Ex-Minister randaliert

MÜNCHEN - Jan Maria Rokita wird die Zwischenlandung auf dem Münchner Flughafen so schnell nicht vergessen. Der Freund des polnischen Premiers Donald Tusk wurde in Handschellen aus Lufthansa-Jet abgeführt.
In Polen ist Jan Maria Rokita ein Politstar, in München wurde der 49-Jährige jetzt in Handschellen von der Polizei aus einer Lufthansamaschine bugsiert, weil er an Bord randaliert haben soll. Rokita, ein enger Freund des polnischen Premiers Donald Tusk, soll sich am Dienstagabend mit einer Stewardess und mit dem Piloten angelegt haben. In Polen löste der Zwischenfall am Münchner Flughafen helle Empörung aus.
Im polnischen Fernsehen tobte der Politiker, der vor 15 Jahren eine Position vergleichbar der eines deutschen Kanzleramtsministers innehatte, er sei wie ein Hund behandelt worden. Ein Polizist habe ihn sogar als Arschloch bezeichnet. Man habe ihren Mann wie einen Terroristen behandelt, berichtete Nelly Rokita. Polizisten hätten 8000 Euro gefordert und ihn bis vier Uhr morgens festgehalten.
Jan Maria Rokita und seine Frau waren auf der Heimreise von Venedig. Wegen technischer Probleme hatte ihr Anschlussflug nach Krakau rund 40 Minuten Verspätung. „Schon leicht säuerlich“, so berichteten Zeugen, habe das Paar die Maschine bestiegen. Sie packten Tüten und Mäntel auf Sitze der Business Class, gebucht hatte sie allerdings Economy. Die Stewardess bat Rokita, der 2007 gar als Regierungschef im Gespräch war, die Sachen im Gepäckfach zu verstauen. Später weigerte er sich, den Gurt anzulegen.
Über das, was dann geschah, gehen die Schilderungen weit auseinander. Ein aus Polen stammender Fluggast berichtete, Rokita sei „sehr laut geworden“ und habe sich „absolut skandalös verhalten“. Angeblich soll der frühere Parlamentarier die Stewardess geschubst haben. Die schaltete daraufhin den Piloten ein, der entschied, dass der 49-Jährige nicht mitfliegen darf. Jan Maria Rokita schaltete auf stur. Als die Polizei kam, krallte er sich an seinem Sitz fest. „Zwei Beamte mussten ihn schließlich fesseln und abführen“, berichtet Polizeisprecher Hans-Peter Kammerer.
Die Rokitas fühlen sich als Opfer polizeilicher Willkür. „Ich war maximal höflich“, sagt Jan Maria Rokita. In Polen wirbelt die Affäre eine Menge Staub auf und schürt antideutsche Ressentiments. Die konservative Opposition forderte, das Parlament einzuschalten.
Die Staatsanwaltschaft Landshut ermittelt gegen Jan Maria Rokita wegen Körperverletzung, Hausfriedensbruch und Verstoß gegen die Flugsicherheit.
Ralph Hub