Zukunft der Gastronomie? In München kommt jetzt ein Bier-Roboter zum Einsatz

Die Bierothek hat einen Roboter entwickelt, der Menschen das passende Bier empfiehlt. Ein Bier-Sommelier hat den Bierobot in München herausgefordert.
von  Ruth Frömmer
In der Bierothek am Gärtnerplatz gibt es 350 Biersorten.
In der Bierothek am Gärtnerplatz gibt es 350 Biersorten. © Hannes Magerstaedt

Gärtnerplatz – Der Kampf Mensch gegen Roboter hat Münchens Heiligtum erreicht: das Bier. Am Freitag hat die Bierothek am Gärtnerplatz Passanten gebeten, sich vom neu entwickelten Bierobot ein Bier empfehlen zu lassen. Zusätzlich empfahl ihnen der Bier-Sommelier und Store-Manager Dario Stieren ebenfalls ein Bier. Bei einer Blindverkostung sollten die Probanden dann entscheiden, welches ihnen besser schmeckt.

Warum man die Künstliche Intelligenz (KI) jetzt auch fürs Biertrinken braucht, erklärt Christian Klemenz, Gründer und Geschäftsführer der Bierothek. Der Handel für besondere Biere mit Hauptsitz in Bamberg und mehreren Filialen in Deutschland und Österreich hat auch einen Onlineshop.

Dario Stieren empfiehlt den Probanden ebenfalls ein Bier.
Dario Stieren empfiehlt den Probanden ebenfalls ein Bier. © Hannes Magerstaedt

Bierothek am Gärtnerplatz: Hier "arbeitet" jetzt ein Bierobot mit KI

Wer dort auf der Suche nach etwas Besonderem ist, wird von einem Sortiment aus über 600 Bieren erschlagen. Im Laden stehen Experten und können durch gezieltes Nachfragen Empfehlungen abgeben. Das möchte Klemenz jetzt auch online anbieten und hat deshalb in Zusammenarbeit mit dem Diplom-Bauingenieur Axel Kiesbye den Bierobot entwickelt.

"Einen fünfstelligen Betrag, viel Arbeitszeit und Personal" hat die Bierothek in das Projekt gesteckt. Die Daten wurden zum Teil selbst eingespeist, aber das meiste zieht die KI sich aus dem Netz. Zum Beispiel, wie Menschen ein bestimmtes Bier beschreiben. Mit diesen Daten und dem Wissen von Kiesbye wurde und wird der Bierobot gefüttert.

Wiesnbier? Eine unlösbare Aufgabe für den Roboter in der Bierothek in München

Wer auf der Suche nach einem Bier ist, bekommt ein paar Fragen gestellt und anschließend fünf Biere zur Auswahl. Bei der Reporterin dauert das nur eine halbe Minute. Die KI fragt, was man grundsätzlich gerne trinkt, zum Beispiel Helles oder Dunkles, ob man lieber Bier aus der Flasche oder Dose mag, eher ein würziges, blumiges oder getreideartiges Aroma.

Die erste Eingabe der Reporterin, "Pils und Wiesnbier", ist eine Herausforderung für den PC: Wiesnbier kennt er nicht und fragt nochmal nach. Mit dem Ersatz "würziges Bier" kann der Bierobot arbeiten und spuckt am Ende drei verschiedene Pilssorten aus. Wir entscheiden uns für das Gold-Pils von Fässla.

Dario Stieren kann mit dem Wunsch nach einem Bier, das wie auf der Wiesn schmeckt, natürlich etwas anfangen und schlägt am Ende ein belgisches Leffe vor. Verkostet wird im neutralen Glas. Das Pils ist würzig und hopfig, das belgische Bier voller und sehr aromatisch. Wäre es nicht erst 10 Uhr, hätte die Reporterin es direkt ausgetrunken. In ihrem Fall also 1:0 für den Bier-Sommelier.

Proband William beantwortet die Fragen des Bierobots.
Proband William beantwortet die Fragen des Bierobots. © Hannes Magerstaedt

Der nächste Passant, William, will ein alkoholfreies Weißbier probieren. Bei ihm macht die Empfehlung des Roboters das Rennen. Die Studentinnen Nellie und Hannah sind als Nächstes dran. Nellie trinkt gerne Helles. "Aber erst seit ich in München bin", erzählt sie. Der Bierobot empfiehlt ihr ein Augustiner, Dario Stieren ein Bier mit Kirschen – und sie ist begeistert von dem roten Getränk: "Das schmeckt so gut und ich würde nicht mal merken, dass es Bier ist!"

Nellie (l.) mit ihrem Kirschbier und Hannah mit ihrem Weißbier. Und weil die beiden gerade aus einer Uni-Prüfung kamen, hat ihnen das Bier am Freitag besonders gut geschmeckt.
Nellie (l.) mit ihrem Kirschbier und Hannah mit ihrem Weißbier. Und weil die beiden gerade aus einer Uni-Prüfung kamen, hat ihnen das Bier am Freitag besonders gut geschmeckt. © Hannes Magerstaedt

Bier-Test in München: Yuzu-Bier gegen dunkles Weißbier

Hannah trinkt gar nicht so gerne Bier, macht aber beim Test mit. Am Ende empfiehlt der Bierobot ihr ein dunkles Weißbier und Stieren ein Bier mit Yuzu. Letzteres ist ihr zu bitter, darum gewinnt wieder der Roboter. Am Ende ist das Rennen knapp ausgegangen. Neun Tester fanden das empfohlene Bier von Stieren besser, acht das vom Bierobot. Nicht schlecht für einen Roboter, der zum ersten Mal im Einsatz war.

Und Christian Klemenz versichert: "Der Bierobot ist noch in der Entwicklungsphase und wird immer besser." Am 23. April ist der Tag des deutschen Bieres. Dann kommt er zum ersten Mal im Onlineshop zum Einsatz. Aber Klemenz kann sich gut vorstellen, dass er in Zukunft auch für die Gastronomie oder den Lebensmittelhandel interessant sein könnte.

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