Showdown in der Show-Küche
München - Ganz schön kokett, das Mädel. Maria Krieger wäscht ihre Spinatblätter, als Starkoch Heinz Winkler dem Jury-Kollegen Mario Gamba eine Anekdote aus Aschau zum Besten gibt (dort steht sein Spitzenlokal „Residenz Heinz Winkler“). Da blickt Maria Krieger auf, lächelt schelmisch. Und sagt: „Aha. Aschau. Und was haben Sie da für ein Wirtshaus?“ Winkler, der Sterne-Maestro, schaut sprachlos. Dann fällt ihm doch was ein: „Stimmt eigentlich. In Bayern darf man Wirtshaus sagen. Oder? Kollegen?“
Und so beginnt am Donnerstagvormittag mit einem Lacher, was fünf aufgeregte Stunden später heiter enden wird: Das große Koch-Finale von Abendzeitung und Segmüller, für das der Parsdorfer Möbelgigant seine schicke Showküche im 3. Stock, mitten in der Küchenabteilung, zur Verfügung gestellt hat. Aus den vielen Rezept-Einsendungen der AZ-Leser zum „Koch-Wettbewerb 2013“, bei dem sich alles um die „Bayerische Küche“ dreht, hat die fünfköpfige Top-Jury (darunter Winkler und der italienische Starkoch Mario Gamba) fünf „Finalisten“ ausgewählt, die nun nebeneinander um die Wette kochen. Seit kurz nach 10 Uhr schnibbeln und klopfen sie, rühren, kneten, dämpfen, backen und braten.
Vom Platz der Finalistin Stefanie Winkler, die mit ihrem „Breznguglhupf“ antritt, ertönt der erste Wehschrei: „Autsch!“ Da ist das nagelneue scharfe Zwiebelmesser mal zu nah an den Daumen geraten. Pflaster drauf – weiter! Nebenan werkelt Gabriele Schäfer, die mit dem Zug aus dem fränkischen Karlstadt angereist ist, an den Vorbereitungen für ihr „Weißwurst-Schaschlik“. Eine aufwendige Eigenkreation, die sie mit einer durchgetakteten Zeitliste abarbeiten will („das hilft mir, wenn ich nervös bin“).
Gerlinde Korter aus Passau, die heute „Rehsteaks in Beerensauce“ servieren will, kämpft mit den Tücken des Induktionsherds („mit sowas hab ich noch nie gekocht“) und schaut ein bisserl aufgeregt auf die Jury-Profis. Die Chocolatiere Kerstin Spehr gehört dazu, Küchen-Meister Holm Schwarzer (Chef des Segmüller-Panorama-Restaurants) und AZ-Chefredakteur Arno Makowsky. Jessas, und das Fernsehen ist auch da, münchen-tv filmt für die Sendung „Schaufenster“! Schwarzer legt beruhigend den Arm um ihre Schultern, dreht ein paar Knöpfe – schon läuft’s.
Ganz still, beinahe meditativ, arbeitet der Münchner Finalist Peter Vitus an seinem aufwendigen „Ochsenbackerl“-Gericht. Drei Stunden braucht das Fleisch im Ofen. Dazu soll’s Feldsalat-Kartoffelpüree geben und: gebackenes Kartoffel-Sesam-Blatt. „Unglaublich, wie konzentriert und sauber er arbeitet“, murmelt Mario Gamba fasziniert, „das begeistert mich sehr!“
Die Profis inspizieren, probieren, flachsen und feixen mit den Hobbyköchen – und machen sich fleißig Notizen. „Angenehme Säure“, lobt Winkler die Balsamico-Biersauce, die Maria Krieger anrührt (um ihrem Nebenjob als „Bayerische Bierkönigin“ gerecht zu werden). „Obwohl ich ja finde, das Fräulein sollte lieber Wein trinken, Bier macht die Leut so grantig.“
„Ein bisschen mehr Salz und Milch“, empfiehlt Gamba Peter Vitus, schnappt sich den Schneebesen und rührt das Püree zu den Ochsenbackerln eine Spur lockerer.
