Euro 2016 Krawalle: International gesuchter russischer Hooligan in München verhaftet

Großartiger internationaler Fahndungserfolg: Eineinhalb Jahre nach den schweren Ausschreitungen bei der Fußball-Europameisterschaft 2016 in Frankreich wurde ein russischer Hooligan nun am Münchner Flughafen verhaftet. Ihn erwarten wegen versuchter vorsätzlicher Tötung bis zu 15 Jahre Haft.
Christoph Elzer |
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Bei den Ausschreitungen in Marseille kam es zu Jagdszenen zwischen Polizei und Hooligans.
dpa Bei den Ausschreitungen in Marseille kam es zu Jagdszenen zwischen Polizei und Hooligans.

Großartiger internationaler Fahndungserfolg: Eineinhalb Jahre nach den schweren Ausschreitungen bei der Fußball-Europameisterschaft 2016 in Frankreich wurde ein russischer Hooligan nun am Münchner Flughafen verhaftet. Ihn erwarten wegen versuchter vorsätzlicher Tötung bis zu 15 Jahre Haft.

München - Es war die Schande der Euro 2016: Vor, während und nach dem Gruppenspiel zwischen England und Russland kam es zu Gewaltexzessen, die die romantische Innenstadt von Marseille einem Kriegsgebiet gleichen ließen. Marodierende Banden gewaltbereiter Hooligans randalierten in der Stadt und im Stadion, hinterließen eine Spur der Verwüstung und 30 verletzte Personen, darunter vier Schwerverletzte. Mehr als 1.200 Polizisten waren im Einsatz.

Nach den Ausschreitungen konnte ermittelt werden, dass insbesondere 150 russische Hooligans, die ausschließlich zu diesem Zweck nach Frankreich gereist waren und keine Tickets für das Spiel besaßen, die Gewaltspirale entfacht und angetrieben hatten. Trotz des massiven Polizeieinsatzes konnte allerdings kein einziger dieser Hooligans vor Ort festgenommen werden. Der russische Parlaments-Vizepräsident Igor Lebedew verteidigte seine Landsleute hinterher sogar noch: Sie hätten lediglich "die Ehre ihres Landes verteidigt und es den englischen Fans nicht gestattet, unser Land zu entweihen. [...] Ich kann nichts Schlimmes an kämpfenden Fans finden. Im Gegenteil, gut gemacht Jungs. Weiter so!"

Die französische Justiz sah das allerdings etwas anders und ermittelte seit jenem 11. Juli 2016 kontinuierlich die Identitäten der russischen Gewalttäter. Ende 2017 dann ein Durchbruch: Gemeinsam mit einer Ermittlungsgruppe der britischen Polizei gelang es den Franzosen, einen weiteren Hooligan zweifelsfrei zu identifizieren. Eine Richterin am Hohen Gericht in Marseille erließ daher Anfang Dezember 2017 einen internationalen Haftbefehl gegen den Mann.

Der Hooligan war auf dem Weg zum nächsten Hochrisikospiel

Während der Mann nach den Krawallen von Marseille noch Glück hatte und unerkannt aus Frankreich verschwinden konnte, hat ihn dieses Glück nun verlassen: Als er am Mittwoch (21.02.2017) von Moskau über München nach Bilbao reisen wollte, um dort beim Europa-League-Spiel Athletic Bilbao gegen Spartak Moskau sein Unwesen zu treiben, blieb er im Münchner Fahndungsnetz hängen. Die Beamten der Bundespolizei im Erdinger Moos entdeckten den offenen Haftbefehl gegen den 31-Jährigen und vollstreckten ihn sofort.

Die französischen Strafverfolgungsbehörden werfen dem Russen vor, zusammen mit mehreren Kumpanen einen 51-jährigen britischen Fußballfan angegriffen und schwerst verletzt zu haben. Das Opfer soll neben Knochenbrüchen auch Verletzungen an Gehirn und Lunge erlitten haben. Den Mann erwarten in Frankreich bis zu fünfzehn Jahre Haft wegen versuchter vorsätzlicher Tötung und schwerer Körperverletzung.

Der Haftrichter in Erding ließ den Mann am Donnerstag in die Justizvollzugsanstalt Stadelheim einliefern. Dort muss er das durch die Generalstaatsanwaltschaft München betriebene Auslieferungsverfahren abwarten. Anschließend geht seine Reise dann weiter - aber wohl mit Ziel Marseille statt Bilbao.

Schwere Ausschreitungen in Marseille

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