Zweites Heim im Schiffsbauch

Diese Woche hat Tobias Lintz die erlösende Nachricht bekommen: Sein „Holy Home“ in der Reichenbachstraße darf noch ein Jahr länger bleiben. Die Bar mit dem abgerockten Charme, Liebling vieler Nachtschwärmer, hatte – wie am Gärtnerplatz üblich – Anwohnerprobleme. Am Wochenende muss sie jetzt um zwei zumachen.
Nicht so Lintz’ neues Baby. „Ich hätte die Bar auch aufgemacht, wenn ich gewusst hätte, dass es das Holy weiter geben wird“, sagt er. Nachdem die „Treemans Coffee“-Filiale geschlossen war, hatte der „Platzhirsch“ hier kurz einen zweiten Anlauf gestartet, aber scheinbar dürstet es den Leuten hier nicht mehr nach Kaffee.
Ins „Unter Deck“ zieht es Schiffstüchtige, wenn es draußen dunkel wird.
Dann verschluckt sie der langgezogene, dunkelrote Schiffsbauch, an dessen Planken entlang sich der Tresen zieht, von der aus das tschechische Budweiser und Augustiner aus Fässern fließen (3,20/3,50 Euro), von der aus gute Obstbrände, Whiskys und natürlich Longdrinks (7,50 bis 9,50) an die nicht Seekranken verteilt werden.
Im zweiten Raum sitzen die Gäste gemächlicher an Tischen oder auf Sofas, und manche starren versunken an die Wand: Hier zieht die Installation der Videokünstlerin Betty Mü in Bilderrahmen vorbei, Unterwasserwelten, skurrile Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Musikalisch ist alles abseits des 08/15-Mainstreams geboten, auch Live-Bands sollen auftreten.
Etwas abseits der Feiermeilen und doch ganz zentral ist die Bar gelegen – gefunden haben sie schon so viele, dass es unter Deck am Wochenende eng werden kann.
Oberanger 26, Mi. bis Sa. von 20 – 3 Uhr, Tel.: 20 14 546, www.facebook.com