"Uncle Chen": Für welche Anlässe sich das neue Asia-Lokal in München eignet – und welche nicht
Maxvorstadt - Die erste Vermutung: American Diner. Ein kompakter Raum mit Imbissstühlen, Neonreklamen, offener Küche. Und die Frontseite hebt sich in den rot-weiß-blauen Farben der US-Flagge ab. Auf den zweiten Blick stechen chinesische Schriftzeichen ins Auge, englische Wandsprüche, in denen es um "noodles" und "baos" geht und spätestens beim Namen "Uncle Chen" beschleicht einen der böse Verdacht, in einer amerikanisch-chinesischen Fusionsküche gelandet zu sein.
Ein Blick auf die Speisekarte beruhigt: keine asiatischen Mac and Cheese. Keine amerikanischen Frühlingsrollen. Nur Baozi und chinesische Nudeln, dazu eine kleine Auswahl an Vor- und Nachspeisen. Das Konzept von "Uncle Chen" in der Maxvorstadt ist klar und authentisch. Die Imbiss-Atmosphäre bleibt.
Chinesisches Restaurant Uncle Chen in München: Lange sollte man hier nicht sitzen
Kaum zehn Minuten nach der Bestellung steht das Essen auf dem Tisch: Die gefüllten Baozi (4,20 Euro) sind gedämpfte Teigtaschen und wunderbar luftig. In der Chicken-Variante überlagert der kräftige Shiitake aber das Hähnchen. Der marinierte Gurkensalat (5,50 Euro) hat eine angenehme Schärfe. Und dann kommen die Hauptgänge in amerikanischen Portionsgrößen: gewaltige, blaue Schalen, darin dampfende Nudeln mit verschiedenen Einlagen, zum Beispiel Rind (13,50 Euro) oder Erdnüssen (9,90 Euro).

Die Preise sind fair kalkuliert, die Portionen großzügig, das Essen wird schnell geschickt – was notwendig ist, denn länger hält man es auf den harten Imbissstühlen nicht aus. Vielleicht ist das Teil des Konzepts, ein hoher Durchlauf gewollt. Reservieren kann man im "Uncle Chen" jedenfalls nicht; wenn ein Platz frei ist, ist ein Platz frei und wenn nicht, heißt es Warten. "Wir sind eine Mischung aus Restaurant und Imbiss", erklärt Inhaberin Yina Xu.
Den Gerichten fehlt es im Uncle Chen ein wenig an Raffinesse
Das wird immer wieder deutlich: Die Karte gibt es nur digital. Die Essstäbchen stehen in Körben auf dem Tisch. Das Wasser in der Flasche (3 Euro) wird ohne Glas gereicht. Die Kellner sind freundlich, aber keinem Tisch fest zugeteilt, sodass wir von drei verschiedenen Mitarbeitern bedient werden. Oft stehen Menschen im Eingangsbereich, warten darauf, dass Plätze frei werden. Und wer einen Sitz ergattern konnte, teilt ihn sich mit weiteren Besuchern an den langen Holztischen.
Die Gerichte schmecken durchweg solide, aber erwartbar; es fehlt ein wenig die Raffinesse: Das Rind ist beispielsweise schön gegart, die Sauce ordentlich abgeschmeckt, die dazugereichten Karotten und Gurken bleiben eher blass.
Uncle-Chen-Inhaberin Yina Xu ist bereits mit dem Mamma Bao in München erfolgreich
Asiatische Nudeln in Bowls sind schon seit einiger Zeit sehr beliebt und der Grundgeschmack im "Uncle Chen" ist gut, aber nicht neu. Allein Inhaberin Xu betreibt mit den Mamma Baos zwei weitere chinesische Restaurants, die ähnlich konzipiert sind und sehr erfolgreich laufen. Die Neueröffnung will nun nachziehen.

"Unsere Neonlampen und Imbissstühle sollen an Street Food erinnern", erklärt Xu und letztlich ist es eine Frage der Erwartungshaltung: Man kann im "Uncle Chen" schnell und ordentlich zwischen zwei Terminen essen. Wer einen gemütlichen Abend mit Freunden verbringen will, findet in München bessere Alternativen.
Heßstraße 37, 80798, Mo-Fr: 11.30-15 Uhr & 17.30-22 Uhr, Sa/So: 12-22 Uhr
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