Strudel am See
Es ist dieser Blick über die steinernen Löwenköpfe auf die glitzernde Wasseroberfläche, der manchen Gast wünschen lässt, er müsse nie wieder von seinem weißen Plastikstuhl aufstehen. „Unser Starnberger See ist der Königssee, einer der markantesten Punkte in Bayern“, sagt Fritz Häring, „und das hier ist der Königsplatz.“
Der gelernte Koch sitzt entspannt vor dem Midgardhaus, in dem er lebt, kocht und stadtbekannten Strudel backt, später wird er eine Runde durch den See schwimmen. „Ich weiß das hier schon zu schätzen“, sagt Häring. Seit neuestem vermietet er auch Suiten an die, die seinen Ort länger als einen Restaurantbesuch genießen wollen.
Gerade 27 Jahre alt war er, als er das Midgardhaus aus dem Jahre 1853 wieder herrichtete. Eine Bürgerinitiative hatte das ehemalige Landhaus des Grafen und seinen Gästen gerettet; an seiner Stelle hätte ein Hotel entstehen sollen. Der junge Koch, gerade zurück aus Amerika, reparierte viel selbst, richtete das Lokal ein wie ein Wohnzimmer und dachte sich, „Mensch, wenns’t da wohnen darfst, ist’s auch nicht verkehrt.“
Und sehr viele Leute fanden es gar nicht verkehrt, beim Häring einzukehren – für ein paar Jahre hielt seine Küche sogar einen Stern. Warum es auch Prominenten so gut bei ihm gefällt, erklärt Fritz Häring sich so: „Ich bin ein Typ, der würde auch wenn Brad Pitt da sitzt einfach hingehen und sagen, Servus, was magst denn trinken – bayerisches leben und leben lassen eben.“
Irgendwann hat er angefangen, Fotos mit den Leuten zu machen, Leslie Nielsen und Bundeskanzlerin Angela Merkel, Calvin Klein und Joe Cocker, Otto Waalkes und Peter Maffay hängen gerahmt mit ihm auf dem Weg zur Toilette. Rocker, die spontan ein Ständchen über den See schmettern und Manager, die betteln, der Wirt möge sich auch mit ihrem Schützling fotografieren lassen – das Midgardhaus hat viel gesehen.
Härings Passion aber ist das Kochen. Manchmal macht er das auch im Fernsehen, weswegen ihn auch Leute kennen, die noch nie im Midgardhaus gegessen haben. Das hat auch seinen Preis: Der gebratene Zander aus dem Starnberger See mit warmer Buttermilchsauce und Schmorkartoffeln etwa kostet 25,80 Euro, das gegrillte Renkenfilet mit Steinpilzragout und Petersilienkartoffeln 16,90 Euro.
„Fangfrische Fische sind hier ein großes Thema“, sagt Häring. Auch im Tutzinger Biergarten nebenan, um den sich Härings Frau Marlies kümmert, ist der Steckerlfisch beliebt. „Wir machen ehrliche, bayerische Küche – vom feinen Menü bis zur hausgemachten Pasta.“ Wer nicht so viel ausgeben mag, hält sich an die Pfannkuchensuppe, die für jeden Gast einzeln gemacht macht. Schmecken soll es. Und tut es. Noch im Herbst kommen die Gäste, sitzen eingewickelt in Decken, essen Strudel und finden, dass sie gerade am schönsten Fleck Bayerns sind.
Midgardstraße 3 – 5 in Tutzing, Di. bis So. 10 – 24 Uhr, haering-wirtschaft.de, Tel.: 08158 12 16
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