Wiener Schmäh am Stachus

Zum „Gloria Palast“ hat sich ein passendes Café gesellt: Das Gloria will mit Melange und Mehlspeisen Flair wie im Kaffeehaus bieten
von  Laura Kaufmann
Jetzt herrscht hinterm Stachus Wiener Kaffeehaus-Atmosphäre.
Jetzt herrscht hinterm Stachus Wiener Kaffeehaus-Atmosphäre. © Daniel von Loeper

Als die Göhrings beschlossen, beruflich eine neue Richtung einzuschlagen, führte die sie nicht in ihre Lieblingsstadt – lieber brachten sie ein Stück Wien nach München. Die Kaffeehauskultur genauer gesagt, mit dem „Café Gloria“. Beim Stachus, dort wo zuvor 23 Jahre lang das Bistro Rendezvous weilte. Der Gloria Palast wird im Sommer umgebaut: weniger Sitzplätze, ausgesuchte Art-House-Filme – und die Kinobesucher sollen vor oder nach der Vorführung im Café Gloria ein passendes Etablissement für Kaffee, Drinks und Kleinigkeiten vorfinden.

Vom Rendezvous ist nur der offene Kamin und die stilvoll geschwungene 50er-Jahre-Decke geblieben. Die Göhrings heben sie mit indirektem blauen Licht hervor, was vielleicht nicht wirklich ins Kaffeehaus-Konzept passt, aber abends ein schönes Licht gibt, wie Jürgen Göhring sagt. Für das adäquate Flair muss das Lokal noch die Patina ansetzen, die zum Charme eines schönen Kaffeehauses gehört – jetzt, zwei Wochen nach der Eröffnung, wirkt das Café Gloria noch, ja, neu und clean eben.

Schwarze Stühle mit rotem Samtbezug stehen an Marmortischen über den Raum verteilt, über dem Kamin wacht ein Plüschhirsch über die Szenerie. Was wie in einem Wiener Kaffeehaus funktioniert: die Zeit vergessen. Tageszeitungen liegen aus, das Wasser zum Kaffee schenkt die Bedienung gern nach. Kleiner und großer Brauner (2,40/3,90 Euro), Mokka (1,90), Melange (3,10) und Verlängerter (3,20) heißt das hier selbstverständlich. Nicht zu vergessen die heiter stimmenden Kreationen wie der „Advokaat“, ein großer Mokka mit Eierlikör und Schlagobers (4,90), oder der „Cafe Gloria“ mit Marillenlikör und Schlagobers.

Der Kaffee kommt von einer kleinen Rösterei bei Ebersberg, der „Martermühle“. „Die leben für Kaffee und rösten noch auf die traditionelle Art“, sagt Göhring. Ähnlich passioniert arbeitet der Bäcker in Perlach, sagt der Wirt, von ihm kommen die Strudel, Kuchen und Torten. Für einen Euro gibt’s zum Kaffee ein Stück saftigen Guglhupf nach einem Rezept von Göhrings Oma. Wer es deftiger mag, bestellt Hühnerfrikassee, Schweinegeschnetzeltes Züricher Art oder ungarisches Gulasch (6,90), außerdem gibt’s Wurst-Brotzeit, Suppe und Salate (3,10 – 5,90).

Wenn es bald richtig heiß wird, lockt der ruhige Innenhof. Jetzt, in der Frühlingssonne, sitzen die Gäste gern an den paar Tischen direkt am Stachus. Und trinken nach dem Weißwurstfrühstück mal Mokka statt Espresso. 


Karlsplatz 5, geöffnet täglich von 9 – 21 Uhr, www.cafe- gloria.com, Tel.: 55 75 55

 

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