Wien lebt in Neuhausen

Im neuen „Kaffee, Espresso – Kolonial“ leben fast schon in Vergessenheit geratene Kaffeehausspezialitäten wieder auf.
von  Florian Zick
Wer weiß schon noch, dass ein "Maria Theresia" eine Wiener Kaffee-Spezialität mit Orangenlikör ist? Im "Kaffee, Espresso - Kolonial" in Neuhausen erleben diese alten Kaffeesorten ein Revival.
Wer weiß schon noch, dass ein "Maria Theresia" eine Wiener Kaffee-Spezialität mit Orangenlikör ist? Im "Kaffee, Espresso - Kolonial" in Neuhausen erleben diese alten Kaffeesorten ein Revival. © Daniel von Loeper

Im neuen „Kaffee, Espresso – Kolonial“ leben fast schon in Vergessenheit geratene Kaffeehausspezialitäten wieder auf. 

]Man muss Thomas Leeb eigentlich nicht fragen, ob er schon bei Starbucks war und bei der San Francisco Coffee Company. Natürlich war er da, allein schon aus beruflicher Neugier. Vermutlich hat er sogar schon jeden einzelnen Laden in München besucht. Ein gutes Wort hat er für die moderne Kaffeehauskultur allerdings kein einziges übrig. 

„Wir verarmen im Stil der Coffeeshops”, sagt Leeb. Und wer, wenn nicht er, sollte sich so ein Urteil erlauben dürfen? Leeb bildet Barista aus, er gibt Fachliteratur über Kaffee heraus, in einer Werkstatt lässt er alte Kaffeemachinen reparieren. Er macht auch sonst noch so einiges andere. Kurzum: Wenn es um Kaffee geht, dann ist Leeb eine richtige Autorität. 
 
Vor etwa drei Wochen hat er in der Donnersbergerstraße in Neuhausen nun das „Kaffee, Espresso – Kolonial“ aufgemacht, ein Kaffeehaus im alten Wiener Stil. Ein paar Straßen weiter betreibt Leeb bereits ein Ladencafé mit ähnlich sperrigem Namen, das „Kaffee, Espresso & Barista“. Doch dort war nicht genügend Platz für die ganzen Bugholzstühle, die antiquarischen Werbeplakate und die alten Kaffeemaschinen, die sich bei Leeb über die Jahre angesammelt haben. 
 
Leeb hat früher ein Lokal geführt, 23 Jahre lang. Dabei hat er gemerkt, wie schwierig es in der Gastronomie sein kann, einen guten Kaffee anzubieten. „Die Leute trinken ja nicht zufällig fast nur noch Cappuccino und Espresso“, sagt er. Der einfache Brüh-Kaffee jedenfalls habe durch die ganze Technisierung komplett an Ansehen verloren. „Das Zeug aus dem Vollautomaten schmeckt einfach nur schlecht“, sagt Leeb.
 
Aus dieser Erfahrung heraus hat Leeb einen Feldzug für den guten Geschmack angetreten. In seinem neuen Kaffeehaus hat er, abgetrennt durch Türen aus einem Schloss in Frankreich und umweht von sanfter Jazz-Musik, ein Büro bezogen, wenn man so will die stilvoll eingerichtete Kommandozentrale, von der aus Leeb sein Kaffeeimperium steuert. 
 
Mit dem „Kaffee, Espresso – Kolonial“ gibt es nun noch ein bisschen mehr zu steuern. Um die 15 verschiedene Sorten hat Leeb im Sortiment: Türkischen Mokka, einen „Großen Braunen“ aus Österreich oder den fast schon in Vergessenheit geratenen „Maria Theresia“ mit Orangenlikör und Sahne. Jede Tasse kostet um die 2,50 Euro. Dazu gibt es verschiedene Kuchen und kleines Gebäck. „Bei uns gibt es eine ganze Menge zu entdecken“, sagt Leeb.

Donnersbergerstraße 39, täglich 8-19 Uhr, Tel.: 200 60 566
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