Süß wie Sahnetorte

Fast möchte man das Nona’s schrumpfen und mit nach Hause nehmen, um den ganzen Tag davor zu stehen, die Hände zusammenzuschlagen und „Ach wie süß!“, und „Ach, wie putzig!“ zu rufen. Man unterlässt es dann doch. Zum einen ist das Schrumpfen noch nicht erfunden, zum anderen würden die Kuchen in der Vitrine dann so winzig klein. Was jammerschade wäre, denn ein kleiner Probier-Haps von den Mohn-Schmand-Kuchen oder Nuss-Nougat-Rum-Kuchen, den Käsekuchen mit Heidelbeer oder den Scheiterhaufen mit Vanillesauce ist einfach zu wenig.
Nichtsdestotrotz: Das Café ist zuckersüß, wie eine barocke Puppenstube in Rosa und weiß eingerichtet, mit verschnörkelten Stühlen und Spitzenvorhängen. Leise, klassische Musik untermauert das Gefühl, in alte Zeiten gefallen zu sein, die Bedienungen tragen rosa Gewänder mit rüschigen Schürzen. Veronica Nissl wirkt hier wie in ihrer natürlichen Umgebung, „bei mir zuhause schaut’s fast genauso aus“, sagt sie.
Nona ist ihr Spitzname aus Kindertagen. Die liebe zu Antiquitäten und alten Sachen hat sie aus unkonventionellem Elternhaus mitbekommen – ihre Mutter und deren eineiige Zwillingsschwester zogen ihre gleichaltrigen Kinder unter einem Dach groß. Die Familienporträts in Sepia hat Nissl an die Wand ihres Cafés gehängt.
Gewisse Entwicklungen der Moderne sind es auch, denen sie einen Kontrapunkt setzen möchte mit ihrem Café. Den Kaffeeketten zum Beispiel, – „quadratisch, praktisch, gut – und austauschbar“, sagt sie. Grande Latte to go kommt ihr nicht ins Haus, „ich schütte doch den guten Kaffee nicht inPappbecher“. Bei ihr sollen sich die Gäste eine Auszeit gönnen, Zeit nehmen zum Genießen. Denn Zeit nimmt sich die gelernte Hotelfachfrau auch – für ihre Kuchen. Die sind mit Liebe gemacht und mit hochwertigen Zutaten, echter Butter natürlich und dem Mehl aus der Münchner Kunstmühle.
„Die kann ich nicht für zwei Euro das Stück verkaufen, das geht einfach nicht“, sagt Nissl. Ab 3,50 Euro kostet ein Stück Kuchen. Dafür sind das Portionen, die satt machen.
Der Großkampftag im Nona’s ist natürlich der Sonntag, wenn die Kaffee-Kuchen-Sehnsucht am größten ist. Dann kann die Schlange vor der Theke schon mal länger werden. Und an den Tischen nehmen Leute Platz, die in der Puppenstube frühstücken wollen. Unter der Woche gibt es neben den Toasts und Tramezzini wechselnde Mittagsgerichte für die Herzhaften, die eine schnörkelig-romantische Auszeit suchen.
Und eine Auszeit soll es sein, die Chefin mag es nicht besonders, wenn die Laptops aufgeklappt werden. WLAN suchen die Business-Menschen vergeblich.
Lieber sollten sie noch ein freies Plätzchen in ihrem Magen suchen. Für eine Brombeer-Donauwelle vielleicht oder einen Kirsch-Vanillecreme-Kuchen. Vielleicht wünscht man sich dann wieder ein bisschen, die Kuchen jetzt kleiner schrumpfen zu können. Um noch mehr davon zu probieren. Aber die nächste Auszeit bei Nona’s kommt bestimmt.
Herzogstraße 78, Mo. bis Fr. 9 – 18 Uhr, Sa. und So. 10 – 18 Uhr, www.nonas.info, Tel.: 30 65 70 70