Eventagenturen streiten um unlautere Werbepraktiken

Unter den Münchner Eventagenturen tobt ein Streit über unlautere Werbepraktiken im Weihnachtsgeschäft.
Florian Zick |
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Ein Klassiker unter den Münchner Weihnachtsveranstaltungen: Der Schwanensee-Auftritt des Sankt Petersburger Balletts.
dpa Ein Klassiker unter den Münchner Weihnachtsveranstaltungen: Der Schwanensee-Auftritt des Sankt Petersburger Balletts.

Unter den Münchner Eventagenturen tobt ein Streit über unlautere Werbepraktiken im Weihnachtsgeschäft.

München - Er heißt Nicolaus – aber weihnachtlich ist ihm momentan so gar nicht zumute. Statt Adventsglöckchen läuten bei ihm gerade die Alarmglocken.

Grund dafür ist ein Prospekt mit Weihnachtskonzerten, den die München Ticket GmbH vor ein paar Tagen in einer Auflage von 135 000 Stück verschickt hat. Nicolaus Schreyer veranstaltet selbst solche Konzerte, er ist Geschäftsführer der Event-Agentur Bell’Arte. Der Prospekt allerdings ist voll mit Veranstaltungen von MünchenMusik, dem größten Konkurrenten – und trotzdem hat München Ticket die Werbung auch an Schreyers Kunden verteilt.

Um die Aufregung verstehen zu können, muss man wissen: Der Kartenservice München Ticket ist eine städtische Tochter, die Schreyer zufolge die Kundendaten der Münchner Event-agenturen nur treuhänderisch verwaltet. „Die Daten sind Eigentum der Veranstalter“, sagt Schreyer. Er habe der München Ticket GmbH die Kontakte bestimmt nicht überlassen, damit diese seinen Kunden nun Werbung für die Konkurrenz zustellen könne.

Was zu Schreyers Verdruss beiträgt: Die Prospekte tragen im Anschreiben das Stadtwappen von München. „Das schaut jetzt so aus, als wäre es das offizielle Weihnachtsprogramm der Stadt“, sagt Schreyer. Klar, dass die Konkurrenz da jetzt einen deutlichen Wettbewerbsvorteil habe.

Schreyer hat sich deshalb gemeinsam mit Tonicale und EuropaClassic, zwei weiteren Eventagenturen, rechtlichen Beistand gesucht. Es gehe um Wettbewerbsverzerrung und die Ausnutzung einer Monopolstellung, sagt Rechtsanwalt Josef Nachmann.

Seine Mandanten erwarteten sich von München Ticket deshalb finanzielle Wiedergutmachung und eine Art öffentliche Entschuldigung, schließlich sei der umstrittene Prospekt für die benachteiligten Eventagenturen ein „existenzbedrohlicher Eingriff“, so Nachmann.

Unter den Münchner Weihnachtsveranstaltern geht es derzeit also alles andere als besinnlich zu. Die Beteiligten lieferten sich in den vergangenen Tagen eine muntere, wenn auch wenig friedliche Debatte darüber, was München Ticket wann und wie den einzelnen Eventagenturen an Werbemöglichkeiten unterbreitet hat.

Während Stephan Rusch, der Chef von München Ticket, bestreitet, dass es exklusive Abmachungen mit MünchenMusik gegeben habe, wittert Richard Quaas, der kulturpolitische Sprecher der CSU-Rathausfraktion, unlautere Machenschaften.

Ob es sich nun um eine Verschwörungstheorie handelt oder um „einen Skandal, wie ich ihn in meinen 18 Jahren als Stadtrat nicht erlebt habe“, wie Quaas den Vorgang nennt, wird sich erst in den kommenden Wochen herausstellen.

Bei den Profiteuren von MünchenMusik indes kann man die Aufregung unter den Mitbewerbern nicht nachvollziehen. Andreas Schessl, der Geschäftsführer von MünchenMusik, weist darauf hin, dass absolut jeder Veranstalter einen solchen Prospektversand, ein sogenanntes Postmailing, bei München Ticket buchen könne. „Wir waren nur so schlau, das als Erste zu tun“, sagt Schessl.

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