Vom Tellerwäscher zum Landstorfer

Als Austausch-Student aus Kairo kam der Wirt des neuen Lokals am Elisabethmarkt nach München und blieb. An Ägypten erinnert hier nichts – er hat eine bayerische Wirtschaft modern interpretiert
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Nicht beschränkt auf bayerische Küche: Es gibt auch Fleischgerichte, Pasta, Salate und Kreationen wie hier die Scampi mit Tomatenreis.
Daniel von Loeper 3 Nicht beschränkt auf bayerische Küche: Es gibt auch Fleischgerichte, Pasta, Salate und Kreationen wie hier die Scampi mit Tomatenreis.
Im Café Schwabing lernten sie sich kennen, jetzt führen sie ihr eigenes Lokal: Omar und Heike Landstorfer.
Daniel von Loeper 3 Im Café Schwabing lernten sie sich kennen, jetzt führen sie ihr eigenes Lokal: Omar und Heike Landstorfer.
Schöne Aussicht: Von der Terrasse aus haben die Gäste das Treiben Richtung Elisabethmarkt im Blick.
Daniel von Loeper 3 Schöne Aussicht: Von der Terrasse aus haben die Gäste das Treiben Richtung Elisabethmarkt im Blick.

Über 20 Jahre ist es her, da stand der ägyptische Austauschstudent Omar in der Küche vom Café Schwabing und spülte Teller. Gerade hat ihn sein Ex-Chef von damals besucht, stolz – vom Tellerwäscher zum Millionär, hat er zu Omar Landstorfer gesagt. „Ganz so ist es auch nicht”, sagt Landstorfer, „ich will nur friedlich und gut leben mit meiner Familie – und jetzt bin ich glücklich, Pächter von diesem tollen Lokal zu sein.”

Das tolle Lokal liegt direkt am Elisabethmarkt und hieß lange „Spanferkel”, die Gäste hatten zünftige Hausmannskost auf den Tellern. Eine bayerische Wirtschaft ist es geblieben, das jetzige „Landstorfer”, auch wenn das auf den ersten Blick nicht so scheint: Die hellen Holzbänke und -Tische glänzen frisch poliert, Filz dient als Sitzpolster. Das Herz des Raumes ist die lange Bar, schlicht gehalten. Die Wände nutzen Künstler als Galerie, hohe Fenstertüren fluten das Ecklokal mit Sonnenlicht.

Ein bayerischer Koch macht Leberkäse mit Spiegelei und Kartoffelsalat (6,90 Euro) bis Ente mit Knödel und Blaukraut (11,50 Euro), ein Franzose bereitet Pasta und Salate und wechselnde vegetarische Gerichte wie Sellerieschnitzel im Parmesanmantel auf Pappardelle (6,90 Euro) zu. Die Gäste mögen besonders, dass sie zu ihrem Fleisch die Beilagen einzeln wählen können, sagt Omar Landstorfer. Mittags gibt es Menüs für unter zehn Euro, außerdem eine große Frühstückskarte.

„Ich bin total froh, wie das Lokal nach den paar Wochen schon läuft”, sagt der Wirt. „Letzten Sonntag zum Weißwurstfrühstück waren wir voll.” Er will jedem etwas bieten, der 94-jährigen Nachbarin, die jetzt vier Mal die Woche zum Essen herunterkommt, genauso wie den jungen Leuten, die sich über die Happy Hour mit Cocktails für 3,90 Euro und Fußball-Übertragungen freuen. Einmal im Monat lädt Landstorfer Sänger oder Bands ein – wenn nicht, darf auch mal der elfjährige Karim mit seinem iPod die Musik spielen, seine Schwester Alina hilft im Service mit.

Und Heike Landstorfer schmeißt die Tagschicht, bringt den Leuten, die vor dem Lokal sitzen und das Treiben Richtung Elisabethmarkt beobachten, Kaffee, Mittagessen und bald hausgemachten Kuchen. Im Café Schwabing haben sich die Landstorfers kennen gelernt, die strohblonde Bayerin vom Tegernsee und der Student aus Kairo, der sich erst in München verliebte, dann in die Heike.
„Meine Frau kann herrlich backen, sie hat das von ihrem Vater”, sagt Omar Landstorfer. „Er ist ein toller Konditormeister. Für ihn bin ich wie ein Sohn – deswegen habe ich den Namen meiner Frau angenommen, als wir geheiratet haben.” Jetzt heißt nicht nur die bayerisch-ägyptische Familie Landstorfer – sondern auch ihr Lokal.

Franz-Joseph-Straße 45, täglich ab 9 Uhr, www.landstorfer-restaurant.de, Tel.33035799

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