Dann plötzlich Hektik am Herd von Stefanie Winkler. Zefix, der Breznguglhupf klemmt! Minutenlang klopft sie, jetzt ein bissl blass um die Nase, die Kuchenform gegen die Arbeitsplatte. Nix geht. Bis der Maestro herbeirauscht. Heinz Winkler bohrt seine Finger zwischen Teig und Formblech („aha, schlecht gebuttert“), stülpt das fluffige Trumm teilgerettet aufs Schneidbrettl und probiert: „Super schmeckt’s!“
Endlich: Probeessen am Jury-Tisch. „Mhmm!“ Begeisterung beim Breznguglhupf. Sehr fein die Rehsteaks – nur die Beerensauce sei „zu fruchtig“ geraten. Toll kreativ das „Weißwurst-Schaschlik“, wenn auch ein wenig zu „barock“ (Gamba). Beinahe perfekt die Ochsenbackerl, nur fehlt Salz, leider (Spehr). Weil „alle fünf eine fantastische Leistung gezeigt“ haben (Makowsky), vergibt die Jury am Ende gleich drei dritte Plätze. Kürt Peter Vitus zum Vizesieger und krönt Maria Krieger (die praktischerweise eh schon ihr Bier-Krönchen trägt), zur Koch-Siegerin.
Der große Moment für den Segmüller-Gesamtvertriebschef Reinhold Gütebier, der die üppigen Geschenke an alle überreicht. Für Maria Krieger heißt das: ein 1000-Euro Einkaufsgutschein, eine sündteure „Kitchenaid“-Maschine, ein Schwung edler Töpfe und Küchenmesser.
„Mei, ich freu mich“, jubelt sie – und witzelt: „Jetzt hab ich ja meine Aussteuer schon fast beieinander.“ Fehlt nur noch ein heiratswilliger Mann und eine Hochzeits-Location. Aber die dürfte sich ja leicht finden jetzt. In diesem „Wirtshaus“ zum Beispiel, draußen in Aschau.
Das Sieger-Rezept 2013
Seeteufel mit Spinat und Balsamico-Biersauce
Mit diesem Gericht hat sich Maria Krieger zum Siegerplatz gekocht:
Zutaten : 8 Stücke Seeteufel a 50 g, 400 g Spinat, 1 Schalotte, 1 Glas Fischfond, 1/8 l Sahne, 4 El Pils, 100 g Butter
Zubereitung: Spinat waschen und trocken schleudern. Schalotte schälen und klein schneiden. In einem Topf mit etwas Butter andünsten, mit dem Fischfond auffüllen und einkochen. Mit der Sahne auffüllen und gut durch kochen lassen. Die Butter untermontieren. Soll dick werden. Spinat in etwas Butter anschwenken, mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen, wenn er zu viel Wasser gezogen hat auf einem Sieb abtropfen lassen. Das Bier mit einem Mixstab unter diese weiße Sauce einmixen.
Für die Balsamicosauce: 3Schalotten, 8 Pfefferkörner, 2Lorbeerblätter, 1 Sträußchen Thymian, 1 Sträußchen Rosmarin, 1/4 l dunkler Balsamico, 1/4 l Kalbsfond, 150 g kalte Butter, 1/8 l Pils
Zubereitung: Schalotten schälen und in Streifen schneiden. In einem Topf mit etwas Butter anschwenken. Die Kräuter zugeben und mit dem Balsamico und Kalbsfond aufgießen, sirupartig einkochen. Mit dem Bier aufgießen und die Sauce durch ein Sieb schütten. Die kalte Butter unterrühren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Seeteufelstücke salzen, pfeffern, in ei- ner Pfanne mit Kernöl braten. Den heißen Spinat auf Tellern anrichten und mit der Balsamicosauce angießen. Die Fischmedaillons darauf geben und mit der weißen Sauce übergießen.