Zwei Neueröffnungen in der Müllerstraße in München: Braucht's hier noch mehr Cafés?

Die Müllerstraße ist die Einflugschneise ins Glockenbachviertel und im steten Wandel. Die AZ hat gestaunt, wie viele Cafés es dort inzwischen gibt. Jetzt gibt es zwei weitere.
von  Ruth Frömmer
Hier kann man durchaus eine Sonnenbrille tragen. Das Suuapinga ist hip und hell. Die reduzierte Atmosphäre gleichen die beiden Mitarbeiter Linus (links) und Ray mit ihrer guten Laune aus.
Hier kann man durchaus eine Sonnenbrille tragen. Das Suuapinga ist hip und hell. Die reduzierte Atmosphäre gleichen die beiden Mitarbeiter Linus (links) und Ray mit ihrer guten Laune aus. © Daniel von Loeper

München - Die Schwulenszene, Nachtschwärmer und immer mehr Kaffeetrinker tummeln sich rund um die Uhr auf der Müllerstraße. In den letzten Jahren haben dort viele Läden dichtgemacht. Einige haben Nachmieter, andere stehen seit Jahren leer. Die AZ ist die bunte Straße vom Sendlinger Tor aus einmal entlangspaziert und hat sich gefragt: Wie viele Cafés verträgt eine 770 Meter lange Straße eigentlich?

Das Café Vollaths (Cappuccino: 3,60 Euro) am Beginn der Müllerstraße gibt es seit rund sieben Jahren. Irgendwie hat Inhaber Andreas Vollath den Dreh heraus, denn sein Café ist immer proppenvoll – sogar im Winter sind die Außenplätze gut besetzt.

Kaffee-Schnäppchen in Eddis Kiosk

Ein paar Meter weiter verkauft Eddi Sarcevic seit 14 Jahren in seinem Kiosk Zeitungen, Tabak und mehr. Mit der Zeit hat sich sein kleiner Laden aber ebenfalls zu einer Anlaufstelle für den gemütlichen Plausch zwischendurch mit einer Tasse Kaffee etabliert. Kein Wunder: Der Cappuccino der italienischen Marke Hausbrandt kostet hier nur 3 Euro.

Auch im gemütlichen Kiosk von Eddi Sarcevic ist die Kaffeemaschine den ganzen Tag lang im Dauereinsatz.
Auch im gemütlichen Kiosk von Eddi Sarcevic ist die Kaffeemaschine den ganzen Tag lang im Dauereinsatz. © Daniel von Loeper

Noch einen Tick günstiger gibt es Kaffee in der Bäckerei Ziegler, die erst im vergangenen Jahr an der Ecke zur Pestalozzistraße eröffnet hat. Der Cappuccino hier kostet 2,95 Euro – allerdings nur zum Mitnehmen.

Das Heimwerk im Eckhaus an der Pestalozzistraße ist zwar für seine Schnitzel bekannt. Aber wer tagsüber seine Ruhe haben möchte oder keinen Platz in einem der anderen Cafés findet, bekommt dort ebenfalls einen Cappuccino (4 Euro).

Der unaufgeregte Platzhirsch: Die Loretta Bar

Die Loretta Bar schräg gegenüber ist seit gut 20 Jahren so etwas wie der unaufgeregte Platzhirsch unter den Cafés auf der Müllerstraße. Wie der Name schon sagt, genießt man hier auch tagsüber lässiges Bar-Flair beim Kaffeeklatsch. Deshalb geben sich hier Menschen aller Altersklassen die Klinke in die Hand. Und wer sich überm Cappuccino (4 Euro) verratscht, der geht einfach direkt in den Aperitif über und bestellt sich einen Drink aus der Cocktailkarte.

Die Loretta Bar ist tagsüber und abends eine Institution im Glockenbachviertel. Das Publikum ist bunt gemischt.
Die Loretta Bar ist tagsüber und abends eine Institution im Glockenbachviertel. Das Publikum ist bunt gemischt. © Daniel von Loeper

Weniger ist mehr im Suuapinga

Nur zwei Häuser weiter haben im letzten Jahr die Fritz Bäckerei und das Antiquariat Film Oldies geschlossen. Vor gut einer Woche ist dort Suuapinga mit einem Café und einer "Bakery" also einer modernen Bäckerei, eingezogen. Es ist das fünfte Café des Unternehmens in der Stadt und die Devise lautet hier wie in den anderen Filialen: Weniger ist mehr.

Der Raum ist hell. Auf der einen Seite ist die Theke, in der Mitte des Raumes steht ein großer Tisch, an der Wand zwei Hochtische. Auch aufs Fensterbrett kann man sich setzen. Bestellt wird am Tresen. Der Cappuccino kostet 3,90 Euro. Dazu gibt’s Zimt- oder Kardamom-Schnecken (3,90 bzw. 4,20 Euro), Kuchen oder Kekse.

Brot und ein paar andere ausgewählte Backwaren kann man zwischen Donnerstag und Samstag in der zugehörigen "Bakery“ nebenan kaufen.

Aber da scheint noch mehr zu gehen, denn schon eine Ecke weiter steht schon das nächste Café in den Startlöchern. Der Name klingt hip: The Barn. Noch sind die Scheiben verklebt, aber demnächst eröffnet die Berliner Kaffeerösterei hier im ehemaligen italienischen Modegeschäft von Lucia Lavore ihre zweite Münchner Filiale.

Menschentraube vorm Man vs. Machine

Ob sich das ausgeht? Denn schon an der nächsten Ecke schräg gegenüber bildet sich vor allem am Wochenende eine Menschentraube vor dem ebenfalls sehr modernen Man vs. Machine. Das angesagte Spezialitäten-Café hat sich zu einer Anlaufstelle für "echte Kaffeeexperten" entwickelt. Hier gibt’s zwar auch Cappuccino (3,90 Euro), aber eben auch alles, was sonst noch angesagt ist unter Brüh-Fans: zum Beispiel "Batch Brew“, "Flash Brew“, "Hand Brew“ und einige mehr.

Jenseits der Frauenhoferstraße wird es kaffeetechnisch schon etwas dünner. Dort haben Samira Ammann und Lucky Singh vor knapp zwei Jahren im ehemaligen Sunshine Pub "A small café“ eröffnet. Die beiden sind Yoga-Fans und wollten einen Ort der Ruhe und Entspannung schaffen. In den Cappuccino (4,40 Euro) kommt hier Kokosmilch.

Am Ende der Straße kann man sich ins Bellevue di Monaco setzen (Cappuccino 3,70 Euro). Gegenüber an der Ecke zur Corneliusstraße war lange das Café Forum, danach ein Pop-up und zuletzt das Café Neuhauser. Seit kurzem ist dort das Restaurant Geisha. Es tut sich jede Menge auf dem Gelände.

Und sollten noch mehr Röstereien auf die Müllerstraße wollen: Ein bisserl Potenzial wäre noch da: Der ehemalige Zöttl-Bäcker und der Ksar-Club stehen seit Jahren leer. Auch der kleine Flachbau, in dem lange Messer verkauft wurden, ist noch ungenutzt. Die Ausgangsfrage, wie viele Cafés eine Straße verträgt, ist schnell beantwortet: viele.

Denn auch in den Seitenstraßen sitzen den ganzen Tag lang Menschen und trinken Kaffee. Ob die steigende Konkurrenz das Geschäft belebt oder der große Kaffeedurst der Münchner, weiß niemand.

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