Evakuierung in Schwabing: Betroffene erzählen

Seit Montag durften Tausende nicht in ihre Wohnungen: Hier erzählen Betroffene, wie sie die Situation in Schwabing erlebten. Klicken Sie sich durch die Bilder.
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ZEITUNGEN UND ZIGARETTEN: Anja Bußmann, Besitzerin von „Bussis Kiosk“ direkt gegenüber der Notunterkunft: „Ich bin am Dienstag extra etwas früher gekommen, weil ich dachte, ich kann den Leuten in der Notunterkunft bestimmt was Gutes tun. Und prompt standen sie hier alle Schlange – und wollten Zigaretten kaufen. In der Akademie konnten sie ja nicht rauchen. Und Zeitungen gehen weg wie warme Semmeln. Die Leute wollen wissen, wie es weitergeht. Zeitungen sind heute früh fast so wichtig wie Zigaretten. Und starker Kaffee natürlich. Ich verteile auch Kekse, um die Leute aufzuheitern. Gleich danach habe ich den Strand hier vorm Kiosk schön hergerichtet, mit Liegestühlen. Denn ich dachte mir: Wenn der Schwabinger es eine Nacht auf einem Feldbett aushalten muss, dann will er es am nächsten Tag ein bisschen schön haben. Man muss das Beste draus machen.“
Petra Schramek 10 ZEITUNGEN UND ZIGARETTEN: Anja Bußmann, Besitzerin von „Bussis Kiosk“ direkt gegenüber der Notunterkunft: „Ich bin am Dienstag extra etwas früher gekommen, weil ich dachte, ich kann den Leuten in der Notunterkunft bestimmt was Gutes tun. Und prompt standen sie hier alle Schlange – und wollten Zigaretten kaufen. In der Akademie konnten sie ja nicht rauchen. Und Zeitungen gehen weg wie warme Semmeln. Die Leute wollen wissen, wie es weitergeht. Zeitungen sind heute früh fast so wichtig wie Zigaretten. Und starker Kaffee natürlich. Ich verteile auch Kekse, um die Leute aufzuheitern. Gleich danach habe ich den Strand hier vorm Kiosk schön hergerichtet, mit Liegestühlen. Denn ich dachte mir: Wenn der Schwabinger es eine Nacht auf einem Feldbett aushalten muss, dann will er es am nächsten Tag ein bisschen schön haben. Man muss das Beste draus machen.“
EIN ENKEL-BESUCH DER ANDEREN ART: Ruland Hetzel und Frau Annelie aus Stuttgart: „Wir sind aus Stuttgart und wollten nur unsere Tochter besuchen und unsere Enkel. Der Kleine ist gerade mal fünf Wochen alt. Aber plötzlich mussten wir aus der Wohnung in der Haimhauserstraße raus. Die Nacht war etwas unruhig, aber wir waren mit dem Säugling separat untergebracht, das war angenehm. Jetzt müssen wir aber dringend los und frische Windeln kaufen. Und für meinen großen Enkel eine Hose, der hat immer noch seinen Schlafanzug an.“
Petra Schramek 10 EIN ENKEL-BESUCH DER ANDEREN ART: Ruland Hetzel und Frau Annelie aus Stuttgart: „Wir sind aus Stuttgart und wollten nur unsere Tochter besuchen und unsere Enkel. Der Kleine ist gerade mal fünf Wochen alt. Aber plötzlich mussten wir aus der Wohnung in der Haimhauserstraße raus. Die Nacht war etwas unruhig, aber wir waren mit dem Säugling separat untergebracht, das war angenehm. Jetzt müssen wir aber dringend los und frische Windeln kaufen. Und für meinen großen Enkel eine Hose, der hat immer noch seinen Schlafanzug an.“
DISZIPLIN IN DER NOTSITUATION: Martin Matusik (46), Bibliotheksbeschäftigter: „Ich war erstaunt über die unkonventionelle Art, mit der uns geholfen wurde und über die Disziplin der Leute.“
Petra Schramek 10 DISZIPLIN IN DER NOTSITUATION: Martin Matusik (46), Bibliotheksbeschäftigter: „Ich war erstaunt über die unkonventionelle Art, mit der uns geholfen wurde und über die Disziplin der Leute.“
KEIN ENDE IN SICHT: Christina Markschläger (70), Rentnerin: „Wir wurden in der Notunterkunft gut untergebracht, aber es ist kein Ende abzusehen. Ich habe gar nichts mitgenommen.“
Petra Schramek 10 KEIN ENDE IN SICHT: Christina Markschläger (70), Rentnerin: „Wir wurden in der Notunterkunft gut untergebracht, aber es ist kein Ende abzusehen. Ich habe gar nichts mitgenommen.“
