Europawahl: Zäher Start in den Wahlkampf in München

München - In der SPD-Zentrale am Oberanger drängen sich die Genossen. Die Sitzplätze reichen nicht, viele müssen stehen, drängeln an der Tür. Die Geschichte von dem Abend vor einigen Wochen erzählt man sich derzeit gerne in der Münchner SPD. An dem Abend ging es um die Vorbereitung der Europawahl. Europa ist wichtig, wir sind wichtig, Europa ist uns wichtig – das wollen die Genossen damit ausstrahlen.
Einzig: Den Beobachtern bleiben da Zweifel. Sowohl die SPD als auch die CSU sind in München insgesamt alles andere als im Wahlkampf-Modus. Viele Politiker aus der ersten Reihe, die sonst gerne und viel reden, rufen nicht einmal zurück, wenn man zum Thema Europawahl anfragt. Die Stimmungslage: genervt bis gereizt. Die Taktik: nicht persönlich mit dieser Wahl verbunden zu werden.
Grüne: "Wollen wieder stärkste Kraft werden"
Ausnahme: die Grünen. Die Ökos können ja in diesen Monaten eh kaum laufen vor Kraft. "Klar, wir wollen wieder stärkste Kraft werden", sagt der neue München-Chef der Partei, Dominik Krause, selbstbewusst. Die großen Demonstrationen wegen des Urheberrechts hätten gezeigt, dass viele Münchner an EU-Themen interessiert seien: "Und wir unterscheiden uns bei den europäischen Themen von allen anderen Parteien."
Ob Grüne oder andere Parteien: Im Stadtbild sind bisher nur wenige Plakate zu sehen. So richtig starte man erst nach den Osterferien, heißt es aus der CSU. Man wolle generell nicht mehr so viel plakatieren, sagt ein SPD-Mann. Nach der Landtagswahl sei in den Parteien diskutiert worden, dass viele Münchner genervt von den vielen Plakaten waren. Von "Hubert-Aiwanger-Gedächtnis-Alleen" und "Michael-Piazolo-Straßen" ist noch die Rede.
CSU hofft auf Manfred Weber
Die CSU gibt das Ziel aus, stärkste Kraft zu bleiben, plakatiert gegen einen Türkei-Beitritt oder "für Stabilität und Sicherheit". Und hofft auch darauf, dass die Münchner den Bayern Manfred Weber als europaweiter Spitzenkandidat der Konservativen gut finden – der an der Messe in Riem seine Abschlusskundgebung abhalten wird.
Die SPD hingegen hofft eher, dass man sie mit ihren bundesweit bekannten Politikern wenig in Verbindung bringt. Immerhin: Als Martin Schulz, der überzeugte Europäer, kürzlich in Berg am Laim sprach, mussten Leute nach Hause geschickt werden. Wegen Überfüllung geschlossen! Noch so eine Geschichte, die man sich in der SPD erzählt, um sich Mut zu machen für die Wahl. Bei der letzten Europawahl 2014 holte man in der Stadt immerhin 26 Prozent und wäre fast statt der CSU (27 Prozent) stärkste Partei geworden. Dieses Ziel gibt heute kein Sozialdemokrat mehr aus. Wo die Parteien wirklich stehen, wissen sie am Abend des 26. Mai.
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