Veganes Restaurant "Gratitude": Kommen wir uns näher

Im veganen Restaurant "Gratitude" in der Türkenstraße gibt man schnell auf, das Essen fotografieren zu wollen – und genießt es lieber.
von  Anja Perkuhn
Dorte Zander vom veganen Restaurant "Gratitude" mit dem Avocado-Gericht mit frittiertem Tempeh.
Dorte Zander vom veganen Restaurant "Gratitude" mit dem Avocado-Gericht mit frittiertem Tempeh. © Daniel von Loeper

Im vegane Restaurant "Gratitude" in der Türkenstraße gibt man schnell auf, das Essen fotografieren zu wollen – und genießt es lieber.

Maxvorstadt - Ich wünschte, mein Wohnzimmer wäre ein bisschen mehr wie das "Gratitude": von einer unaufdringlichen Eleganz, in der aber auch Menschen in Jeans und Schlabberpulli und mit Gesichtstattoo oder Nasenpiercing entspannt ihren Platz finden.

Es gibt einige schöne vegetarische und vegane Restaurants in München – aber in keinem kommt man abends so schnell an und runter von all dem Alltagsmurks, wie in diesem.

Der Trick ist wahrscheinlich das Licht. Viele andere Läden – vor allem Bars – drehen ja gern die Musik etwas lauter als nötig, damit die Gäste sich etwas lauter unterhalten müssen und es von außen immer so aussieht, als würde drinnen die ausgelassenste aller Stimmungen seit dem WM-Sommer 2006 herrschen.

Im Gratitude dimmen sie stattdessen das Licht ein bisschen mehr als nötig. So rücken alle, die gemeinsam gekommen sind, noch etwas näher zusammen und es wird angenehm intim in dem schlicht eingerichteten Restaurant.

Außerdem gibt man auch sehr schnell das Unterfangen auf, das Essen fotografieren zu wollen. Es sieht nämlich auf einem aufgehellten, nachgefilterten Handyfoto nicht annähernd so appetitlich aus wie in der Realität – also lässt man’s sein und genießt einfach in aller Ruhe.

Hier staunt vor allem der Nicht-Veganer

Und wie! Vegan, frisch und hausgemacht sind die Gerichte, die Zutaten sind natürlich und möglichst lokal gewachsen. Das Drei-Gang-Menü ohne Getränke gibt’s für 31 Euro – zum Beispiel an diesem Samstagabend (Reservierung empfohlen) drei üppige Tapas pro Tisch, ein Hauptgericht nach Wahl und Cashew Cheesecake, dazu ein Viertel Grüner Veltliner (4,80 Euro) und ein Craft Beer aus der Region (3,20).

Bei den Vorspeisen setzen wir auf die Empfehlung der Bedienung: Das ging noch nie schief. Falafel mit Hummus, vegane Tacos und gegrillte Gurken. Jawohl: gegrillte Gurken. Unbedingt probieren. Der Hauptgang dann: ein wunderbar frisches Risotto und ein Avocado-Gericht mit frittiertem Tempeh. "Da braucht man ja wirklich kein Fleisch", staunt die Begleitung.


Gegrillte Gurken? Unbedingt probieren! Foto: ape

Der Cheesecake ist auch ohne Sahne so cremig, dass ich nicht nur mich selbst hineinlegen möchte, sondern mindestens noch die nächsten beiden Generationen nach mir.

Und so blöd es auch klingen mag, wenn man nicht selbst gekocht hat, aber: Als Vegetarier gibt es wenig schönere Gastro-Momente, als wenn ein Nicht-Vegetarier vor einem sitzt und bei jedem einzelnen Gang vor sich hin staunt, wie fein und raffiniert doch vegane Küche sein kann.

Sobald ich das Licht in meinem Wohnzimmer gedimmt habe, hänge ich übrigens Abzüge der Essensbilder auf, die Gratitude-Küchenchef Patrick Janoud über die sozialen Medien teilt. Dann wird’s richtig gemütlich.


Gratitude, Türkenstraße 55. Dienstag bis Samstag 12 bis 15 Uhr und 18 bis 24 Uhr. Montag Ruhetag. Tel: 88 98 21 74

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