"Wolf’s Farmacy": Whiskey mit Speiseeis auf Rezept

Die Sodabar "Wolf’s Farmacy" ist einzigartig. Man kann die Sodas pur, mit Alkohol oder Speiseeis trinken. Manche Drinks explodieren. 
von  Jasmin Menrad
Nikolaus Meyer ist einer der drei Inhaber des verspielten neuen Ladens "Alles im Vintageland" in der Klenzestraße.
Nikolaus Meyer ist einer der drei Inhaber des verspielten neuen Ladens "Alles im Vintageland" in der Klenzestraße. © Daniel von Loeper

München - One Pint Whiskey, einzunehmen vier Mal täglich, verordnet der Arzt mit der ärztetypisch unleserlichen Schrift seinem Patienten im Jahr 1932. Einlösen könnte der halskranke Patient das Rezept direkt bei Wolfgang Götz (45) an der Bar in der ehemaligen Theaterklause, die nun Wolf’s Farmacy heißt. Dort hängen die historischen Rezepte – und Schnauzbartbilder.

Aus sechs Fässern kann sich der Patient einen Drink aussuchen, den Smoked Rusty Nail (11 Euro) mit Bowmore Single Malt und Drambuie oder Vieux Carré (11 Euro) mit Courvoisier Cognac, Knob Creek Rye Whiskey, Antica Formula Vermouth, Bitters und Benedictine.

Diese Alkoholgrundlage kann der Gast mit Limonade (3 Euro) auffüllen lassen. Und als Egg Cream oder mit Speiseeis trinken. Ja, Wolf gibt’s zu, noch nie musste er in einem seiner Läden (Zum Wolf und Little Wolf, beide in der Pestalozzistraße) so viel erklären. Denn Soda Fountain Bars sind hierzulande unbekannt. Wolf’s Faramacy ist der erste Laden in Deutschland. In Amerika sind die Soda-Bars aus den Zeiten der Prohibition schon seit Jahren sehr präsent. Die Prohibition mit ihren Flüsterkneipen war laut Wolf die Hochzeit der Barkultur.

Das steckt hinter dem Trend "Sodas"

Sodas sind selbst gemachte Limonaden, oder, um es in Wolfs Worten zu sagen: "Alles, was mit Kohlensäure versetzt ist." Das Soda-Wasser wird mit (meist selbst gemachten) Sirups wie Kaffee, Orange oder Wassermelone versetzt. "Die Leute sind ja so im Stress, die sollen auch untertags mal was Lustiges machen", sagt Wolf über die Idee seiner Soda-Fountain-Tagesbar.

Soda Fountain Bars ("Fountain", englisch für Brunnen) deshalb, weil die Getränke in die Luft gehen, wenn man gar zu ungestüm ist. Denn man kann die Sodas pur, mit Alkohol oder Speiseeis trinken. Die Eiskugel klemmt im Glas und wirft man sie in Gänze rein, kommt’s zum "Cola-Mentos-Effekt", das ist eine chemische Reaktion, die eine mächtige Sauerei macht – weshalb die Wände mit Latexfarbe gestrichen sind.

Nikolaus Meyer ist einer der drei Inhaber des verspielten neuen Ladens "Alles im Vintageland" in der Klenzestraße.
Nikolaus Meyer ist einer der drei Inhaber des verspielten neuen Ladens "Alles im Vintageland" in der Klenzestraße. © Daniel von Loeper

Funktioniert auch mit Vanilleeis in Cola, ein beliebtes Getränk in den Staaten. Oder man trinkt die Sodas oder die Alkohol-Sodas als Egg Cream. Das hat nichts mit Ei, aber viel mit Cream zu tun: mit Sodawasser aufgesprudelte Milch. Das erinnert geschmacklich an nichts, das man kennt, am ehesten aber an einen leichten, frischen Prohibitions-Milchshake.

Das Eck um die Klenzestraße 30 scheint seit gestern sowieso in einer anderen Zeitzone zu liegen: Denn im selben Haus hat zufällig das Geschäft "Alles im Vintageland" mit einer psychedelischen Optik eröffnet. Es ist Friseur (Termin - Telefon 76 68 93), Vintagemodesalon und Änderungsschneiderei zugleich.

Nebenan, in Wolf’s Farmacy, ist jeden Samstag der Barbier David Fechner im Hinterzimmer. Termin gibt’s keine, wer wartet, trinkt halt was Sprudeliges.

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