Ex-Anwalt nach 15 Jahren Flucht verhaftet - und verurteilt

Betrug: Nach vielen Jahren im Untergrund wird einem ehemaligen Juristen jetzt doch der Prozess gemacht.
von  John Schneider
Auf dem Weg in den Gerichtssaal: Hans B. (72) wird aus der U-Haft vorgeführt.
Auf dem Weg in den Gerichtssaal: Hans B. (72) wird aus der U-Haft vorgeführt. © jot

München - Es ist eine traurige Geschichte und ein Happy End ist nicht in Sicht: 15 Jahre lang versteckte sich der ehemalige Rechtsanwalt Hans B. (72, Name geändert) in München und Brno (Tschechien) in den ärmlichsten Verhältnissen vor den Behörden. Bis er vor wenigen Monaten doch gefasst wurde. Jetzt wurde dem 72-jährigen Betrüger noch einmal der (Berufungs-)Prozess gemacht.

Vor dem Landgericht erzählt er seine Geschichte. Die Stimme des 72-Jährigen ist leise, monoton, die Haltung stark gebeugt. Der Mann auf der Anklagebank wirkt resigniert.

Der Sturz sei plötzlich und unerklärlich gekommen. Hans B. arbeitete erfolgreich mit seinem Partner als Anwalt, hatte wieder geheiratet, ein Haus gebaut und einen Sohn bekommen. Doch dann traf ihn die Krise mit voller Wucht. Seine Frau habe sich in den 90er Jahren aus unerfindlichen Gründen von ihm abgewendet. Sein Glück zerbrach: „Ich bin dann auf die schiefe Bahn geraten.“

 

Der Anwalt verlor seine Zulassung

 

Mit „dann“ meint Hans B. zuallererst das Jahr 1996. Damals landete eine Akte mit einem Scheck über 15.000 Euro auf seinem Schreibtisch. Die Mandantin, der das Geld zustand, war nach Südafrika übersiedelt. Adresse unbekannt. Da kam der Rechtsanwalt auf die Idee die Summe auf das Konto eines Mitarbeiters zu überweisen, der gerade Geld brauchte und mit diesem die Beute zu teilen. Wenig später habe er bei einem Umzug der Kanzlei eine wie er wusste fingierte Rechnung desselben Mannes über 4.200 Euro eingereicht.

Für die beiden Taten wurde er im Jahr 2000 zu einer Haftstrafe von einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung verurteilt. Ein hartes Urteil, da der Mann keine Vorstrafen hatte.

Hans B. flog aus der Kanzlei, landete auf der Straße, wie er erzählt. Zwar läuft die Berufung gegen das Urteil, aber zum Gerichtstermin erscheint er nicht. Der Anwalt verlor seine Zulassung, wurde in einer zweiten, länger zurückliegenden Grundstückssache ebenfalls wegen Betruges zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.

 

Aus Verzweiflung sprang er aus dem Fenster

 

Ohne seinen Wohnortwechsel zu melden, siedelte er danach nach Brno in Tschechien um, wo er aber auch in prekären Verhältnissen lebte, einmal aus Verzweiflung sogar aus dem Fenster sprang. Er überlebte. 2006 wird ein Haftbefehl gegen ihn erwirkt. Doch es dauerte weitere neun Jahre bis er – wieder in München – tatsächlich verhaftet wird.

Das Landgericht mildert das Urteil von 2000 stark ab: 2700 Euro statt 18 Monate Gefängnis. Hans B. bleibt dennoch in Haft. Da er gegen Auflagen des Urteils von 2003 verstoßen hat, droht ihm die Aufhebung der Bewährung – und zwei Jahre Gefängnis.    

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