Ex-Minister behauptet sich - Münchens CSU-Chef Spaenle bleibt – wenn er will
München - Am Tag nach der größten politischen Niederlage seines Lebens gibt sich Ludwig Spaenle nach außen aufgeräumt. Der Ex-Minister, der langjährige Abgeordnete, der Münchner CSU-Chef ist am 14. Oktober 2018 aus dem Landtag geflogen. Am Morgen danach sagt er: "Politik ist ein Dienst auf Zeit." Und seine sei nun eben vorbei, soll das heißen. Nur CSU-Chef in München will er bleiben.
Wenn Spaenle will kann er noch Jahre Münchner CSU-Chef bleiben
Doch ob er das wirklich kann, daran zweifeln in jenen Wochen nach der historischen Pleite für Partei und Parteichef in München viele. Und auch Spaenle selbst ist im kleinen Kreis im Herbst deutlich weniger aufgeräumt, als er es öffentlich darstellen will. Natürlich habe er sehr gezweifelt, erzählen wichtige Münchner CSUler, die in jenen Wochen mit ihm gesprochen haben. Jetzt, kein halbes Jahr später, sieht es um Spaenle wieder ganz anders aus.
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Er ist Antisemitismusbeauftragter der Staatsregierung, könnte über die Liste bald in den Landtag nachrücken. Und wird noch Jahre Münchner CSU-Chef bleiben – wenn er will.
Spaenle wieder "hochambitioniert"
Zuletzt ist das Getuschel, ob ein gestürzter Politiker auf Dauer Bezirkschef bleiben kann, merklich leiser geworden. Und: Seine Parteifreunde erleben einen Spaenle, der wieder "hochambitioniert, sehr motiviert" sei, schwärmt man. Zum Beispiel am Montag in der Bezirksvorstandssitzung. Spaenle skizziert dort seinen Plan für die nächsten Monate, er will Themenparteitage einrichten, die OB-Kandidatin Kristina Frank in die Öffentlichkeit rücken. Spaenle sagt kämpferisch: "In zwölf Monaten sind wir auf der Zielgeraden. Und wir wollen gewinnen!"
Noch sieht er die Zeit nicht gekommen, seine Kandidatur für den Bezirksvorsitzenden zu erklären, die Wahl steht im Sommer an. Aber spricht so wie Spaenle am Montag einer, der bald aufhören will? Eher nicht, so sehen das viele, die Einfluss haben in der CSU. Wenn Spaenle will, kann er bleiben. Da sind sich alle einig. Und das, obwohl ein CSU-München-Chef, der nicht in der Staatsregierung sitzt, ja, nicht einmal ein Landtagsmandat hat, bis vor wenigen Monaten undenkbar schien.
Ex-Bürgermeister Schmid ist mit seiner Position als Stellvertreter
Doch es wird sich wohl keiner gegen ihn aus der Deckung wagen. Ex-Bürgermeister Josef Schmid erklärt auf AZ-Anfrage, er selbst sei "absolut zufrieden als stellvertretender Vorsitzender neben Ludwig Spaenle" und leiste dort gerne seinen Beitrag. CSU-Generalsekretär Markus Blume will dem Vernehmen nach auch nicht antreten – zumindest so lange Spaenle will. Blume trauen viele in der Partei aber ohnehin keine Mehrheit zu.
Georg Eisenreich könnte Spaenle beerben
Bleibt noch Georg Eisenreich. Der neue Justizminister gilt als alter Spaenle-Vetrauter. Dass er gegen ihn kandidiert, wird ausgeschlossen. "Aber wenn Spaenle aufhört, wird Eisenreich Vorsitzender. Das ist zu 95 Prozent sicher", sagt ein Vorstand. Und bei aller neuen Kampfkraft schließen manche Insider nicht aus, dass der 57-jährige Spaenle doch Schluss machen könnte. Er selbst betont auf AZ-Anfrage, er verstehe den Posten als "Dienst an der Partei". Und: "Man soll dem Herrgott keine Grenzen setzen." Ob dieser Satz für oder gegen einen Verbleib spricht? Das lässt Spaenle offen.