NACHBARSCHAFTSHILFE UND GELASSENHEIT: Wolfgang Roucka, Schwabinger Original: „Ja, in der Schwabinger 7 hat schon immer eine Bombenstimmung geherrscht. Ich hatte doppeltes Pech: Ich bin mit meiner Wohnung in der Kaiserstraße und mit meinem Geschäft in der Feilitzschstraße evakuiert worden. Zum Glück passe ich gerade am Arabellapark auf eine Wohnung auf und füttere da die Fische, deshalb konnte ich dort übernachten. Aber ich freue mich, wenn ich sehe, wie angenehm sich das hier regelt in Schwabing. Nachbarn helfen sich, die Leute bleiben alle gelassen. Das liebe ich so an Schwabing!“
Petra Schramek 10 NACHBARSCHAFTSHILFE UND GELASSENHEIT: Wolfgang Roucka, Schwabinger Original: „Ja, in der Schwabinger 7 hat schon immer eine Bombenstimmung geherrscht. Ich hatte doppeltes Pech: Ich bin mit meiner Wohnung in der Kaiserstraße und mit meinem Geschäft in der Feilitzschstraße evakuiert worden. Zum Glück passe ich gerade am Arabellapark auf eine Wohnung auf und füttere da die Fische, deshalb konnte ich dort übernachten. Aber ich freue mich, wenn ich sehe, wie angenehm sich das hier regelt in Schwabing. Nachbarn helfen sich, die Leute bleiben alle gelassen. Das liebe ich so an Schwabing!“
PASTA FÜR DIE GESTRANDETEN: Gerhard Schlierf, Koch der Katholischen Akademie: „Ich wohne in der Werneckstraße und bin auch evakuiert worden. Da habe ich mir gedacht, ich kann auch gleich hergehen und helfen. Ich habe dann den Kollegen von den Maltesern die Küche aufgesperrt und ihnen geholfen. Das ist ja einfacher, als wenn die erst ihre Feldküche aufbauen müssten. Abends gab’s Dosen-Gulasch mit Nudeln von den Maltesern. Aber am Dienstagmittag mache ich ein kleines Pastagericht, etwas Leichtes. Viel geschlafen habe ich nicht, aber es geht schon. Heut früh war die Stimmung noch etwas angespannt, aber jetzt geht es wieder.“
Petra Schramek 10 PASTA FÜR DIE GESTRANDETEN: Gerhard Schlierf, Koch der Katholischen Akademie: „Ich wohne in der Werneckstraße und bin auch evakuiert worden. Da habe ich mir gedacht, ich kann auch gleich hergehen und helfen. Ich habe dann den Kollegen von den Maltesern die Küche aufgesperrt und ihnen geholfen. Das ist ja einfacher, als wenn die erst ihre Feldküche aufbauen müssten. Abends gab’s Dosen-Gulasch mit Nudeln von den Maltesern. Aber am Dienstagmittag mache ich ein kleines Pastagericht, etwas Leichtes. Viel geschlafen habe ich nicht, aber es geht schon. Heut früh war die Stimmung noch etwas angespannt, aber jetzt geht es wieder.“
WAS WIRD AUS DEM COMPUTER? Renate Gschwendtner (51), Grafikdesignerin: „Ich bin ganz unruhig. Ich muss ganz dringend eine Arbeit abgeben und kann nicht an meinen Computer. Hoffentlich passiert dem Gerät nichts, sonst bekomme ich große Schwierigkeiten. Ich habe ein dickes Buch dabei, um mich abzulenken.“
Petra Schramek 10 WAS WIRD AUS DEM COMPUTER? Renate Gschwendtner (51), Grafikdesignerin: „Ich bin ganz unruhig. Ich muss ganz dringend eine Arbeit abgeben und kann nicht an meinen Computer. Hoffentlich passiert dem Gerät nichts, sonst bekomme ich große Schwierigkeiten. Ich habe ein dickes Buch dabei, um mich abzulenken.“
UNTERKUNFT BEI FREUNDEN: Helge Dethloff, Rentner, räumte in der Nacht seine Wohnung und kam bei einem Freund unter. Frühstück gab’s in der Notunterkunft: „Super Tee und Wurst!“, erzählt er.
Tim Wessling 10 UNTERKUNFT BEI FREUNDEN: Helge Dethloff, Rentner, räumte in der Nacht seine Wohnung und kam bei einem Freund unter. Frühstück gab’s in der Notunterkunft: „Super Tee und Wurst!“, erzählt er.
BOMBEN-TOURISMUS: Johannes hat eine weite Anreise hinter sich: „Wir sind extra mit dem ersten Zug um 4.30 Uhr aus Würzburg gekommen, um uns das Spektakel anzusehen.“
Tim Wessling 10 BOMBEN-TOURISMUS: Johannes hat eine weite Anreise hinter sich: „Wir sind extra mit dem ersten Zug um 4.30 Uhr aus Würzburg gekommen, um uns das Spektakel anzusehen.“
RAUSSCHMISS AUS DEM LOKAL: Vadim, Kellner im Wirtshaus „Zur Brezn“: „Gestern war das Lokal voll besetzt. Dann mussten wir alle Gäste rauswerfen. Wir hatten nicht mal Zeit, die Tische abzuwischen.“
Tim Wessling 10 RAUSSCHMISS AUS DEM LOKAL: Vadim, Kellner im Wirtshaus „Zur Brezn“: „Gestern war das Lokal voll besetzt. Dann mussten wir alle Gäste rauswerfen. Wir hatten nicht mal Zeit, die Tische abzuwischen.“
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