Zwei neue Standl auf dem Viktualienmarkt: Von Anatolien bis in die Oberpfalz

Zwei neue Standl auf dem Viktualienmarkt bereichern das Sortiment mit regionalen Spezialitäten: von Meze bis Sauerkraut.
von  Ruth Frömmer
Baris Çelik verkauft auf dem Viktualienmarkt türkische Köstlichkeiten. Viele sind hausgemacht, von seiner Mutter. Sein Vater stand für das Standl-Logo (links) Modell.
Baris Çelik verkauft auf dem Viktualienmarkt türkische Köstlichkeiten. Viele sind hausgemacht, von seiner Mutter. Sein Vater stand für das Standl-Logo (links) Modell. © Daniel von Loeper

München - Die Abteilung VI ist nicht unbedingt erste Lage auf dem Viktualienmarkt. Selbst eingesessene Münchner wissen oft nicht, was es im Bereich zwischen Frauenstraße und Fisch Witte eigentlich für Standl gibt. Das könnte sich aber bald ändern, denn seit Kurzem gibt es dort zwei äußerst interessante Neuzugänge.

Kraut & Müller bietet Fermentiertes, Zoigl und Ziegenmilch-Karamell

Kraut & Müller heißt der Erste. "Für mich ist hier ein Traum wahrgeworden", sagt die frischgebackene Standlfrau Susi Müller. Ihr Angebot: Fermentiertes, Eingelegtes und Eingemachtes. Das ist traditionell und liegt gerade voll im Trend.

Susi Müller sagt, mit ihrem Stand am Viktualienmarkt hat sie sich einen Traum erfüllt. Eingemachtes und Fermentiertes verkauft sie hier.
Susi Müller sagt, mit ihrem Stand am Viktualienmarkt hat sie sich einen Traum erfüllt. Eingemachtes und Fermentiertes verkauft sie hier. © Daniel von Loeper

Ein Jahr lang hat sich die 49-Jährige Zeit genommen, um ein Konzept und geeignete Lieferanten zu finden. Da sie aus Tirschenreuth stammt, sind ziemlich viele Oberpfälzer und Franken dabei.

Susi Müllers Sauerkraut kommt frisch vom Fass aus der Oberpfalz

Im Mittelpunkt steht allerlei fermentiertes Gemüse und Kimchi (300 Gramm: 7,50 Euro) vom Nürnberger Sternekoch Felix Schneider (Restaurant Etz). Bald kommen auch fermentierte Stachelbeeren, wilde Johannisbeeren, Blaukraut und Kurkuma dazu.

Auch Ingwer wird fermentiert, regionaler freilich.
Auch Ingwer wird fermentiert, regionaler freilich. © Susi Müller

Fruchtaufstriche (7,50 Euro) bezieht sie vom Franken Peter Kunze. Der beliefert die Besten der Besten, unter anderem das Berliner Gourmetlokal Nobelhart und Schmutzig.

Ihr Sauerkraut (300 Gramm: 5,70 Euro) kommt frisch vom Fass aus der Oberpfalz, ebenso ein deftiges Schwarzgeräuchertes. Obwohl Müller seit 35 Jahren Vegetarierin ist, bringt sie der Duft ins Schwärmen: "Das riecht nach meiner Kindheit!"

Oberpfälzer Berühmtheiten sind auch die Lebkuchen von Rosner aus Waldsassen. Oder die Obstbrände und Whiskeys der Steinwald-Brennerei Schraml. Ein besonderes Schmankerl: das absolut köstliche Ziegenmilch-Karamell vom Biohof Michlbauer in Stockau.

Baris Çelik zeigt, dass die moderne türkische Küche mehr als Döner zu bieten hat

Was die Oberpfälzer Herzen aber besonders hoch schlagen lässt: Susi Müller dürfte die Erste sein, die es geschafft hat, Zoiglbier in München zu verkaufen.

Zoiglbier - gibt es in München wohl nirgendwo anders.
Zoiglbier - gibt es in München wohl nirgendwo anders. © Daniel von Loeper

Das untergärige Bier wird vor allem in der nördlichen Oberpfalz in Häusern mit Zoiglbraurecht gebraut. Traditionell trifft man sich in den kleinen Brauhäusern, trinkt das Zoigl vor Ort und isst eine Brotzeit dazu.

Susi Müller war selbst erstaunt, wie schnell ihre ersten Flaschen (ein Liter: 5,90 Euro) an ihrem Stand ausverkauft waren. Und wir sind gespannt, was das Sortiment in den nächsten Monaten noch bereichern wird.

Schon vor ein paar Monaten hat schräg gegenüber der Stand Efendi eröffnet. Baris Çelik will den Münchnern hier die moderne türkische Küche näherbringen. "Die hat nämlich noch mehr als Döner zu bieten", erzählt er mit einem Schmunzeln.

Efendi: Die Qualität geht weit über Supermarkt-Standards hinaus

Er verkauft ebenfalls allerlei Eingelegtes wie Oliven (5,50 Euro) oder Gemüse-Pickles (3,50 Euro), aber auch selbstgemachte Aufstriche, Pestos und Salate - typische Meze eben, die türkischen Antipasti. Fast alles stellt seine Mama Yüksel her. Die Familie betreibt nämlich schon seit 20 Jahren das Restaurant Efendi in Kochel am See.

Im Lockdown hat die Familie angefangen, die Restaurant-Speisen zum Mitnehmen einzukochen. Das kam so gut an bei den Gästen, dass sie auch danach die feinen Gläser kaufen wollten. Kein Wunder, denn die Qualität geht weit über Supermarkt-Standards hinaus. Alles wird mit frischen Zutaten und ohne Konservierungsstoffe gekocht, vieles vegetarisch und vegan.

Im Restaurantbetrieb war das Geschäft mit den Gläsern nicht mehr zu stemmen und so hat die Familie den Schritt auf den Viktualienmarkt gewagt.

Bald wird es auch Pasta bei Efendi geben

Dort bietet Çelik auch Meze in Bowls und verschiedene Sandwiches an. Zum Nachtisch noch ein Baklava und mehr braucht's nicht. Bald wird es auch Pasta bei Efendi geben, zum Beispiel Manti, die gefüllten türkischen Teigtaschen.

Eine umtriebige Familie, die Çeliks in Bayern. Den Papa kann man übrigens auf dem Efendi-Logo bewundern. Das Foto ist auf der Wiesn entstanden.

Wer mehr erfahren will, schaut am besten einfach mal vorbei auf einen Ratsch. "Denn das ist es doch, was den Viktualienmarkt ausmacht", sagt Baris Çelik. Recht hat er. Und wenn man sich dann noch ein Stück Türkei oder Oberpfalz mit heimnehmen kann, hat sich der Besuch der Abteilung VI schon mehr als gelohnt.


Kraut & Müller: Di-Fr: 10 bis 18 Uhr und Fr: 10 bis 16 Uhr
Efendi: Mi-Sa: 11 bis 17 Uhr

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