Eventhalle am Flughafen kommt: Freising statt Olympiapark

Der Flughafen verkauft ein Grundstück, damit ein Investor dort eine Konzerthalle bauen kann. Warum die Stadt nun sauer ist.
von  Christina Hertel
Nach langem hin und her steht es jetzt fest: Am Flughafen wird es eine neue Eventhalle geben.
Nach langem hin und her steht es jetzt fest: Am Flughafen wird es eine neue Eventhalle geben. © imago images/Andreas Haas

München - Die Olympiahalle in München, wo bislang die großen Stars auftraten, bekommt Konkurrenz: In Freising, auf dem Gelände des Flughafens, wird ein Investor eine Konzerthalle für bis zu 20.000 Zuschauer bauen. Die Gesellschafterversammlung der Flughafen GmbH stimmte am Freitag dem Verkauf zu, das bestätigte die Pressestelle des Konzerns.

Stadt München gegen den Freistaat

Der Verkauf des Grundstücks sorgt in München für Unmut. Denn die Stadt, die 23 Prozent der Anteile am Flughafen hält, hatte sich klar gegen den Verkauf ausgesprochen. Doch die Stadt wurde überstimmt: Der Freistaat nutzte seine Mehrheit von 51 Prozent. Der Bund habe sich mit Verweis darauf, dass in Berlin gerade eine neue Regierung gebildet wird, enthalten. So wurde es der AZ aus der nicht-öffentlichen Runde berichtet.

Wirtschafstreferent befürchtet finanzielle Einbußen

Der Münchner Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) sieht den Verkauf des 75 000 Quadratmeter großen Grundstücks kritisch. Er fürchtet nicht nur, dass der Stadt Touristen und damit Einnahmen entgehen, sondern auch, dass der Verkehr an seine Belastungsgrenze kommt. Schließlich ist die S-Bahn zum Flughafen schon heute oft überfüllt. Allerdings konnte er seine Parteikollegen aus der Staatsregierung nicht überzeugen.

Auch die Grünen in München sind entsetzt. Die Fraktionschefin Anna Hanusch betont, wie enttäuscht sie von dem Freistaat und von der Konzernspitze des Flughafens ist: "Das ist, diplomatisch ausgedrückt, ein unfreundlicher Akt der Staatsregierung gegen die Landeshauptstadt, mit dem sie auch ihre Parteifreunde in München bis auf die Knochen blamiert." Sie rechnet damit, dass die neue Konzerthalle vor allem Zuschauer anzieht, die mit dem Auto oder dem Flugzeug anreisen.

Jetzt soll schnell eine neue Halle im Olympiapark her

Wirtschaftsreferent Baumgärtner will nun möglichst schnell eine eigene Konzerthalle im Olympiapark vorantreiben. Sein Kalkül: Wenn München eine moderne Halle hat, könnte sich der Investor doch noch zurückziehen: "Ich appelliere an alle, daran zu arbeiten, dass der Olympiapark attraktiv bleibt."

Baumgärtner würde eine neue Konzerthalle am liebsten dort bauen, wo sich heute die alte Eissporthalle befindet. Übernehmen solle dies ein Investor, der eine Pacht an die Stadt zahlt. Denn ein Gutachten kam zu dem Ergebnis, dass die Olympiahalle "nicht mehr mithalten" könne und nicht mehr "den marktüblichen Anforderungen großer Shows" entspreche.

Investoren wollen einen neuen Impuls für München setzen

Die Frage ist allerdings, ob München tatsächlich schneller eine neue Halle hochziehen kann als die Freisinger Investoren. Denn während Grünen-Chefin Anna Hanusch erst prüfen will, ob eine neue Halle besser für 6.000 oder für 20.000 Zuschauer ausgelegt sein sollte, sind die Freisinger Investoren hochmotiviert: Sie seien von dem Standort überzeugt und möchten einen positiven Impuls für ihre Heimatstadt setzen, sagt der Sprecher Jan Manz.

Mehr als 250 Millionen Euro soll die neue Halle kosten

Die Investoren planen, mehr als 250 Millionen Euro in ihr neue multifunktionale Arena zu stecken. Alleine das Grundstück soll, wie es die AZ aus der nicht-öffentlichen Sitzung erfuhr, um die 20 Millionen Euro kosten. Der Flughafen selbst wollte sich zu dem Kaufpreis nicht äußern. Ein Sprecher teilt auf Anfrage mit: Der Verkauf des Grundstücks und den damit "verbundenen Leistungsbeziehungen" führe zu "signifikante Einnahmen und Chancen". Angesichts der coronabedingt schwierigen Lage könne dies die Situation des Unternehmens verbessern.

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