"Wabi Sabi Shibui": Auf einen japanischen Drink
München - Das Wort kann sich mancher Münchner nicht so gut merken: Wabi Sabi Shibui. Doch die Idee dahinter, eine Gegenbewegung zu strengen Regeln und teurem Klimbim, dürfte vielen nahe sein.
Wabi Sabi Shibui ist eine Philosophie, die aus der japanischen Teezeremonie des 13. Jahrhunderts kommt und nach dem Krieg aus der Not heraus entstand. Weil bald auch die Bohème Tee aus zusammengeklebten Tassen trank, wurde nach dem Tee auf Alkohol umgeschwenkt.
Getränkeauswahl: Die neue Bar ist sehr reduziert
Japan und Genuss sind Themen, denen sich Klaus St. Rainer verschrieben hat. Ihn kennt ein jeder Münchner Genießer, weil er mit seiner Partnerin Leonie von Carnap die Goldene Bar im Haus der Kunst betreibt. Jetzt eröffnen sie zusammen in der Ludwigstraße ein Tagescafé mit Concept Store und Bar. Zu viel auf einmal? Nein, denn die neue Bar wird sehr reduziert sein.
"Du hast ein Lieblingsgericht", sagt St. Rainer "und lässt eine Zutat weg. Ist es dann immer noch dein Lieblingsgericht?" St. Rainer hat im Shibui sehr viel weggelassen: Von jeder Spirituose wird es nur einen Vertreter geben. Einziges Säuerungsmittel ist die Limette. Auch am Zucker wird gespart. Nur die Auswahl an Sake und japanischem Whiskey wird größer sein. Geschüttelte Drinks werden nicht gemacht.
Im Wabi Sabi Shibui gibt es 60 Plätze
Im integrierten Laden werden Produkte langjähriger Partner verkauft: Klaus Lohmeyer von der Werkstatt München hat ein eigenes Sushi-und-Sake-Set für das Shibui entworfen, es gibt Blumen, Metallarbeiten und Weine. Dazu serviert St. Rainer ab 8 Uhr klassisches Frühstück wie japanische Pancakes, aber auch Schokocroissants und Espresso von Johannes Bayer aus Dachau für 2 Euro. Denn "zu Miso-Suppe am Morgen sind die wenigsten bereit", sagt St. Rainer.
30 Plätze sind drin, 30 in der Sonne. Zum Mittag gibt's eine übersichtliche Karte mit der Interpretation japanischer Rezepte von Küchenchef Jacob Weis, der vorher im Drunken Dragon war.
"Ich genieße es in anderen Metropolen, wenn sich die Menschen nach der Arbeit in den Bars für einen Drink treffen", sagt St. Rainer. Ein Hopfenspiel (4 Euro) etwa, ein leicht gebrautes Bier, wie Radler, nur ohne Limo. Weil’s genug Nachtschwärmerbars in München gibt, soll sein Shibui eine Bar für einen gepflegten Drink am Nachmittag sein. Geschlossen wird kurz nach Mitternacht. Bis dahin gibt’s etwa den Saketini (12 Euro) mit einer rohen Garnele aus Bayern, serviert im Holzschälchen. Im Drink kommt das feine Holzaroma durch. Nur zerbrechen kann das Schälchen nicht. Wenn aber was kaputt geht, dann wird erstmal geklebt. Wabi Sabi Shibui, Sie wissen schon.
Wabi Sabi Shibui, Ludwigstraße 11, Montag bis Samstag 8 bis 24 Uhr
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