Schwulen-Bars in München: Immer in Bewegung

Schwule Kneipen und Bars in München: Das „Kraftakt“ in der Thalkirchner Straße begrüßt nicht nur schwule Gäste – Burger und Brunch ziehen ein lockeres Publikum an.
München - Dass das Kraftakt mal einen zehnten Geburtstag feiern würde, einen richtigen Kindergeburtstag mit Popcorn, Zuckerwatte und Wasserspritzpistolen, das war nach der Eröffnung der Kneipe nicht wirklich abzusehen. Der Anfang war hart – ein echter Kraftakt eben.
„Wir haben ein wenig ab vom Schuss der Hans-Sachs-Meile eröffnet“, sagt Ralf Dörre vom Kraftakt, das heuer elf Jahre alt wird. „So weit reichte für viele das Glockenbachviertel nicht.“ Was über die Anlaufschwierigkeiten geholfen hat: Der Mittwoch, an dem es zwischen 19 und 21 Uhr Bier für einen Euro gibt. Bis heute ist das so, und bis heute ist der Ansturm groß. Was noch geholfen hat: „Wir haben uns mit Hot-Spots im Café von Anfang an auf das Internet gestürzt, die schwule Community ist sehr online-affin“, sagt Dörre.
Heute kann sich das Kraftakt über mangelnde Besucher nicht beschweren. Jetzt, an diesem heißen Nachmittag, sitzt ein Trachtler mit Gamsbart am Tresen, die meisten Gäste fangen draußen auf der großen Terrasse ums Lokal die Sonnenstrahlen auf und schauen, wer alles so ins Viertel rein- und rausspaziert. Schwule Pärchen, hetero Pärchen, Zeitungsleser, Kaffeetrinker sitzen hier beisammen.
„An manchen Abenden würde ich das Kraftakt nicht als schwule Kneipe erkennen, wenn nicht das Personal wäre“, sagt Dörre. „Das hat sich auch geändert mit den Jahren. Die Leute haben heute weniger Berührungsängste – und bei uns ist jeder willkommen, dem es egal ist, mit wem sein Nachbar schläft.“
Gutes Essen wissen eben alle Gäste zu schätzen. Nachmittags die hausgemachten Kuchen oder Antipasti aus der Vitrine, dazu der Dinzler-Kaffee, Fair Trade aus einer bayerischen Rösterei. Mittags und abends Sandwiches und Salate, Pasta und den beliebten Kraftakt-Burger (9 Euro) trägt das Personal täglich zuhauf aus der Küche. Die meisten Hauptgerichte kosten zwischen 6 und 10 Euro.
Bei schönem Wetter kämpfen die Gäste sonntags um einen Platz auf der Terrasse, für 10,90 Euro brunchen sie gut und ausgiebig. Abends ist natürlich Prosecco schwer gefragt, auch die Cocktailkarte ist umfangreich.
Das Kraftwerk ist nach wie vor eine Anlaufstelle für schwule Männer. „Wir machen viel für die Community. Gerade hatten wir zum Beispiel unseren ersten Gay Sonntag auf dem Frühlingsfest“, sagt Ralf Dörre. Immer in Bewegung bleiben, Gutes anbieten, das hat sich das Kraftwerk zum Motto erkoren. Dörre: „Einfach nur eine schwule Kneipe sein – das ist heute kein Gastronomiekonzept mehr.“
Thalkirchner Straße 4, Mo. bis So. 10 - 1, Wochenende bis 3 Uhr, kraftakt.com, Tel.: 21 58 88 81