Zur Gruam: Die Boazn, die keine ist

Die Gruam ist irgendwas zwischen Technoclub und Boazn – und ein Besuch dort stets heiter. Die gAZtro-Kritik.
von  Jasmin Menrad
Gruam
Gruam © ho

Sendling - Eine Boazn mit Türsteher ist ein Konzept, das sich womöglich nicht jedem Münchner Vollzeit-Biertrinker erschließt. Aber die Gruam in dem toten Sendlinger Eck, dort, wo die Thalkirchner Straße auf die Lagerhausstraße trifft, ist schon lang keine Rotlicht-Fernfahrer-Boazn mehr – auch wenn sich der Laden den Biermuff erhalten hat.

Wer am Wochenende kommt, dem erschließt sich das mit den Türstehern dann auch. Denn die Gruam ist bumsvoll, die Musik krachlaut und die Gäste sind schnapsschwanger. Gemütlich auf ein Bierchen kommt hierher am Freitag niemand vorbei, wenn Elektro-DJs dumpfe Bässe zwischen den dunklen Wänden vibrieren lassen. Nachbarn, die sich an diesem wunderbaren Wahnsinn stören könnten, gibt es keine.

Eine Freundin lebt jedoch nah genug bei der Gruam, dass ihr eines Nachts das Radl geklaut wurde. Bei einem Spaziergang durchs Viertel hat sie es vor der Gruam wiedergefunden. Ich landete zuletzt an einem Mittwoch in der Gruam, als im Umkreis nichts mehr offen hatte. Als ich mit einem Freund die Kneipe betrat, legte ein DJ absolut schrecklichen Dancehall-Techno-Crossover auf, einige Stammgäste saßen ungerührt von der Musik an der Bar und tranken Bierchen (Augustiner vom Fass, 4 Euro) - und wir tranken mit einem Mitarbeiter und dem DJ die Noagerl aus Schnapsflaschen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Bananenlikör darunter war, auch wenn dieses fürchterliche Getränk nicht auf der Karte steht (stattdessen Tequila, 3 Euro). Nachdem alle Noagerl getrunken waren, wurde die Gruam abgeschlossen und wir fuhren alle ins Pimpernel.

Das mag alles nach schwerer Körperverletzung durch Musik und Getränke klingen, war aber unheimlich heiter. Und es sei hinzugefügt, dass die elektronische Musik in der Gruam in der Regel exzellent ist. Mit Boazn hat das zwar nichts mehr zu tun, aber Hauptsache heiter und laut.


Thalkirchner Str., 114, Mi bis Sa, 20 bis maximal 6 Uhr, je nach Feierlaune

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