, dass Sie den Einzug in den Landtag nicht mehr geschafft haben“, schrieb er der Grünen Susanna Tausendfreund nach der Wahl. Die „arrogante, aggressive und selbstherrliche Besserwisserei insbesondere der grünen Frauen“ nerve die Leute.

Die Fraktion fordert nun eine Entschuldigung von Wilfling – und einige Nebenklagevertreter im NSU-Prozess sehen in seinem Verhalten einen Beleg dafür, „wie trotz des Auffliegens des NSU und der unzähligen Ermittlungsfehler die damaligen Ermittler bis heute glauben, alles richtig gemacht zu haben“.

Was ist geschehen? Als Mitglied des NSU-Untersuchungsausschusses hatte Susanna Tausendfreund Josef Wilfling intensiv dazu befragt, warum nach der Ermordung von Habil Kilic (†2001) und Theodorus Boulgarides (†2005) nicht nach rechtsradikalen Tätern gesucht wurde. Irgendwann antwortete der Ex-Ermittler genervt: „Haben Sie schon einmal einen Nazi auf dem Fahrrad gesehen?“

Dieses Zitat gab Tausendfreund später öffentlich wieder – sehr zum Ärger von Wilfling, der sich daraufhin an seinen PC setzte und eine E-Mail an die Politikerin verfasste. Zu diesem „zugegebener Maßen blöden Satz“ habe er sich hinreißen lassen, weil ihm „gebetsmühlenartig dieselbe Frage“ gestellt worden sei. Er warf der Empfängerin „Belastungseifer“ vor, „täuschendes Verhalten“ und schrieb: „Meine Kollegen und ich sind keine Versager. Wir sind nicht auf dem rechten Auge blind.“

Lesen Sie hier: NSU-Morde - die Fehler der Ermittler

Als die Grüne ihren Sitz im Landtag verlor, legte Wilfling mit einer zweiten Mail nach, in der er seine Schadenfreude über den Wahlausgang ausdrückte: „Es bringt am Ende halt doch nichts, wenn man nur Gift und Galle verspritzt.“

Bei mehreren Nebenklägern im NSU-Prozess kommen die Äußerungen nicht gut an. „Mit solchen Mordermittlern wird es auch in Zukunft schwierig werden, rechtsterroristische Taten aufzuklären“, heißt es in einer Mitteilung. Und die grüne Landtagsfraktion fordert eine Entschuldigung.

Vergebens. „Es gibt nichts zu entschuldigen“, sagt Josef Wilfling zur AZ. „Ich habe niemanden beleidigt. Ich bin pensioniert, ein freier Bürger und kann offen meine Meinung sagen.“

 

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