Evangelische Kirche in Bayern erlaubt WLAN: Godspot - Internet im Gottesdienst

Die Evangelische Kirche erlaubt WLAN in ihren Gemeinden. Warum ein Münchner Pfarrer das gut findet und wann die Gläubigen bald surfen sollen. 
von  Jasmin Menrad, Michael Stolzenberg
Evangelischer Pfarrer, Norbert Roth, München
Evangelischer Pfarrer, Norbert Roth, München

München - Einen direkten Draht zu Gott liefert womöglich auch der Godspot (sic!) nicht, wobei es bei WLAN ja sowieso keinen Draht gibt, sondern eben drahtloses Internet.

Jetzt hat die Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Bayern ihren Gemeinden die formalen Voraussetzungen für einen Dienst namens "Godspot" geschaffen und empfiehlt, den Kirchenbesuchern kostenloses Internet zur Verfügung zu stellen.

Pfarrer Norbert Roth von der Matthäuskirche am Sendlinger Tor ist von dem Vorschlag ganz angetan: "Wir sind eine junge Gemeinde und der Kirchenvorstand wird darüber entscheiden. In den Gesprächen, die wir bisher geführt haben, zeigten sich alle begeistert von der Idee, kostenloses WLAN in unserer Kirche zu haben."

Unterricht, Flüchtlingsarbeit: Pfarrer erklärt den Nutzen vom Gratis-WLAN in der Kirche

Der Pfarrer möchte besonders mit seinen Konfirmanden das kostenfreie Internet im Unterricht nutzen. "Zudem wäre es eine Bereicherung für die Flüchtlingsarbeit in unserem Hause, denn wir machen viel Bewerbungstraining und Sprachkurse."

Godspot, ursprünglich ein Service der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, hat nunmehr auch in Bayern den Segen von oben erhalten – mit der Folge, dass in Kirchen, Gemeinden und Schulen im Freistaat ebenfalls freies WLAN angeboten werden kann.

Evangelischer Pfarrer, Norbert Roth, München
Evangelischer Pfarrer, Norbert Roth, München

Pfarrer Norbert Roth freut sich auf das heilige WLAN. Bild: ho

"Wir finden das gut", sagt Johannes Minkus, Sprecher der Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Bayern. Gleichzeitig betont er, dass die Entscheidung für oder gegen den Godspot im Gotteshaus jeweils vor Ort getroffen werde. "Das entscheiden die Kirchengemeinden selbst."

Um einen symbolischen Anreiz zu setzen, unterstützt die Landeskirche die ersten 100 Anmeldungen mit einem Zuschuss von 250 Euro. Für die meisten Gemeinden ist das aber nicht ausschlaggebend. In Landshut etwa haben schon mehrere Gemeinden angekündigt, in Gesprächen mit Anbietern zu sein und die technische Umsetzung zu prüfen.

Chats, Videos, News - ist das Internet in der Kirche eine Ablenkung?

Tatsächlich sind mehrere Kirchen über den Freifunk aber schon an kostenfreies Internet angeschlossen und sehen den Godspot nunmehr als ein zusätzliches Angebot für ihre Gemeindemitglieder. Vor Chats und Ablenkung während des Gottesdienstes scheint sich keiner der Pfarrer zu fürchten.

"Ich hoffe doch sehr, dass die Predigten nicht so langweilig sind, dass die Menschen währenddessen im Internet surfen. Ich sehe das Ganze eher als Chance, über eine Cloud zum Beispiel problemlos auf Gesangsbücher online zuzugreifen und diese an die Wand projizieren", sagt Pfarrer Norbert Roth.

Die Evangelische Kirche wird im Herbst ihr Gesangsbuch auch digital herausbringen, Gläubige können dann auf einem Tablet ihr eigenes Gesangsbuch mitführen, sich Merkzeichen setzen, angeführte Bibelstellen nachschlagen und etwa die Verfasser der Lieder suchen. So findet noch eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Gottesdienstinhalt statt.

"Das hat nichts mit Anbiedern zu tun, sondern mit der Realität, denn viele unserer Gläubigen bewegen sich selbstverständlich im Internet", sagt Pfarrer Norbert Roth.

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