Seit Konstantin Weckers Zeiten war die Gaststätte am Obergiesinger Berg ein Musiklokal mit Livebühne. Jetzt ist daraus eine bayerische Wirtschaft geworden.
Billard ist eher ein feiner Sport, etwas für Gentlemen. Insofern hätte es irgendwie auch nicht gepasst, wenn man mit den gleichen Händen zum Queue gegriffen hätte, mit denen man sich gerade eben noch an einem Schweinsbraten zu schaffen gemacht hat. Aber schade ist es schon auch, dass die Billardtische jetzt weg sind.
Das ehemalige Kaffee
Giesing in der Bergstraße war Jahrzehnte lang ein sicherer Anlaufpunkt für Spiel, Spaß und Vergnügen. Der Liedermacher
Konstantin Wecker hatte in den Achtziger Jahre hier sein Studio. Nebenan betrieb er eine Musikbar mit kleiner Bühne. Und im Hinterraum standen eben zwei Billardtische, auf denen man in bierseliger Ruhe seine Duelle austragen konnte. Auch unter den letzten Pächtern war das noch so, als das Lokal Ellington hieß und von zwei studierten Musikern betrieben wurde. Jetzt hat sich das Konzept am Obergiesinger Berg aber grundlegend geändert.
Seit Anfang April ist das Lokal jetzt eine bayerische
Gaststätte, die unter dem einfachen wie einleuchtenden Namen Obergiesinger Wirtshaus firmiert. Schwere Holzstühle prägen jetzt das Erscheinungsbild des Gastraums. An den Wänden hängt hier mal ein Krickerl, dort mal das Bild eines Schuhplattlers. Zusammen mit den offen gelegten Backsteinwänden sieht das auf jeden Fall gemütlich aus.
Kulinarisch hat die Gaststätte einen klaren Schwenk Richtung bayerischer Küche vollzogen. Im Kaffee Giesing und im Ellington war die Karte mal mediterran, mal amerikanisch geprägt. Jetzt gibt es Ochsenbackerl mit Kartoffelstampf und grünem Spargel (13,80 Euro) oder ganz klassisch ein Wiener Schnitzel (18,50 Euro). Am Wochenende macht das Wirtshaus zudem schon am Vormittag auf, dann kann man dort auch frühstücken (4,50-12,90 Euro).
Bei den Getränken dominiert das Tegernseer (3,60 Euro), ergänzt um ein paar
Biere von der Brauerei Hopf aus Maisach. Am Sonntagabend wird im Obergiesinger Wirtshaus zudem zur Schnitzeljagd geblasen. Dann gibt es für 9,90 Euro Schnitzel so viel man essen kann. So gesehen ist das mit den Billardtischen gar nicht so dramatisch. Nach zehn Schnitzeln tut man sich mit dem Zielen vermutlich ohnehin recht schwer.